"Wer ist ein Antisemit?"

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Geschmackloser gehts nicht mehr, oder?

LynnCard, erzähl das mal den Sinti und den Roma, denen die keine Stimme haben wie die Juden. Oder den Schwulen und den Behinderten. Wenn Shimon schon weltweiten Judenhass bedenklich findet - und der Thread damit NICHT nur auf Deutschland begrenzt ist: Warum werden die Natives in den USA nicht so in den Vordergrund gestellt von einem Native? Was ist mit den vielen Millionen Toten in China, die Mao nur deswegen massakrieren ließ, weil sie u.a. auch einfach nur vom "falschen" Volk waren? Mehr als 20 Mio übrigens. Die Liste ist noch länger, die systematische Ausrottung eines Volkes war auch nicht die Idee des dritten Reiches, die industrielle Form davon leider schon. Seit 1945 finden immer wieder Pogrome statt - nichtmal gegen Juden. Schau mal nach Afrika ...


Als Schweizerin kannst Du das gar nicht nachvollziehen, was Ahorn eigentlich meint.
 
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Jetzt paßt mir wieder Antisemitismus besser: diese Frage ist verdammt schwierig. Ich neige meiner jüdischen Freundin zu glauben, es sind ALLE, zulang schon sind Juden Bauernopfer in nationalen Krisen, der Weg seit der ersten Vertreibung unübersichtlich lang, unzählige Tote zu beklagen und die Existenz des Staates Israel in Relation dazu prozentuell in zeitlicher Gegenüberstellung nur ein Bruchteil. Der Spielraum, um im Nahen Osten Fuß zu fassen im Grunde gering.
 
Geschmackloser gehts nicht mehr, oder?

LynnCard, erzähl das mal den Sinti und den Roma, denen die keine Stimme haben wie die Juden. Oder den Schwulen und den Behinderten. Wenn Shimon schon weltweiten Judenhass bedenklich findet - und der Thread damit NICHT nur auf Deutschland begrenzt ist: Warum werden die Natives in den USA nicht so in den Vordergrund gestellt von einem Native? Was ist mit den vielen Millionen Toten in China, die Mao nur deswegen massakrieren ließ, weil sie u.a. auch einfach nur vom "falschen" Volk waren? Mehr als 20 Mio übrigens. Die Liste ist noch länger, die systematische Ausrottung eines Volkes war auch nicht die Idee des dritten Reiches, die industrielle Form davon leider schon. Seit 1945 finden immer wieder Pogrome statt - nichtmal gegen Juden. Schau mal nach Afrika ...


Als Schweizerin kannst Du das gar nicht nachvollziehen, was Ahorn eigentlich meint.
Ja die Liste ist lang, Kambotscha, allein das Tragen einer Brille war schon Grund als Intellektueller zu gelten und hingerichtet zu werden ( ca. 2,2 mill. Menschen) Hutu gegen Tutsi 1994, Bosnienkrieg 1992 - 1995 Ausrottung ganzer Dörfer durch die Serben usw.
Alles in jüngster Vergangenheit geschehen, ist es nicht grundsätzlich so, dass wenns mich nicht betrifft und weit weg ist, wirds schon nicht so schlimm sein.
Es hat sich nichts geändert und es passiert immer noch, man kann es nicht nur auf eine Gruppierung beschränken.
 
Es hat sich nichts geändert und es passiert immer noch, man kann es nicht nur auf eine Gruppierung beschränken.

Genau das! Und da ist kein Volk besser oder schlechter als das andere. Wenn die Umstände stimmen, kann jedes Volk zum Opfer - oder zum Täter werden.
Und: es wird in jedem Volk (auch in diesen Zeiten, in den aus Menschen Täter und Opfer gemacht werden) Menschen geben, die - auf ihre jeweils individuelle Art und Weise - versuchen, etwas dagegen zu tun. Ich denke da nur an "die weisse Rose" und an die vielen namenlosen Menschen, die heimlich und unerkannt Juden geholfen haben - mit dem Wissen: wenn sie auffliegen, dann sind sie selbst dran.

Das heißt, niemand sollte pauschal vorverurteilt werden, nur weil er einger bestimmten Gruppe Mensch angehört. Das gilt genauso für Mitglieder von Gruppen, die gerne pauschal alle als Täter vorverurteilt werden.

Die deutsche Bildungspolitik hat es geschafft, das viele Menschen meiner Generation sagen: "Ich schei** drauf, Deutscher zu sein" - und trotzdem werden wir immer noch - als Deutsche - in die Täterecke gestellt. Ja, was sollen wir - hier in Deutschland - denn noch alles tun, um wieder ganz normal leben zu dürfen?
 
Ja die Liste ist lang, Kambotscha, allein das Tragen einer Brille war schon Grund als Intellektueller zu gelten und hingerichtet zu werden ( ca. 2,2 mill. Menschen) Hutu gegen Tutsi 1994, Bosnienkrieg 1992 - 1995 Ausrottung ganzer Dörfer durch die Serben usw.
Alles in jüngster Vergangenheit geschehen, ist es nicht grundsätzlich so, dass wenns mich nicht betrifft und weit weg ist, wirds schon nicht so schlimm sein.
Es hat sich nichts geändert und es passiert immer noch, man kann es nicht nur auf eine Gruppierung beschränken.

die Liste ist lang, fürwahr, keine der Religionsgemeinschaften schafft es, Ethik und Respekt für Menschenleben unter ihren Gläubigen nachhaltig zu verankern...nur die Juden sind ein einziges Volk, das über Jahrtausende verfolgt wird. Sinti und Roma folgen nach: die Seßhaften, Aufbaufreudigen und Konstruktiven Juden und die Wandervölker.
 
Die Christen auch. Ich kenne genügend aramäische, koptische und orthodoxe Christen, die in islamischen Ländern bis heute verfolgt werden - seit es den Islam gibt. Yeziden werden verfolgt, seit es die Parsen gibt, später dann durch die Christen und dann wieder durch Moslems .... - btw: Ich bin KEIN Christ. Monotheistische Religionen sehen mich als Bekehrungsgut.

In Indien hauen sich seit der Islam dort eingezogen ist, Hindus und Moslems die Rüben ein, begehen wechselseitig alles, was unsere Phantasie besser nicht hergeben sollte.

In verschiedenen afrikanischen Regionen werden Naturreligionen verfolgt, seit es dort Christentum und Islam gibt (die sich natürlich auch gegenseitig besondere Aufmerksamkeit entgegenbringen). Erst neulich wurden 100 Mädchen (Naturreligion und Christen, glaube ich) in Nigeria von Spinnern verschleppt und zwangsislamisiert ...

Die Juden sind für mich auch "nur" ein verfolgtes Volk unter vielen. Eins, das es geschafft hat, die Weltöffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Der Unterschied zu den meisten anderen Völkern ist ja, daß sie sich in der weltweiten Diaspora befinden. Warum aber gerade die Juden so besonders mit Feindlichkeit bedacht werden?

Die Menschen die ich kenne und jüdischen Glaubens sind, sind übrigens weitaus weniger rückwärtsorientiert als die Generation, die die Hiterzeit miterleben musste. Aus dieser alten Generation habe ich beruflicherweise die letzten lebenden Täter und Opfer gepflegt - und nicht wenige haben aus erster Hand berichtet, wie sie diese Zeit erlebt haben.

Da spielen wirklich mehrere Faktoren eine Rolle, und die meisten davon wurden im Thread genannt. Das Alleinstellungsmerkmal der Juden ist dann das Zusammenwirken aller Faktoren.
 
@ Sobek
Manchmal frage ich mich, ob nicht mit den großen, monotheistischen Religionen, die mehr oder minder aggressiv missionieren, der Wahnsinn in diese Welt zog... :(
Mein Eindruck ist, daß polytheistische Religionen im allgemeinen mehr zur Toleranz neigen.

Ahorn schrieb:
Die deutsche Bildungspolitik hat es geschafft, das viele Menschen meiner Generation sagen: "Ich schei** drauf, Deutscher zu sein" - und trotzdem werden wir immer noch - als Deutsche - in die Täterecke gestellt. Ja, was sollen wir - hier in Deutschland - denn noch alles tun, um wieder ganz normal leben zu dürfen?
Dazu gehören m.E. zwei: Einer, der in die Ecke stellen will, und einer, der sich stellen läßt. Wer mir als Deutschem (im Sinne von "in Deutschland geboren"; mentalitätsmäßig passe ich viel mehr zu den "Nordmännern") damit kommt, erntet ein Achselzucken. Ich bin etliche Jahre nach dem WKII geboren, das ganze ist jetzt fast ein ganzes Menschenleben vorbei. Für mich ist das Geschichte wie die Varusschlacht in Germanien. Ich bin gerade in meiner Schulzeit mit der Thematik rauf und wieder runter beharkt worden, einige Schuljahre immer wieder von vorne, als hätt's nicht wichtigereres gegeben. Es interessierte mich damals als Schüler nicht (es nervte nur) und heute als älterer Erwachsener noch weniger. Meine Interessen an der Geschichte liegen woanders.
Ich sehe in der ständigen Kultivierung des Schuldkomplexes nur eine Methode, die Deutschen servil, zahlungsbereit und duckmäuserisch zu halten. Mag bei manchen funktionieren, vielleicht sogar bei recht vielen, bei mir jedoch nicht. Bin ich jetzt deswegen "Antisemit"? Nein. Es interessiert mich einfach nicht.

LG
Grauer Wolf
 
Hier ist ein Beispiel von Menschen, die auch heute noch Probleme mit offizieller deutscher Willkür haben:

Und die Reaktionen der ehemaligen Nachbarn dieser Menschen: http://www.seemoz.de/lokal_regional/konstanzer-hilfe-fuer-die-abgeschobenen/

Das sind Zustände, wo wir hinsehen sollten. Sie kommen zwar nicht ins KZ, aber werden in ein Land abgeschoben, in denen ihnen (ebenfalls staatlicherseits) sämtliche Chancen zunichte gemacht werden.

Von Juden, die nachts aus dem Schlaf gerissen und in eine unsichere Zukunft geschickt werden, habe ich schon ewig nichts mehr gehört. Damals als das passierte, war das natürlich auch ein Unrecht. Aber dieses können wir heute nicht mehr rückgängig machen.
Wir können jedoch dafür sorgen, dass heute nicht wieder Unrecht an Menschen, egal welcher Herkunft, geschieht.




mir fehlt wirklich das verständnis dafür was du hier postest!...worüber reden wir einegentlich: vom judenhass - und du "schafelst" von abschiebung von ausländern. geht`s noch?



shimon
 
Ja, diese Menschen wurden umgebracht. Das stimmt. Und wielange und bis in die wievielte Generation müssen wir deswegen heulen?
Wir können, das Unrecht, das damals geschah nicht wieder rückgängig machen. Das ist Fakt!
Ich zumindest kann niemanden wieder zum Leben erwecken. Ich unterstelle Dir, dass Du dazu ebensowenig in der Lage bist.

Aber: wir können hinschauen, was heute passiert. Wenn Shimon sagt, dass Menschen mit Kipa verprügelt werden, dann hat er die Möglichkeit die entsprechenden Links zu platzieren. Wenn er meint, dass die israelische Politik im Moment richtig harmlos und menschenfreundlich ist, würde ich das auch gerne selbst nachlesen (ich selbst finde seine Quellen nämlich nicht).
Wir können hinschauen, wenn Unrecht gegen Menschen passiert. Es sind heute nicht exclusiv die Juden, die verfolgt werden. Es gibt auch noch andere Menschen anderer Herkunft, die ganz massive Probleme haben.
Und ich habe keine Lust mehr darauf, dass immer nur die Juden "die Opfer" sein sollen, während von derselben Seite munter "die Christen ganz pauschal verurteilt werden.

Ja, Juden können auch heute noch Opfer von Angriffen werden. Genauso wie Schwarze, Homosexuelle, Roma und Sinti und weitere Mitglieder weiterer Gruppen unserer Gesellschaft. Da sind Juden nicht besondererer als die anderen.
Das Problem, warum dies geschieht, liegt im mangelnden Respekt vor anderen Menschen (anderer Gruppen), und diesen Respekt vermisse ich genauso bei Shimon. So, wie er verbal auf die Christen eindrescht, ist er um kein Deut besser als diejenigen, die sich verbal über andere Gruppen erheben.



wenn dir eine internetseite wichtig ist, suche danach! rabbi rotschild wurde des öfteren verletzt! und ich habe bei einer berlinbesuch miterlebt, das wir aus der synagoge kommend angepöbelt wurden, weil einer von uns ein kippa trug.

es geht nicht um "magelnder respekt" (wie du so beschönigernd formulierst!) - es geht um den allgegnwärtigen judenhass in breiten bevölkerungschichten. relativieren, wie du betreibst ist tödlich!


shimon
 
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