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Meines Wissens nach, müsste der Punkt in der Mitte des Kreises, eigentlich das sogenannte
„Es“ beschreiben. Etwas das man als das Unbewusste oder noch deutlicher als die Seele umschreiben kann.
Mit diesem „Es“ kommt der Mensch jedoch nicht mit einem Bewusstsein auf die Welt. Milch, Mami, Greifen, Strampeln usw., hat also nichts mit einer Selbsterkenntnis zu tun, sondern mit den Reflexen aus dem "Es".
So muss ein Säugling zunächst durch das buchstäbliches Begreifen seine körperlichen Grenzen erfahren. Zunächst gibt es für ihn also keine Innen- oder Außenwelt. Ein Säugling sieht da also einen Fuß, aber er weiß zunächst nicht, dass dies sein eigener ist.
Erst als Kleinkind entwickelt sich durch dieses Lernen das neuronale Netz soweit, dass er sich nach und nach auch als Individuum
(Ich/Ego) verstehen kann.
Zu Beginn der Menschwerdung sind da also nur rudimentäre Voraussetzungen zur Entwicklung eines Bewusstseins vorhanden. Deshalb kann sich ein Kleinkind erst so ab 15-24 Monaten im Spiegel wirklich selbst erkennen.
So richtig kommt die Entwicklung des Gehirns und damit auch die Selbsterkenntnis erst mit dem Erlernen der Sprache in Fahrt. So bezeichnen sie sich noch einige Zeit selbst mit ihrem Rufnamen, also: „Paul möchte haben!“
Auch wenn dann ein Kind vom „Ich“ redet, hat es sich noch nicht wirklich als Individuum verstanden. Das entwickelt sich erst mit dem Beginn der Pubertät und der Frage: „Wer bin ich?“ Die größte Hürde in dieser Entwicklung liegt in der Erkenntnis der Seelenwelt
(„Es“).
Konventionen, also die Einflüsse einer Gesellschaft, sind auch nicht ganz so bedeutsam in der Entwicklung, wie mancher glauben möchte. Die Bereitschaft zur Annahme solcher Einflüsse hängt nämlich sehr stark von den Vorgaben des „Es“ ab, also einer Art genetischen Moral. Deshalb müssen Kinder aus schwierigen Verhältnissen nicht auch zwangsweise in das gleiche Fahrwasser abdriften.
„Ich denke, also bin ich!“, reicht also nicht aus, um sich selbst erkennen zu können:
„Wer andere kennt, ist klug.
Wer sich selbst kennt, ist weise.“
Laotse
Merlin