SammyJo schrieb:
Vermutlich, weil darüber hinaus wesentlich mehr an Wahrnehmungen denkbar und möglich ist.
Ja, und das ist das große Problem. Es wird soviel möglich, wenn man alles für möglich hält. Und was hilft das weiter? Wird es dadurch wahrer?
Tommy schrieb:
Der kardinale Fehler in deiner gesamten Argumentation, lieber Joey, besteht m.E. darin, daß du den Wahrheitsbegriff, so wie er in den strengen empirischen Wissenschaften, also den Naturwissenschaften, definiert ist, ins Forum einzuführen versuchst um damit Meinungen und Behauptungen, die User hier aus ihrer persönlichen Erfahrung berichten, unter "Wissenschaftsdruck" zu stellen.
Jein. Mir gehen Berichte auf den Keks, die sinngemäß sagen: "Ich habe es so erlebt, und
die blöden Wissenschaftler wollen das nicht akzeptieren." oder "Ich habe es so erlebt,
und alle, die es nicht wahr haben wollen, verschließen sich vor der seelischen Wahrnehmung." Gegen das Erleben habe ich nichts. Auch nicht dagegen, wenn man persönlich glaubt, da steckt etwas dahinter, was in den Wissenschaften noch nicht entdeckt wurde. Kann ja durchaus sein. Aber ich habe etwas dagegen, wenn das dann als endgültige Wahrheit dargestellt wird. Es kann sein, muss aber nicht. Damit wird das gemacht, was im gleichen Atemzug den Wissenschaften vorgeworfen wird.
Und dann schreibe ich gerne, aus welchen Gründen die Wissenschaften diese Phänomene nicht "akzeptieren", und warum ich auch so meine Zweifel habe. Da ist mir die "wissenschaftliche Überheblichkeit", die Gründe liefert warum es falsch sein könnte, lieber als ein "ich hab's so erlebt, und ich fühle, dass es wahr ist, und nun sei still!" *mit dem Fuß aufstampf*
Tommy schrieb:
Das erste, was es festzuhalten gilt und was man sich unmißverständlich klar machen muß, ist, daß dieser Wahrheitsbegriff ein selbstkonstruierter ist, im Rahmen dessen entschieden wird, was "wahr" und "falsch". Nach Kriterien des naturwissenschaftlichen Wahrheitsbegriffs kann nur das als "wahr" bezeichnet werden, was der Bedingungen der
- intersubjektiven Nachprüfbarkeit
- der Wiederholbarkeit und damit einer möglichen Prognose genügt.
Wissenschaftliche Forschung richtet sich auf empirsche Gleichförmigkeiten, die prinzipiell in einer "Immer wenn...dann" Beziehung formulierbar sein müssen. Das ist das restriktive an diesem Wahrheitsbegriff. Der logische Fehler, der (auch hier im Forum) von hardlinern, die mit diesem Wahrheitsbegriff hantieren und ihn überall als Meßlatte anlegen, besteht schlicht und ergreifend in dem Fehlschluß, daß alles, was diesem reduzierten Wahrheitsbegriff nicht genügt, automatisch als "nichtexistent" erklärt wird.
Auch wieder Jein. Weiter oben habe ich glaube ich schonmal geschrieben, dass ich z.B. Telepathie nicht kategorisch ausschließe. Ich lege nur meine Zweifel dar, die allerdings nahe an einen kategorischen Ausschluss heranreichen. Ja, ich wende dieses Wahrheitskriterium an. Nein: Ich lehne etwas, was da durchfällt nicht kategorisch ab... ich habe nur bishin sehr starke Zweifel dran.
Tommy schrieb:
Wie fehlerhaft diese Logik ist, macht eine einfache Überlegung in Bezug auf unser Beispiel "Telepathie" klar. Wenn telepathische Phänomene unter Laborbedingungen nicht im Sinne einer "Immer wenn...dann"- Beziehung feststellbar sind - heißt das etwa automatisch, daß sie nicht existieren?
Nein, heißt es nicht. Na und? Bedeutet das automatisch, dass sie existieren?
Tommy schrieb:
Nein, es heißt nur so viel, daß sie innerhalb des restriktiven Wahrheitsbegriffs der Naturwissenschaften nicht greifbar sind.
Ja, völlig richtig. Aber macht es das "existenter", falls es dennoch nicht existiert? Gibt es Einhörner, gerade weil noch keins nachgewiesenermaßen gesehen wurde?
Tommy schrieb:
Telepathie kann sporadisch (und meiner Meinung nach unbewußt) auftreten, ohne das es ein reproduzierbares Phänomen im naturwissenschaftlichen Sinne wäre (eben in der eingeschränkten Tunnelrealität, die Wissenschaft selbst durch ihr Wahrheitskriterium definiert). Wissenschaft ist das, was Wissenschaftler für Wissenschaft halten. Sie schneidet eine Unzahl von Phänomenen a priori durch ihre Methodik raus. Zu behaupten, dieser eingeschränkte Rahmen, innerhalb dessen über "Wahrheit" entschieden wird, sei schlichtweg mit "Wahrheit" identisch, ist eine der Naivitäten, die man hier im Forum permanent lesen muß.
Irgendwann irgendwo im Forum schrieb ich glaube ich auch mal, dass die Methodik der Naturwissenschaften ein wenig blind gegenüber einigen möglichen Phänomenen ist. Das ist mir bewusst, und das ist glaube ich jedem bewusst, der sich ein wenig mit dieser Methodik auseinandergesetzt hat.
Dennoch halte ich sie für die einzig gute Methodik zur "offiziellen Wahrheitsfindung" (schrecklicher Begriff... mir fällt nur gerade kein besserer ein). Gute Naturwissenschaft ist nicht in Stein gemeißelt. Was heute als wahr gilt kann morgen falsch sein und umgekehrt. Ständig wird hinterfragt, ständig wird nach systematischen Fehlern und Unsicherheiten gesucht. Fragen, die hier teilweise verboten scheinen. Dabei sind die Möglichkeiten, wie gefaket werden kann so vielfälting und ebenfalls fast schon Ehrfurcht induzierend.
Tommy schrieb:
Ich habs mir aber inzwischen abgewöhnt, mich darüber zu ärgern.
Ich kann den Ärger schon verstehen. Ich kann auch verstehen, dass meine Beiträge oft wie kategorische Absagen klingen, auch, wenn das nicht ganz meiner Geisteshaltung entspricht (iich hatte schon Diskussionen hier im Forum mit LeBaron (den ich hier sehr vermisse), opti und Wido Barbarossa, wo ich die Esoteriker-Position eingenommen habe, eben weil ich eine kategorische Ablehnung auch nicht mag. Aber die kategorische Annahme fast noch weniger.