Um bereuen zu können, benötigt es Enttäuschungen, und um enttäuscht werden zu können, muss man erst Täuschungen auf den Leim gehen.
Wir können uns also auch die Frage stellen, wie wir unsere Selbsttäuschungen von der Wirklichkeit unterscheiden? Denn wenn wir Pläne schmieden, dann entweder auf dem Fundament der Wirklichkeit - und dann gehen sie in Erfüllung - oder auf dem Fundament der Selbsttäuschung - und dann hat man natürlich Pech gehabt, weil man sich nur Illusionen gemacht hat.
Tja und diese Unterscheidung ist die große Schwierigkeit, weil es da zum einen unser wahres Selbst gibt und zum anderen unser illusionäres Selbstbild.
Ich kann ja ruhig alle fragen - Kopf, Bauch, Herz, Ellbogen, großer Zeh, was auch immer grad verfügbar ist, wieso sollte ich da wählen
- aber vor allem forsche ich nach, ob ich überhaupt die richtigen Fragen stelle.
Es ist ja oft so, dass wir immer wieder dieselben Gedanken hin- und herwälzen, und dann kann es leicht passieren, dass auch unser Frageschema sich immer nur in einem Kreis dreht, aus dem wir nicht herausfinden.
Als Beispiel, für mich persönlich wäre deine Frage "Wie lebt man sein Leben am besten, um später nicht bereuen zu müssen?" die falsche Frage, denn ich kann mein Leben nicht gut leben (Gut/Schlecht = nach eigenen Wertmaßstäben), wenn ich nur darauf fixiert bin, später nicht bereuen zu müssen. Und darum gibt es für mich auch keine Antwort darauf, wie es damit am besten wäre - ich weiß, dass ich mich dabei nur in einem Gedankenkarussell verirren würde.
Pläne sind ein Blick in die Ferne, und manchmal ist das Blickfeld klar, ein andermal herrscht da nur Nebel.
Solange ich also nicht herausfinden kann, ob ich die richtigen Fragen stelle, will ich auch keine Pläne auf den Antworten bauen - ist mein Umgang damit. Klar könnte ich es tun, aber die Chance, enttäuscht zu werden, ist dann halt genauso wie ein Münzwurf. Manchmal mach ich das.
Aber ansonsten schaue ich dann, was mir direkt vor den Füßen liegt - irgendwelche Kleinigkeiten sind da immer - und kümmere mich erstmal darum, bevor ich weiter in die Zukunft blicke. Immer nur in ferne Zukunft zu blicken und sie sich nah zu wünschen kann ja echt zermürbend sein. Und nicht selten dann, mit Blick auf das Nahe, sieht man plötzlich wiederum so einiges, was man mit dem Blick in die Ferne völlig übersehen hätte.
Immerhin: Wer auf seine Füße achtet, stolpert nicht.