Als grübelfreudiger Zeitgenosse bevorzuge ich zum Ausgleich vor allem kopfentlastende Kunstwerke, welche sich gleichzeitig durch eine gewisse stilistische Dopeness (Vorspann-Artwork, Musik, Kameraführung etc.) auszeichnen, simple but massive, minimalistische Kraftfilme sozusagen. Es sind dies zumeist Exploitation-, Sleaze- oder andere B-Movie-Klassiker aus den 60ern und 70ern, einer Zeit, in der Künstler noch von dem globalen Kraft- oder Klangfeld profitierten, welches u.a. durch die sexuelle Befreiungsbewegung der 68er ausgelöst wurde, und die dadurch zu ungeahnten Innovationschüben fähig waren (die ersten Sonnenstrahlen des Wassermannzeitalters). Diese Zeit endete etwa 1982 mit Einführung des digitalen Aufnahmeverfahrens, das jeglichen Bildgroove schon im Keim erstickt. Nur wenige Lichtspiele nach 1982 können imho mit einem ähnlichen Flavour aufwarten, ein Beispiel wäre Kill Bill, den Quentin Tarantino mit Originalkameras der Shaw Brother Studios drehte und sich weigerte, das digitale Verfahren anzuwenden. Zudem ist dieser Film eine Hommage eben an das Exploitationskino der 60er und 70er und so bleibt zu hoffen, dass sich dadurch der ein oder andere dazu inspiriert fühlt, nach den alten, meist unbekannten Schätzen zu graben.
Them Faves:
-Das Vermächtnis des Professor Bondi (1959) R: Roger Corman, die Underground-Fortsetzung von "Das Kabinett des Professor Bondi", damn good
-Wenig Chancen für morgen (1959) R: Robert Wise, Harry Belafonte legt hier eine ungewöhnlich dope Jazzperformance hin
-Die Stunde, wenn Dracula kommt (1960) R: Mario Bava
-Der Mann mit den Röntgenaugen (1963) R: Roger Corman
-The Terror (1963) R: Roger Corman, mit Jack Nicholson und Boris Karloff, Low Budget Streifen, aus dem alles rausgeholt wurde
-Blutige Seide (1964) R: Mario Bava
-Planet der Vampire (1965) R: Mario Bava, Vorlage für Alien
-Das zehnte Opfer (1965) R: Elio Petri, erste Verfilmung der Kurzgeschichte "The Prize Of Peril" von Robert Sheckley, cooles Space Age Jazz Design
-Die toten Augen des Dr. Dracula (1966) R: Mario Bava
-Vier Schlüssel (1966) R: Jürgen Roland, großartige Leistung von Günther Ungeheuer
-Der eiskalte Engel (1967) R: Jean-Pierre Melville, eigentlich sind alle Gangsterfilme von Melville ein sehr guter Wein
-Psych Out (1967) R: Robert Rush, psychedelischer Hippiefilm mit Jack Nicholson, Max Julien und Steve, dem Suchenden
-Das Rasthaus der grausamen Puppen (1967) R: Rolf Olsen
-Von Angesicht zu Angesicht (1967) R: Sergio Sollima, starker Spag mit Tomas Milian
-Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (1967) R: Rolf Olsen, mit Fritz Wepper
-Der Arzt von St. Pauli (1968) R: Rolf Olsen, der erste von insgesamt 5 St. Paulifilmen mit Curd Jürgens
-Bewegliche Ziele (1968) R: Peter Bogdanovich, mit Boris Karloff, im Autokino läuft der Film "The Terror", ebenfalls mit Boris Karloff
-Auf der Reeperbahn nachts um halb eins (1969) R: Rolf Olsen
-Die Engel von St. Pauli (1969) R: Jürgen Roland, grandiose Performance von Horst Frank und Herbert Fux
-Hexen bis aufs Blut gequält (1969) R: Michael Armstrong, deutsche Exploitationsgranate, um einiges kompakter als das Vorbild "Der Hexenjäger"
-Die jungen Tiger von Hongkong (1969) R: Ernst Hofbauer, Werner Pochath trumpft auf, Jochen Busse wird gefoltert, funky Sleaze
-Engel, die ihre Flügel verbrennen (1970) R: Zbynek Brynych, ebenfalls mit Jochen Busse, ganz groß: Ellen Umlauf
-Joe - Rache für Amerika (1970) R: John G. Avildson, nicht zu toppen: Peter Boyle als Joe, ähnlich wie aber noch besser als Taxi Driver
-Das Millionenspiel (1970) R: Tom Toelle, zweite Verfilmung der Kurzgeschichte von Robert Sheckley, die beste, gleichzeitig einer der besten deutschen Flicks ever, mit Jörg Pleva, Dieter Thomas Heck, Dieter Hallervorden und Heribert Fassbender (!)
-Perrak (1970) R: Alfred Vohrer, Horst Tappert als Inspektor Perrak (!), hier ungewöhnlich locker, unglaublich trashig, der ganze Film
-Das Stundenhotel von St. Pauli (1970) R: Rolf Olsen
-Die Weibchen (1970) R: Zbynek Brynych, Uschi Glas (!) in ihrer besten Rolle, S.C.U.M. und ein Gärtner namens Adam, Prädikat subversiv
-Fluchtweg St. Pauli (1971) R: Wolfgang Staudte, Horst Frank und Klaus Schwarzkopf in einem der lebendigsten deutschen Filme
-Milano Kaliber 9 (1971) R: Fernando Di Leo, Poliziesco Klassiker mit Mario Adorf, Gastone Moschin, Lionel Stander (Max) und Philippe Leroy in Höchstform
-Sweet Sweetback's Baadasssss Song (1971) R: Melvin Van Peebles, der Blaxploitation Flick schlechthin
-Das Syndikat (1971) R: Stefano Vanzina, sehenswert allein wegen Jürgen Drews als schmieriger Gangster (!)
-Blutiger Freitag (1972) R: Rolf Olsen, Raimund Harmstorf als Vorzeigeproll, einer der besten Gangsterfilme überhaupt
-Bruce Lee - Die Todeskralle schlägt wieder zu (1972) R: Bruce Lee, Chuck Norris und sein Brusthaarteppich
-Das Ding mit den 2 Köpfen (1972) R: Lee Frost, Trashbombe mit Ray Milland und Roosevelt Grier
-Das Grauen kommt nachts = Delirio Caldo (1972) R: Renato Polselli, abgefahrener Giallo mit unglaublich schlechter und daher äußerst unterhaltsamer deutscher Synchro
-Hit Man (1972) R: George Armitage, Blaxploitation-Version von Get Carter
-Der Mafia-Boss - Sie töten wie Schakale (1972) R: Fernando Di Leo, krasseste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte mit einem unglaublichen Chase-Theme von Armando Trovaioli, toppt sogar die aus Bullitt und French Connection, Mario Adorf in seiner besten Rolle, zudem: Henry Silva und Woody Strode
-Straße zum Jenseits (1972) R: Barry Shear, Across 110th Street, einer der intensivsten Blax mit Anthony Quinn
-Superfly (1972) R: Gordon Parks, dope Cam, doper Soundtrack von Curtis Mayfield
-Bruce Lee - Der Mann mit der Todeskralle (1973) R: Robert Clouse, Enter The Dragon mit Bruce, Jim Kelly und John Saxon
-Coffy - Die Raubkatze (1973) R: Jack Hill, der Film, der Pam Grier berühmt gemacht hat, einer der besten Soundtracks überhaupt, von Roy Ayers
-Detroit 9000 (1973) R: Arthur Marks, unglaubliches Chase-Theme von Luchi de Jesus
-Einer von uns beiden (1973) R: Wolfgang Petersen, starkes Psychoduell von Jürgen Prochnow und Klaus Schwarzkopf
-Liebesgrüße aus Fernost (1973) R: Robert Vincent O'Neill, lessons in style, incredible grooves by Carson Whitsett
-The Mack (1973) R: Arthur Marks, der Pimpfilm schlechthin, mit Max Julien und Richard Pryor
-Der Teufel führt Regie (1973) R: Fernando Di Leo, dritter der drei großen Poliziesco von Di Leo, wie immer mit grotesk comichaften Überzeichnungen, fener mit Henry Silva in Topform
-Trick Baby aka Geh zur Hölle (1973) R: Larry Yust, intelligente Verfilmung eines Iceberg Slim Romans
-Zhao - der Unbesiegbare (1973) R: Chang Hwa Jeong, Originalquelle des Ironside-Skits aus Kill Bill
-Zinksärge für die Goldjungen (1973) R: Jürgen Roland, starker deutsch-italiensicher Gangsterfilm mit Henry Silva, Herbert Fleischmann und Denes Törzs (!)
-Abby (1974) R: William Girdler, The Blaxorcist
-Der Berserker (1974) R: Umberto Lenzi, Tomas Milain in einer unglaublich asozialen Rolle
-Black Belt Jones (1974) R: Robert Clouse, Jim Kelly as we love him, soundtrack rocks
-The Black Godfather (1974) R: John Evans, great music by Martin Yarbrough
-Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia (1974) R: Sam Peckinpah, Crime-Klassiker mit Warren Oates
-Drei eiskalte Profis (1974) R: Gordon Parks Jr., Jim Kelly, Fred Williamson und Jim Brown in einem Film, großer Blaxploitation-Trash
-Foxy Brown (1974) R: Jack Hill, mit Pam Grier, Originalversion checken, lessons in Ebonics
-Die gnadenlosen 5 (1974) R: Chang Cheh, einer von Quentin's Originalsamples
-Sonny Chiba - Der Wildeste von allen aka Street Fighter (1974) R: Shigehiro Ozawa, Tarantino-Source, slick
-Der Springteufel (1974) R: Heinz Schirk, Dieter Hallervorden in einer seiner drei ernsten Rollen, neben "Das Millionenspiel" und "Tatort - Rattennest (1972)", starker Psychothriller
-Texas Chainsaw Massacre (1974) R: Tobe Hooper
-Der Tod trägt schwarzes Leder (1974) R: Massimo Dallamano, Poliziesco meets Giallo, mit Mario Adorf, dope
-Truck Turner (1974) R: Jonathan Kaplan, Partyflick mit Isaac Hayes (auch Musik, "Pursuit Of The Pimpmobile") und Yaphet Kotto
-Vier im rasenden Sarg (1974) R: Jack Starrett, intensiver Horrorfilm mit Peter Fonda und Warren Oates
-Black Gestapo (1975) R: Lee Frost, einer der trashigsten Filme aller Zeiten
-Friday Foster (1975) R: Arthur Marks, mit Pam Grier, music by Luchi de Jesus
-Profondo Rosso (1975) R: Dario Argento, goutierbar nur in der Originalversion, da auf deutsch extrem verstümmelt
-Black Samurai (1976) R: Al Adamson, best Jim Kelly, incredible dopeness, title theme by Keith Mansfield & Alan Hawkshaw (KPM)
-Black Shampoo (1976) R: Greydon Clark, black version of Shampoo, super sleaze movie, super dope soundtrack, just released (Gerald Lee)
-Camorra - Ein Bulle räumt auf (1976) R: Umberto Lenzi, mit Maurizio Merli und John Saxon
-Gefangen in Jackson County (1976) R: Michael Miller, starker AIP-Flick mit Tommy Lee Jones
-Keoma - Melodie des Sterbens (1976) R: Enzo G. Castellari, einer der besten Italo-Spätwestern, relativ psychedelisch
-Die Sklavenhölle der Mandingos aka Drum (1976) R: Steve Carver, krasses Celluloid, mit Warren Oates als Sklavenhändler, Ken Norton als Super Mandingo Drum, sowie Pam Grier in einer kleineren Rolle
-Die Viper (1976) R: Umberto Lenzi, mit Maurizio Merli und Tomas Milian als der Bucklige, Soundtrack includes "Affano" by Franco Micalizzi
-Die Gewalt bin ich (1977) R: Umberto Lenzi, mit Maurizio Merli, Tomas Milian und John Saxon, soundtrack includes "Running To The Airport" by Franco Micalizzi
-Die Killer-Meute (1977) R: Mario Caiano, unterhaltsamer Polizieco mit Henry Silva
-Leroy - Ein Gigant explodiert aka Black Fist (1977) R: Timothy Galfas, Richard Kaye, Blaxploitation Geheimtip
-Der Mann mit der Stahlkralle aka Rolling Thunder (1977) R: John Flynn, der Film, nach dem Tarantino seine Produktionsfirma bennant hat, einer der besten Revenge-Movies, mit Tommy Lee Jones
-Der Tollwütige (1977) R: Sergio Grieco, mit Helmut Berger, "cheap but energetic"
-Wenn du krepierst, lebe ich aka Hitch Hike (1977) R: Pasquale Festa Campanile, Psychosleaze mit Franco Nero und David Hess, besonders im letzten Drittel sehenswert
-Blinde Wut (1978) R: Efren C. Pinon, 5 black guys rob a bank (!)
-Die Kröte (1978) R: Umberto Lenzi, erneut Tomas Milian als der Bucklige, diesmal gleichzeitig auch noch als sein Zwillingsbruder
-Die Brut des Bösen (1979) R: Christian Anders, einer der gutgemeintesten und trashigsten Filme aller Zeiten, Esoterik-Guru Anders als Karatelehrer gegen die Mächte der Finsternis, zwischendurch hört man einige Library-Grooves, die bestimmt nicht von ihm komponiert wurden
-Woodoo- Die Schreckensinsel der Zombies (1979) R: Lucio Fulci, immer noch mein Lieblings-Fulci, der weiße dicke Zombie, der am Anfang aus der Kabine des Bootes kommt, rockt auch heute noch
-Astaron - Brut des Schreckens (1980) R: Luigi Cozzi, best Italo Sleaze
-Großangriff der Zombies (1980) R: Umberto Lenzi, schnelle, schnelle Zombies, die aus einem Flugzeug kommen
-Horror Infernal (1980) R: Dario Argento, der Argento schlechthin, neben Bava der stilistischste italiensiche Director
-Die Klapperschlange (1981) R: John Carpenter, Snake Plissken ist natürkisch Kult
-Die Klasse von 1984 (1982) R: Mark L. Lester
-Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod (1983) R: Joe D'Amato
Neuere Filme:
Bad Lieutenant
Barton Fink
Blue Velvet
Fargo
Kill Bill
King of New York
Man Bites Dog
The Man Who Wasn't There
Menace II Society
Pi
Requiem For A Dream
Reservoir Dogs
True Romance
When We Were Kings
Wild At Heart
Schaue allerdings nicht mehr allzu viele neue Filme, hörte wohl, dass "Muxmäuschenstill" und "Coffe & Cigarettes" ganz gut wären.
