Hallo Magdalena,
beim Orgasmus nutzt Dir das beste Beckenbodentraining nichts, wenn Mensch nicht gleichzeitig fähig ist, absolut loszulassen. Nur durch das Loslassen fliessen die Körpersäfte, rüttelt die Hüfte heftig im Orgasmus; wer festhält und sich kontrolliert, erlebt nur ein kleines Abbild der eigentlich möglichen Lust.
Die Kontrolle soll auch nicht an einen Partner abgegeben werden ( was soll der damit?) , sondern beide lassen sich selber los und beide lassen fliessen. (Etwas anders ist es in der tantrischen sexuellen Liebe, da wird gespielt zwischen Loslassen und der Kontrolle über die Lust, einfach um den - so hinausgezögerten - Orgasmus besonders schön zu machen, oder mehrere, viele, zu erleben.)
Aber genau da ist es gut auf den Punkt gebracht: wer kontrolliert, holt sich runter ( hier bewusst eingesetzt), der Orgasmus kann erst geschehen, wenn man den inneren Schalter umlegt, loslässt und den Kontrollverlust akzeptiert.
Wir westlichen Menschen sind da nicht so kunstvoll, aber unser Körper funktioniert genauso.
Ein Orgasmus ist genau DIE positive Situation im Menschenleben, in der ein kompletter Kontrollverlust als schön und unendlich bereichernd erlebt werden kann. ( Die vegetativen Muskeln spannen sich an und entspannen sich - sie sind nicht unserem Willen unterworfen - die Hüfte rüttelt wie sie will, das kann und soll auch nicht mehr kontrolliert werden.)
So. Deshalb ist Orgasmus ein Kontrollverlust. Und zwar ein guter.
Wenn Du ein gutes Essen genießt, geschieht in Deinem Körper zwar auch jede Menge von selbst, allein durch den Duft der Speisen bildet sich Magensäure, die Leber tritt in Bereitschaft, die Galle wird aktiv...... aber Du bist noch ganz zivilisiert dabei, das Essen zum Mund zu führen, oder? Im Orgasmus tut man das nicht mehr, da macht der Leib etwas mit Dir.
Und je mehr du zulässt, dass der Leib da etwas Schönes mit dir macht, und du dich hinterher beglückt und entspannt wiederfindest, um so größer wird auch dein Zutrauen in dich und deinen Leib. Du stellst fest: man kann komplett austicken - und ist hinterher doch wieder bei sich selbst. Entspannter, glücklicher und reicher.
Man braucht gar nicht absolutes Vertrauen in sich zu haben und super selbstbewusst zu sein. Aber je öfter du die Kontrolle über dich im Positiven aufgeben kannst, um so mehr wird das Vertrauen in dich selber wachsen, und du wirst den Kontrollverlust nicht mehr fürchten. Man hat ja erfahren, man findest sich immer wieder!
( Natürlich, Magdalena, meinte ich damit keine übergeordnete Instanz!)
Und indem man weiß, dass man keine Angst vor Kontrollverlust haben muss, braucht man auch keine vor dem negativen Ausrasten mehr zu haben. Die eigene Seele setzt da schon von selbst die Grenzen und holt einen ganz selbstverständlich zurück. Nachdem man die ersten Gläser Marmelade auf den Fußboden gescheuert, oder den Partner geohrfeigt hat, findet man zurück. Irgendwas sagt einem: Schicht jetzt! Dann donnert man noch die Tür - und das war's.
Die einzigen Ausnahmen dabei sind: Drogen, Alkohol, drogenbedingte oder sonstige Psychosen.
Du hast recht mit Deinem Gefühl: Es ist immer beschämend und etwas entwürdigend, wenn einem einer schreibt: "Falls es so ist, geh doch mal lieber zum Arzt!"
Gleichzeitig ist damit kein Zwang verknüpft, der andere kann für sich entscheiden. Er kann sich innerlich sagen: "Da habe ich nichts mit zu tun", oder er kann den Rat befolgen, oder er kann vehement dagegen auftreten, was auch immer. Es ist seine Sache.
Du, man schreibt ja immer über das, was man persönlich am besten kennt. Man lenkt sozusagen einen unbewussten Fokus auf den eigenen Lebensrahmen. Von daher weiß ich, es gibt jede Menge Psychosen, die nicht durch Drogen entstanden sind. Aber auch die sollten besser einen Therapeuten aufsuchen, was sie irgendwann auch tun werden, wenn die Not groß genug ist, das hoffe ich.( Falls sie nicht vorher von der Brücke springen, sich zu Tode hungern mit aufgeritzten Armen, oder ihre Mitschüler erschießen)
Die, die
mich seit sechs Jahren mehrmals wöchentlich umgeben, über meinen Neffen und über meinen Sohn, sind aber die Drogeninduzierten.
Unendlich liebe Kerle und Mädis, alle mit mehrmaligen Psychiatrieaufenthalten ( die ich ihnen lieber nicht gewünscht hätte und furchtbar fand) , alle bekommen entweder ihre zweiwöchentlichen Depotspritzen oder schlucken nun täglich, auf Jahre hinaus, Psychopharmaka.
Liebe, weichherzige Menschen - ich mag sie gern. Umgekehrt empfinden sie es wohl genauso, denn sie kommen einfach, wenn eine ( drogenlose aber alkoholreiche ) Fete gefeiert wird, zu mir, in meine Räume, hocken sich hin, rauchen Tabak und erzählen. Die jüngsten sind 18, die ältesten 38, aber den Alten siehst du nicht an, dass sie alt sind, schon ein bisserl von ihrem Äußeren, aber das kommt nicht komplett rüber: Sie sind irgendwie wie nicht gereift. Sie sind mit 38 noch wie 18.
Es ist auch Scheiße, jemandem zu sagen: "Geh zum Arzt!"
Ein Arzt ist heute absolut nicht mehr das Non plus Ultra. Ein Arzt ist heute oft selbst eine tragische Figur: Er hat/nimmt sich nicht die Zeit, eine genaue Diagnose zu stellen, in den Patienten hereinzuhorchen, und er hat nicht mehr das Budget, dem Patienten die geeigneten Mittel und Therapien zu verschreiben. Wer zum Arzt geht, ist oftmals gearscht.
Dennoch ist es bei psychischen oder Suchterkrankungen, die einzige Möglichkeit, doch noch zu etwa zu kommen.
Man muss nur lange genug bereit sein, auf der Stelle zu treten.
Einen lieben Gruß,
Geli
