Punkto Michel Houellebecqs "Unterwerfung": wurde in diversen Medien hochgelobt, dazu kommt dass das Erscheinungsdatum in französischer Sprache zeitgleich mit dem Attentat auf Charlie Hebdo fiel, wo auch noch das Titelblatt auf diesen Roman hinwies (Zufall). Ich bin jetzt zu 2/3 durch u. finde es eher enttäuschend.
Statt eines Politthrillers ist es eher die Geschichte eines alternden Lustmolches dem die politisch brisanten Umwälzungen am A*** vorbeigehen u. Seitenweise werden seine sexuellen Abenteuer im Detail erzählt. Ich bin froh dass ich das Buch im Original lese, diverse Körperöffnungen Bspw. werden in fr. als "orifices" beschrieben, klingt kultivierter als es die deutsch Sprache sagen könnte.
Interessant finde ich seine Beschreibungen verschiedener Teile/Straßen von Paris wo ich mich ein wenig auskenne. Da gleiche gilt für seinen Ausflug nach Poitiers und Umgebung.
Man sollte auch ein wenig über die fr. Politiker u. Strömungen der letzten 25 Jahren wissen um die Gedanken der Hauptperson des Romans nachvollziehen zu können.
Wenn dieser nach einiger Zeit aus der französischen Provinz zurückkehrt, nachdem die Wahlen vorbei sind u. sich die Unruhen gelegt haben, stellt er als erstes fest dass die Mode der Damenwelt sich leicht verändert hat. Man könnte auf Überlegungen über zwangsverschriebene Moral od. ähnliches hoffen, aber nein, die Hauptperson ist vor allem darüber frustriert dass er keine kurzen Röcke mehr sieht u. über die Länge der Beine nicht mehr auf das Aussehen der Klitoris schliessen kann.
Vielleicht ist auch gerade DAS das interessanteste am Roman, der Hauptdarsteller lebt in seiner eigenen kleinen Welt u. erkennt erst nach u. nach was passiert, wenn es längst schon zu spät ist... Nicht im Sinne von "Biedermann u. die Brandstifter", eher Lustmolch, ääääh, Lebemann.
Das Buch selbst befriedigt nicht, wenn man sich vorgekaute Antworten auf "was wäre wenn es einen islamischregierten Staat in Europa gäbe?", gibt jedoch eine Menge Anregungen zum später selbst woanders nachlesen. So z.B. über die Philosophie von Gilbert Keith Chesterton u. Hilaire Belloc, von denen ich pers. vorher noch nie gehört hatte.