Und was kann man aus christlicher Sicht tun, um Gnade zu erfahren?
Erkenntnis der Sünde und der Schuld, Buße und Annehmen der geschenkten Gnade.
das hört sich jetzt echt seeeehr kirchlich an, aber ist genau das, worum es geht. Nur ist die Frage, wenn man mutig ist, genauer zu erforschen, was diese einzelnen Stufen sind. Eine davon hast du ja bereits erfragt:
Was ist die Schuld vor Gott?
das ist aber die zweite. Die erste ist das Erkennen der Sünde. Sünde kommt von Sund, das ist eine Meerenge zwischen zwei Landmassen oder einer Landmasse und einer Insel, siehe die Etymologie in:
Sünde als eine zerbrochene Gottesbeziehung wie Sund als zerbrochene Landmasse. Dazwischen liegt einmal das Gewissen, zum anderen die Wassertiefe.
Im Erkennen der Tiefe dieser unterbrochenen Liebesbeziehung zu Gott löst es sich. So wie ich es schon einmal in dem thread
Der Königsweg der Liebe... im Licht der Heiligen Schrift. Die Schöpfungsgeschichte geschrieben habe.
Damit einher geht ein Verstehen der Schuld, also ein Begreifen dessen dass es nicht so ist "as it should", wie es "sollte". Wie auf dem Konto das "Soll" das Schuldkonto ist. Gott gibt eine Richtung vor und wenn der Mensch dann in eine andere Richtung läuft, kommt irgendwann die Erkenntnis, dass des nicht die richtige war. Dass man anstatt Verdienst auf seinem Konto zwar eine hohe Zahl hat, aber eine rote Zahl und keine schwarze.
Das dritte ist das verpönte Wort "Buße". Im Griechischen ist es "meta-noia" und meint "Um-denken". Anstatt zu denken, dass ich das schon wieder alles gerade hinbekomme, so wie ich es ja auch vorher alles ... ähm ... naja, nicht ganz so glorreich... hinbekommen habe, also doch eher den Karren in den Dreck geschoben hab, das Eingeständnis, dass ich da völlig hilflos bin und aus meiner eigenen Kraft ja auch überhaupt keine Besserung zu erwarten ist. Im Gegenteil, meine eigene Kraft führt nur noch tiefer in den Dreck.
Umkehr/Reue bedeutet, nicht mehr sich selbst und das eigene als den richtigen Maßstab zu nehmen. Nicht mehr davon auszugehen dass das, wie ich es tue und sehe, richtig ist. Ich mache es nicht richtig, sondern lasse mich richten, recht machen von Gott. Klein werden vor Gott. Begreifen, dass das ganze Leben ein Geschenk von Gott ist, in dem er mir schon zeigt, was richtig sein kann. Ich brauche Hinweise, ich brauche Informationen.
Wenn Gott mich liebt und ich liebe Gott, und er schreibt mir mit einer Heiligen Schrift einen riesenlangen Liebesbrief, was wäre ich für eine Liebende, die diesen Liebesbrief nicht lesen und genauestens im Herzen erfühlen und erfassen wollen würde?