Hallo allerseits
Dolphins Mind>
> Was ist Erleuchtung?
Wenn Menschen über alltägliche und irdische Dinge sprechen, dann sind die Begriffe noch relativ einfach zu definieren. Man kann z.B. auf einen Tisch zeigen und sagen Das ist ein Tisch. Und weil wir alle schon irgendwelche Erfahrungen mit Tischen gemacht haben, können wir den Begriff Tisch mit diesen Erfahrungen verknüpfen.
Wenn man jedoch mit den Begriffen in höhere/spirituelle/abstrakte Bereiche vorzudringen versucht, dann kommt es regelmäßig zu einer babylonischen Sprachverwirrung, weil man bei diesen Begriffen nicht mehr so einfach auf gemeinsame Erfahrungen zurückgreifen kann. Man kann nicht in gleicher Weise auf eine Erleuchtung zeigen und sagen Das ist eine Erleuchtung.
Wenn ich die unterschiedlichen Berichte und Beschreibungen vergleiche, dann habe ich den Eindruck, dass man beim Erleuchtungsbegriff ganz verschiedene Arten von Erleuchtung unterscheiden muss. Eine Art mag ein spontanes Ereignis sein, das mit voller Wucht über einen hereinbricht. Eine andere Art mag ein langwieriger und mühsamer Prozess sein, der Schritt für Schritt immer mehr zum Licht führt. (Und es mag auch noch ganz andere Arten und Unterscheidungskriterien geben.) Darüber hinaus kann es passieren, dass jemand etwas für eine Erleuchtung hält, was ein anderer bestenfalls als einen Geistesblitz bezeichnen würde. Und vermutlich hat jeder schon mal einen Geistesblitz erlebt, ohne sich deshalb gleich als erleuchtet bezeichnen zu wollen.
Es gibt keine offizielle Instanz, die allgemeinverbindlich definieren könnte, welche Erlebnisse man als Erleuchtung bezeichnen kann und welche nicht bzw. für welche Erlebnisse man besser andere Begriffe verwenden sollte. Wenn nun Fragen gestellt werden wie z.B. Macht die Erleuchtung das Alltagsleben leichter und erträglicher?, dann stellt sich natürlich die Frage: Welche Art von Erleuchtung ist hier gemeint?
Wenn ich nun versuche, auf diese Fragen einzugehen, dann beziehe ich mich auf den esoterischen Erkenntnisweg und damit auf eine Art von Erleuchtung, die ein sehr langwieriger und mühsamer Prozess ist, der aber auch eine langfristige Wirkung hat und der durchaus zu rational-greifbaren Erkenntnissen führt. Innerhalb dieses langwierigen Prozesses gibt es natürlich stellenweise auch Entwicklungsschübe, die mit voller Wucht kommen und es gibt manchmal auch starke emotionale Erlebnisse.
Zum Begriff Erleuchtung:
Wenn man sich in einem dunklen Raum aufhält, dann mögen zwar viele andere Dinge in diesem Raum enthalten sein, aber ohne Licht kann man sie nicht sehen. Wenn man den Raum mit einer Glühbirne erleuchtet, dann werden diese Dinge sichtbar, die vorher nicht sichtbar waren. (Natürlich kann es später auch noch einige dunkle Ecken geben, die nicht von der Glühbirne ausgeleuchtet werden.)
Ganz ähnlich ergeht es einem, wenn man sich mit esoterischen Texten beschäftigt. Auch da liegt vieles unsichtbar im Dunkeln verborgen. Die esoterische Bedeutung mag zwar in den Texten enthalten sein, aber ohne das entsprechende geistige Licht kann man sie nicht sehen. Man kann es durchaus als eine kleine Erleuchtung bezeichnen, wenn diese verborgenen Bedeutungen sichtbar werden, die vorher nicht sichtbar waren.
Die Erleuchtung ist also in beiden Fällen die Voraussetzung, um das sehen zu können, was vorher unsichtbar war.
In der nächsten Stufe kann man nun dieses Prinzip in ganz ähnlicher Weise auf das Göttliche anwenden, das sich in uns und in der Schöpfung offenbart. Auch das bleibt ohne das entsprechende geistige Licht unsichtbar und verborgen. Erst in diesem Zusammenhang würde ich von geistiger Erleuchtung sprechen, wenn dieses Unsichtbare sichtbar wird.
Diese Gotteserkenntnis ist wiederum die Voraussetzung für den nächsten Schritt für die Einswerdung mit dem Göttlichen. Mir ist jedoch kein Mensch bekannt, von dem ich mit Sicherheit sagen könnte, dass er diesen Zustand vollständig und dauerhaft erreicht hätte. (Der Einzige, der in dieser Hinsicht überhaupt in Frage käme, wäre Buddha.)
Von Jesus gibt es zwar die Aussage, dass er mit seinem Vater eins wäre. (Joh. 10, 30) Aber das bezieht sich nicht notwendigerweise auf die historische Person, auf die das Christentum zurückgeht - denn Jesus sollte man an dieser Stelle nicht als reale/historische Person interpretieren, sondern als eine Personifikation, die eine spirituelle Kraft versinnbildlicht, die in uns wirkt.
Aber auch wenn es vermutlich keinen Menschen gibt bzw. gab, der jemals diesen Zustand vollständig und dauerhaft erreicht hätte, so gab es doch immer wieder Menschen, die zumindest kurzfristig mit diesem Zustand in Berührung kamen. Und das ist vermutlich auch das Maximum, was man als Mensch erreichen kann.
- die Fähigkeit, das Göttlich in sich und in der Schöpfung zu erkennen
- und kurze Momente, in denen man mit dem Göttlichen eins wird
Alles, was darüber hinaus geht, halte ich für reine Spekulation.
> Erleuchtung ist für mich der Zustand, nachdem die Christusenergie bzw.
> die Liebesenergie in den Körper Einzug gehalten hat und damit dein
> wahres Selbst präsent ist.
Das ist natürlich keine Energie oder Kraft im physikalischen bzw. körperlichen Sinne. Aber es ist schon etwas, was uns im übertragenen Sinne antreibt. Eigentlich ist es eher eine Einstellung bzw. ein Schalter, der unsere Kräfte und Energien freisetzt.
Die Aussage, dass die Christusenergie in den Körper Einzug hält, ist zwar nicht komplett falsch, aber er ist zumindest sehr missverständlich. Eigentlich will diese Kraft auf das Bewusstsein einwirken. Wenn jedoch der direkte Weg blockiert ist, dann kann die Kraft einen Umweg über den Körper wählen und auf diese Weise korrigierend eingreifen. (So, wie sich seelische Blockaden körperlich auswirken können, so können sich auch spirituelle Blockaden körperlich auswirken.)
Auch der Begriff Liebe sollte noch etwas präzisiert werden. Eigentlich geht es um Einswerdung - und das betrifft nicht nur die Einswerdung eines Liebespaares, sondern das ist sehr viel allgemeiner gemeint. Es gibt z.B. auch eine innere Einswerdung, indem man verdrängte Wesensanteile re-integriert. Und man kann auch Eins werden mit einem Objekt, das man beobachtet.
> Kann man den Einzug der Christus- oder Liebesenergie in den Körper
> irgendwie unterstützen? Und falls ja, wie?
Wie ich schon schrieb, geht es eher um den Einzug dieser Energien bzw. Denkstrukturen in unser Bewusstsein. Und das kann man tatsächlich unterstützen, indem man sich z.B. mit der Deutung von esoterischen Texten beschäftigt. Auf diese Weise lernt man, wie man das Verborgene erkennt, das in diesen Texten enthalten ist. Und auf diese Weise kann man das innere Licht zum leuchten bringen, so dass man auch das Göttliche erkennen kann, das sich in uns und in der Schöpfung offenbart.
Sehr wichtig ist es auch, die eigenen Schwächen zu erkennen und sich selbst zu verzeihen. Wenn man seine eigenen Fehler erkennt und versteht, dann kann man auch sehr viel mehr Verständnis für die Fehler anderer Menschen entwickeln.
Dancefloor-Princess>
> Frage. Wie unterscheidet man denn Illusion von Wirklichkeit, wenn die Illusion
> auch wie Licht strahlt? Und wie kann ein einziger sagen, dass er den Unterschied kennt?
Das ist (gerade in der Anfangsphase) eine der schwersten Fragen, die es überhaupt gibt. Man kann das Neue immer nur an dem messen, was man bereits kennt. Aber das, was man bereits kennt, entspricht nicht notwendigerweise der Wahrheit, sondern es ist in den meisten Fällen das Ergebnis von kulturellen und gesellschaftlichen Vorprägungen. Man sollte daher zunächst damit anfangen, diese Vorprägungen zu erkennen und zu hinterfragen.
Es geht um die Fragen: Warum denke ich das, was ich denke? Warum will ich das, was ich will? Warum mache ich das, was ich tue? Warum beurteile ich die Dinge so, wie ich sie beurteile?
Als ich anfing, diese Fragen zu stellen, wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich in meiner Meinung weitgehend fremdbestimmt war. Ich bekam damals einen enormen Zorn auf all die Konzerne und Institutionen, die mich über Jahre hinweg manipuliert hatten. Und vor diesem Hintergrund ist damals das Manuskript Methoden der Manipulation entstanden. (
http://home.arcor.de/elias_erdmann/manipulation.htm)
Inzwischen hat sich meine Perspektive etwas gewandelt. Nachdem ich mich innerlich und gedanklich von dem befreit hatte, was mir von außen vorgegeben wurde, konnte ich meinen eigenen Weg beginnen.
Dolphins Mind>
> Hier hast du dir schon selbst die Antwort gegeben. Du bekommst immer
> wieder Bestätigungen - auch von außen und von anderen Menschen oder
> durch Zeichen. Daran kannst du erkennen, dass es auch stimmt. Man bekommt
> mit der Zeit ein sehr gutes intuitives Gefühl dafür ...
So einfach ist das leider nicht. Es gibt nämlich auch Zeichen, in denen sich unsere Vorprägungen und Ängste widerspiegeln.
JimmyVoice>
> Wahrhaft erleuchtete besitzen kein Ego mehr ...
Den Satz würde ich etwas abgeschwächter formulieren:
Wahrhaft erleuchtete identifizieren sich nicht mehr ausschließlich mit ihrem Ego.
Das Ego ist gewissermaßen die Maske, die unser wahres Selbst aufsetzt, um in dieser Welt seine Rolle zu spielen. Das Problem ist nicht, dass wir diese Maske aufsetzen, denn das ist unvermeidbar. Wenn wir z.B. mit einem Kind sprechen, dann werden wir zwangsläufig eine andere Rolle spielen (bzw. eine andere Maske aufsetzen), als wenn wir mit einem Erwachsenen sprechen.
Das eigentliche Problem ist, dass wir uns oftmals soweit mit dieser Maske bzw. Rolle identifizieren, dass wir das wahre Selbst nicht mehr kennen (das sich dahinter befindet).
> ...Wirklich wahrhaft Erleuchtete schweigen ..... [...]
Wenn alle Erleuchteten geschwiegen hätten, dann wüsten wir gar nicht, dass es so etwas wie eine Erleuchtung gibt.
Aber es ist natürlich schon so: Je mehr man zu den spirituellen Wahrheit vorstößt, umso schwerer ist es, diese Wahrheit zu vermitteln. Und weil man sich auf diesem Weg zwangsläufig vom religiösen Mainstream entfernt, besteht immer die Gefahr, dass man falsch verstanden wird, wenn man darüber spricht.
Wenn man erkennt, dass man die Erkenntnis nicht vermitteln kann, dann sollte man besser schweigen.
> erleuchtete stülpen ihre Erenntnisse nicht anderen über
Aber man kann die Erkenntnisse durchaus anbieten.
> wirklich Erleuchtete ziehen sich von der Welt zurück
Gelegentlich ist es schon wichtig, dass man mal zur Ruhe kommt, aber der Rückzug aus der Welt ist kein Zeichen von Erleuchtung. Ganz im Gegenteil. Wir wurden nicht in diese Welt hinein geboren, um uns aus dieser Welt zurück zu ziehen.
> und schreiben in keinem Esoforum,
Zumindest haben sie keine Lust auf diese kleinkarierten Zankereien und Egospielchen, die hier manchmal betrieben werden ;-)
> Macht die Erleuchtung das Alltagsleben leichter und erträglicher?
Erträglicher (weil man den Sinn versteht), aber nicht leichter. Auf der einen Seite erkennt man natürlich, dass manche traditionellen Zwänge und Ängste unbegründet sind und das kann durchaus als eine Befreiung empfunden werden. Andererseits spürt man aber auch eine ganz andere Verantwortung.
> Wird man durch die Erleuchtung schmerzresistent?
Nein. Aber man jammert vielleicht etwas weniger.
> Ist man glücklicher?
Nicht immer. Der Erleuchtungsprozess ist immer damit verbunden, dass eine Kraft in uns zu wirken beginnt. Diese Wirkung kann mitunter sehr heftig sein und kann zeitweise auch einige Schwierigkeiten verursachen (über die man manchmal gar nicht glücklich ist, wenn man gerade in diesen Schwierigkeiten steckt).
Es kann z.B. passieren, das die Menschen im persönlichen Umfeld gar nicht davon begeistert sind, dass man sich weiter entwickelt und das man plötzlich mit ganz anderen Ansichten hat.
> Womit hat der eine es "verdient", die "Erleuchtung" [...] schon erlangt zu haben,
> während andere sich schon sehr lange so sehr abmühen ohne den
> entsprechenden "Erfolg"?
Man bekommt keine Erleuchtung, weil man sie verdient hat, sondern weil sie für irgendeine konkrete Entwicklung notwendig ist. Das kann entweder eine persönliche oder eine kollektive Entwicklung sein.
Es gehört zu den notwendigen Rahmenbedingungen in der materiellen Welt, dass das Wissen um die höhere Wirklichkeit für die Dauer der Inkarnation weitgehend ausgeblendet wird. Dabei besteht jedoch immer die Gefahr, dass die Menschen zu sehr ins materielle Denken abrutschen. Und deshalb ist es notwenig, dass gelegentlich auch mal jemand erleuchtet wird, damit das Ziel nicht vergessen wird, auf das wir hinarbeiten sollen.
Was ich hier schreibe, das mag vielleicht auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheinen. Einerseits gehört es zu den Rahmenbedingungen, dass das Wissen um die höhere Wirklichkeit ausgeblendet ist. Andererseits soll man aber daran arbeiten, diese Verbindung wieder herzustellen.
Das ist aber so ähnlich wie beim Gewichtheben. Die Gewichte ziehen in die eine Richtung (nach unten). Beim Training muss man aber in die andere Richtung drücken (nach oben). Auch das ist kein Widerspruch. Man könnte die eine Kraft nicht entwickeln und trainieren, wenn es die Gegenkraft nicht gäbe. Das Leben in der materiellen Welt ist in gewisser Weise auch ein Trainingslager - für unsere spirituellen und emotionalen Kräfte.
> Erlangt man durch die Erleuchtung auch "ewiges Leben"?
Nicht im wörtlichen Sinne. Aber man kann lernen, wie man das Ewige erkennen und erleben kann, das sich im Vergänglichen offenbart.
> Oder ist es nicht vielmehr so, dass das, was erleuchtet werden kann, auch
> wieder verdunkelt werden kann?
Auch das kommt manchmal vor.
> Wird das, was jeder Mensch in seinem innersten Wesenskern, in seiner Essenz ist,
> durch Erleuchtung verändert?
Der Wesenskern wird zumindest befreit und kann sich entfalten.
Herzliche Grüße
Elias