Wie bist du auf diesen Weg gekommen?
so wie es vielen anderen auch ergeht denke ich mal. durch einen leidensdruck... ich fühlte mich von der welt verlassen und sie stellte mich nicht mehr zufrieden. richtig angefangen zu suchen um antworten auf die fragen des lebens zu finden... dieses ist inzwischen 7 jahre her. aber eigentlich habe ich schon mein ganzes leben lang diese fragen mit mir herumgetragen. und dieses ignorieren und kompensieren hat dann eines tages nicht mehr funktioniert. denn es kam immer wieder: "was geht hier vor ? irgendetwas stimmt nicht..."
Wie stellt sich für dich der Alltag dar?
nun, ich lebe von hartz vier. man kommt so durch und lebt vor sich hin würde ich mal sagen. jahre zuvor lebte ich oft eigentlich isoliert... eher in einer einsamkeit. inzwischen scheint sich das aber zu ändern, und da bin ich auch froh drüber. denn eines kommt auch noch dazu: mir sind menschen oft suspekt... ich mag menschen eigentlich nicht so besonders. aber auch das scheint sich nun zu ändern. und dazu kommt noch ein prinzip welches ich neulich an mir feststellte: ich räume erst meine wohnung auf, wenn die spirituelle welt aufgeräumt ist. inzwischen ist meine bude sauber

ein anzeichen, dass es mir nun besser geht.
Besteht noch die Identifikation mit dem Ego?
ja natürlich. auch das ego hat nunmal an allem teil (auch an dem gedanken, ein leben unabhängig einer schöpfung führen zu können). das ego kann sehr spirituell werden, wenn einem der kontext bezüglich verantwortung auch etwas sagt. früher dachte ich immer, ich bin für nichts verantwortlich (advaita-brei)... heute sehe ich das anders.
Ist dein Glück noch abhängig von den äußeren Umständen im Leben?
auf jeden fall. ich geniesse gerne und fühle mich auch wie im paradies wenn ich in einem schönen garten bin oder in einem park. aber oft kommt es auch vor, dass ich absichtlich immer wieder in eine pleite gehe und eine möchtergern-askese anstrebe. dabei komme ich auf andere gedanken. anscheinend brauche ich das. ich bin dann zwar oft auch immer frustriert, aber es ist auch immer wieder schön wenn der frust ein ende findet.
Und eines verwirrt mich in der Advaita-Lehre. Wenn die duale Welt ( einschl. der eigene Körper ) Erscheinungen innerhalb dessen sind, was ich bin, dann bist du als Person eine Erscheinung in mir. In dem was du wirklich bist, bist du aber nicht verschieden von dem was ich bin, da es nur das Eine gibt. Für dich aber als Person kann die selbe Aussage getroffen werden.
für mich bin ich inzwischen dabei, advaita in eine andere richtung zu lenken. meiner meinung nach kannst du advaita so wie es im herkömmlichen sinne verstanden wurde vergessen. denn man beachte: alle sätze die mit "alles" anfangen, sind falsch. denn sie gelten nur so lange, bis sie wiederlegt werden. wie eben z.b.: alles ist eins... oder gott oder was weiss ich. meine begründung dazu was advaita hier angeht, bezieht sich darauf wie sich das was wir welt nennen zusammensetzt: die objektive welt, die subjektive welt und die objektive welt des wissens (konzepte; siehe karl poppers drei-welten-modell). aus dem grund kann advaita m.e. als wort so bestehen bleiben (nicht-zwei)... aber genau dieses lässt auch darauf schliessen indem man zu folgendem ergebnis dabei kommt: advaita (nicht-zwei) bedeutet nicht, dass alles eins ist... sondern das es mindestens drei sind.

ist doch super oder nicht ? vielleicht wird hier bald einer der grössten irrtümer in der indischen philosophie gelüftet. nichts ist so wie es scheint zu sein - das gilt offensichtlich auch für advaita.
Und vielleicht magst du auch etwas zum Phänomen der nicht alltäglichen Realität sagen ( Die Hörner des Hasen, wie der Buddhist es auch nennt ).
wenn unsere wirklichkeit konstruktionsfähig ist, warum sollte das dann nicht auch für das gelten, was wir realität nennen ? gibt es eine absolute realität ? das wäre wieder so ein satzbau der mit "alles" beginnt.
Ach, und noch eine Frage: Was hälst du von der Existenz des freien Willens? Kann unser Wille mit dem Willen Gottes verschieden sein, wenn wir in unserer Essenz nicht verschieden von ihm sind? Und ist der Wille des Egos dann nicht einfach nur an die phänomenale Erscheinung des Egos selbst gekoppelt, die in sich schon nicht Gegenstand absoluter Wirklichkeit ist?
das ist ein thema, welches mich sehr lange beschäftigt hat und möchte nur mal kurz darauf eingehen. was ist ein wille gottes, wenn gott ein konzept ist ? was ist der freie wille wert, wenn er ein undenkbarer gedanke ist ? würden wir unser denken dem reinen zufall überlassen ? wenn der wille frei ist... gibt es dann überhaupt noch werte in dieser welt bzw. dinge, welche uns etwas bedeuten ?
ich habe lust da eher mit fragen um mich zu werfen. seit mir bekannt wurde, dass das ich ebenfalls ein konstrukt ist... und keine illusion, geht mich das thema irgendwie nichts mehr an. wir werden z.b. auch in zukunft für etwas verurteilt, wofür wir nichts "konnten" (aus einem versehen ein vergehen sozusagen). was wir dazu leisten können um dieses alles zu verstehen liegt in unserem interesse... inwieweit wir diese definition ziehen können, was es bedeutet, über einen freien willen zu verfügen. ich denke dabei nicht an gott oder so... sondern eher an tolleranz, mitgefühl und mitdenken.
cu