Also ich möchte ja nur wissen, wie hat sich Gott eigentlich vorgestellt, wie es in der Zukunft sein würde?
[...]
Er hätte doch wissen müssen, dass wir Menschen alle unterschiedlich sind, dass wir Bedürfnisse haben...
Deine Ausführungen klingen ja ziemlich empört. Warum eigentlich?
Wenn man die Bewusstseinsentwicklung mit einer Bergbesteigung vergleicht, stehen die neu erschaffenen
menschlichen Seelen ganz ohne Inkarnationserfahrung am Fuße des Berges und haben die Verpflichtung
bzw. die Aufgabe die Bergspitze zu erreichen (= Entwicklungsnotwendigkeit!).
Der zu bewältigende Aufstieg ist aber nicht vorgegeben, sondern jede Seele muss und darf sich nach dem Prinzip
des Versuch-und-Irrtum-Lernens ihren eigenen Weg suchen, wodurch ja eben gerade erst die individuelle
Eigenart der jeweiligen Seele entsteht. (= freier Wille!)
Der eine geht schneller (z.B. Buddha, Jesus, Krishna, Aurobindo...), der andere langsamer, ein anderer wiederum baut sich erst eine Seilbahn oder schließt sich einer Gruppe an oder ist Steilkletterer.... oder....
Auf dem Weg nach oben - durch die Befriedigung unserer zunächst persönlichen Bedürfnisse und Wünsche - bilden wir Fähigkeiten aus, und als bewusster gewordene (=ältere) Seelen - in späteren Inkarnation - haben wir andere Interessen
und haben vielleicht das Bedürfnis, diese Fähigkeiten als Dienstleistungen für den Erden-Entwicklungsplan einzubringen.
Diese menschliche Bewusstseins-Evolution (als Teil der planetarischen Bewusstseinsentwicklung)
(siehe die Schaubilder in meinem Blog-Eintrag 5: ‘Der Aufstieg des Menschen’) führt unvermeidlich zur menschlichen
Vervollkommnung.
Aber um diese angestrebte Vollkommenheit bzw.
eine raschere Entfaltung der Kraft und des Lebens der Seele zu beschleunigen, schickt Gott eben auch manchmal einen seiner schon älteren Söhne/Töchter vorbei.
Nach Jesus Christus war es
Sri Aurobindo, ohne dass die Masse das zur Kenntnis genommen hat - er wirkte mehr
im Stillen zusammen mit seinem geistigen weiblichen Komplementär-Pol
Mira Alfassa an einer Beschleunigung der
Evolution!
Hier eine Passage aus dem Buch: Sri Aurobindo. Über sich selbst.
"Eine höhere Wahrheit suche ich; ob sie die Menschen größer macht oder nicht, ist nicht die Frage,
sondern ob sie ihnen Wahrheit und Frieden und Licht geben wird, um darin zu leben und das Leben
zu etwas Besserem zu machen als dem Kampf mit Unwissenheit, Falschheit, Schmerz und Streit.
Dann wird mein Zweck erfüllt sein...
Für mich können mentale Konzepte nicht das Ende aller Dinge sein.
Ich weiß, dass das Supramental eine Wahrheit ist.
Nicht im Hinblick auf persönliche Größe suche ich das Supramental herabzuholen.
Ich schere mich nicht um Größe oder Kleinheit im menschlichen Sinne.
Ich ringe darum, ein Prinzip der inneren Wahrheit, des Lichts, der Harmonie, des Friedens in das
Erdbewusstsein herabzubringen; ich sehe es oben und weiß, was es ist - ich fühle, wie es ständig von oben
auf mein Bewusstsein herabstrahlt, und suche es ihm zu ermöglichen, das ganze Wesen in seine ureigene
Kraft aufzunehmen...
Ich glaube, es ist der letztliche Sinn der Erdevolution, dass die Herabkunft dieser Wahrheit den Weg
einer Entwicklung von göttlichem Bewusstsein hier öffnet.
...
Wenn die menschliche Vernunft mich für einen Narren hält, weil ich versuche, was Krishna nicht versuchte,
so kümmert mich das nicht im Geringsten.
...
Es ist eine Frage zwischen dem Göttlichen und mir -
ob es der Göttliche Wille ist oder nicht,
ob ich gesandt bin, jenes herabzubringen oder den Weg für seine Herabkunft zu öffnen oder
es wenigstens möglich zu machen.
Sollen alle Menschen mich wegen meiner Anmaßung verspotten, wenn sie das wollen, soll die Hölle
über mich kommen, wenn sie das will - ich mache weiter, bis ich den Kampf gewinne oder untergehe.
10-2-1935 (Hervorhebung von mir!)
(Sri Aurobindo: Warum das Supramental angestrebt wird. Aus dem Buch: Sri Aurobindo. Über sich selbst. S. 147/148, Verlag: Hinder + Deelmann)
Und hier noch eine prägnante Aussage von Aurobindo über das zu erwartende Resultat seiner Mission:
Krishna vollbrachte große Dinge und war sehr deutlich eine Manifestation des Göttlichen.
Die Traditionen der Vergangenheit sind sehr bedeutend an ihrem Ort, in der Vergangenheit,
aber ich sehe nicht ein, warum wir sie bloß wiederholen und nicht weiter vorangehen sollten.
In der spirituellen Entwicklung des Bewusstseins auf Erden sollte sich an die große Vergangenheit eine
größere Zukunft anschließen.
Mir geht es um die Erde, nicht um jenseitige Welten um ihrer selbst willen;
eine irdische Verwirklichung suche ich und nicht ein Entfliehen auf ferne Gipfel.
Alle anderen Yogas betrachten dieses Leben als eine Illusion oder als vorübergehende Phase;
der supramentale Yoga allein betrachtet es als etwas, das vom Göttlichen für eine fortschreitende
Offenbarung geschaffen ist, und setzt sich die Erfüllung von Leben und Körper als Ziel.
Das Supramental ist schlicht das Wahrheitsbewusstsein, und was es in seiner Herabkunft bringt,
ist die volle Wahrheit des Lebens, die volle Wahrheit von Bewusstsein in Materie.
Ohne Zweifel müssen Leben und Körper nicht die unwissenden, unvollkommenen, unfähigen Dinge
bleiben, die sie jetzt sind; aber warum sollte ein Wandel zu vollerer Lebenskraft,
vollerer Körperkraft als etwas Abgehobenes, Kühles und Nicht-Wünschenswertes betrachtet werden?
Der äußerste Ananda, dessen der Körper und das Leben jetzt fähig ist, ist eine kurze Erregung des vitalen Mentals
oder der Nerven der Zellen, die begrenzt, unvollkommen ist, und bald schwindet:
Mit dem supramentalen Wandel können alle Zellen, Nerven, vitalen Kräfte, verkörperten mentalen Kräfte
mit einem tausendfältigen Ananda erfüllt werden, fähig zu einer Intensität der Wonne,
die jenseits aller Beschreibung ist und die nicht verblassen muss.
Die supramentale Liebe bedeutet eine intensive Einheit von Seele mit Seele, Mental mit Mental, Leben mit Leben
und ein vollständiges Überfluten des Körperbewusstseins mit der physischen Erfahrung der Einheit, der Gegenwart des
Angebeteten in jedem Teil, in jeder Zelle des Körpers.
Sri Aurobindo: Traditionelle Pfade und supramentale Transformation.
(aus dem Buch: Sri Aurobindo. Über sich selbst. Verlag: Hinder + Deelmann)
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