Verboten hatte er aber nur, von den Früchten vom Baum der Erkenntnis zu essen. Was mich nun wundert, dass hier mit der Schuld die Früchte des Bösen in den Vordergrund gerückt werden.
Das hatte ich doch bereits erklärt.
Die Sünde besteht darin, sich einzig mit dem Baum der Erkenntnis zu identifizieren, mit dieser Welt der Entwicklung, des Erscheinenden, der Vielheit, Körperlichkeit, des Intellekts usw.
Es ist ja immer von Verführung die Rede. Und diese Welt hier ist doch tatsächlich sehr verführerisch. Denn sie bietet ja viele Freuden.
Wenn man aber mal genauer hinsieht, ist es doch die Liebe, die die Welt erst schön macht.
Ob es die Liebe zwischen Menschen ist, oder zur Natur, ist dabei gleich.
Erst in der Verbindung zur Liebe wird diese Welt eine Heimat.
Wo die Liebe, und damit das Einssein mit Allem verloren geht, weil der Mensch sich mehr und mehr nach außen orientiert und fokussiert, sich und alles als Erscheinendes erlebt, ohne um die verborgene Seite, das Göttliche und nicht fassbare Wesentliche zu wissen, dort wird das Leben zum darwinistischen Überlebenskampf, in dem kein Platz ist für die guten Dinge.
Eine Grundaussage in der jüdischen Überlieferung heißt: Es gibt kein Vorher und Nachher in der Bibel.
Das bedeutet, dass all diese Geschichten jetzt sind, nun, 50, im Ewigen, in unserer eigenen Dimension der Ewigkeit sozusagen.
So spielt sich die Paradiesgeschichte auch in jedem Augenblick ab. Ich wähle, ob der Baum des Lebens, die Liebe, verbunden ist mit meiner Wahrnehmung und meinem Erleben, meinen Wünschen und Handlungen.
Jedesmal, wo wir einen Menschen nur äußerlich wahrnehmen, haben wir ihn in seiner ewigen Dimension getötet, ihm sein ewiges Sein abgesprochen.
Dort, wo wir Verbindung suchen, wo Offenheit ist für alle Facetten und Tiefen, wo alles als Ausdruck Gottes erkannt wird, dort sind Freude und Paradies.
Der Baum der Erkenntnis ist also nur in Verbindung mit dem Baum des Lebens gut.
Durch das Essen der Frucht bricht diese Verbindung ab, und seelenlose Erkenntnis ist das Ergebnis. Deshalb sieht die Welt heute so aus, wie sie aussieht.
Wir sind alle mehr oder weniger blind.