Luftalarm in Tel Aviv
In Tel Aviv wurde am Donnerstagabend Luftalarm ausgelöst. Einwohner hörten eine Explosion. Zuvor war eine aus dem Gaza-Streifen abgefeuerte Rakete nahe der Stadt eingeschlagen. In den Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas sind seit Mittwoch 18 Menschen getötet worden.
Gaza/Tel Aviv - Der Einschlagsort lag etwa zwölf Kilometer vom Zentrum von Tel Aviv entfernt und rund 50 Kilometer nördlich des Gaza-Streifens. Das von militanten Palästinensern abgefeuerte Geschoss habe ein offenes Feld neben der Stadt Rischon Lezion südlich von Tel Aviv getroffen, bestätigte eine Sprecherin des israelischen Militärs. Damit schlug zwischen Israel und der Hamas eine Rakete in der Nähe der Stadt ein. Die gesamte Region ist sehr dicht besiedelt und südliche Vorstädte von Tel Aviv wie Holon liegen nur etwa drei Kilometer vom Einschlagsort entfernt. Über Raketentreffer derart weit nördlich vom Gaza-Streifen war bisher nichts bekannt geworden. Wenige Stunden später wurde in Tel Aviv Luftalarm ausgelöst. Zeugen berichteten von mindestens einer Explosion.
Seit Mittwochnachmittag hat Israels Luftwaffe nach eigenen Angaben rund 150 Angriffe auf den Gaza-Streifen geflogen. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben bis Donnerstagmittag mindestens 15 Palästinenser getötet, darunter zwei Kinder und eine schwangere Frau. Mindestens 150 Palästinenser wurden verletzt. Die israelische Armee habe seit Beginn der Offensive "Säule der Verteidigung" fast 230 Ziele aus der Luft und vom Meer aus angegriffen, teilte eine Sprecherin in Tel Aviv mit.
Aber auch die Hamas setzte die Attacken fort: Die Radikalislamisten feuerten mindestens 245 Raketen auf Israel ab. Etwa ein Drittel der Geschosse wurde von der Raketenabwehr abgefangen. Dennoch kamen drei Menschen getötet.
In Gaza versammelten sich Tausende Palästinenser, um dem am Mittwoch von Israel getöteten Hamas-Militärchef Ahmed al-Dschabari das letzte Geleit zu geben. Bewaffnete Männer feuerten Salven in die Luft, Trauernde schworen Israel Rache, während sie Dschabaris Leiche durch die Straßen Gazas trugen. "Wir werden den Widerstand nicht aufgeben", gelobte Dschabaris 20 Jahre alter Sohn Muas. Der Tod seines Vaters werde die Kassam-Brigaden, den militärischen Arm der Hamas, nicht zerstören. "Wir werden weiter Gewehre tragen und seiner Botschaft folgen."
Die Kassam-Brigaden bezeichneten die gezielte Tötung Dschabaris als "Kriegserklärung" und kündigten massive Rache an. Die Hamas-Führung schloss eine Waffenstillstandsvereinbarung mit Israel zum momentanen Zeitpunkt aus. "Wir werden uns nicht weiteren Tricks der Besatzung aussetzen", sagte Sprecher Sami Abu Suhri bei einer Pressekonferenz in Gaza. "Wir betrachten Gespräche über eine Feuerpause derzeit als Versuch, mehr Deckung für die Fortsetzung der Eskalation im Gazastreifen zu erhalten." Suhri warf Israel vor, "einen offenen Krieg gegen unser Volk und unseren Widerstand im Gaza-Streifen" begonnen zu haben.
http://www.spiegel.de/politik/ausla...hamas-lehnt-waffenstillstand-ab-a-867513.html