jona schrieb:
Üblicherweise überlasse ich es schon jedem selbst, seine/ihre Bezeichnungen zu wählen.
(...)
ABER: Kein Mediziner gibt gerne eine Ferndiagnose ab, auch ein Theologe sollte es nicht tun.
Ich wollte das jetzt nicht als Diagnose von Dir, sondern fragte eher aus Neugier, was für Dich das "Totalexperiment" bedeutet. Wie ich mich bezeichne habe ich schon erwähnt, und dabei bleibe ich auch. Ich wollte wissen, ob meine Geisteshaltung in Deinen Augen schon in die Kategorie des Totalexperiments fällt.
"Absolut sterben"...? Das Gegenteil, dass niemand alt werden will aber auch nicht sterben?
Mit "absolut sterben" meine ich einen Tod ohne Weiterleben... ohne Jenseits. Da wird zwar nichts langweilig, aber es wäre halt danach auch total aus. Beides will ich nicht. Aber ich glaube, dass wenn wir von "im Jenseits langweilen" reden, wir da wieder zu menschliche Vorstellungen hinein setzen. Als Menschen können wir uns weder den Tod als mögliches "alles ist aus" noch die Ewigkeit als Zeitbegriff vorstellen.
Kennst Du den Romanzyklus "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams? In einem Band wird kurz eine Nebenfigur, die den Beinamen "der unendlich verlängerte" eingeführt. Durch einen Unfall wurde er unsterblich. Und anders als die Unsterblichen Wesen, die es schon immer waren, kommt er mit der Situation nicht zurecht und langweilt sich... er erlebt die Unsterblichkeit, wie Du sie vorhin assoziiert hast.
(um den Rest dazu noch zu erzählen ohne, dass es zum Thema gehört: Daraufhin nimmt er sich als Lebensaufgabe vor, alle intelligenten Lebewesen im Universum einzeln und persönlich zu beleidigen... und zwar in alphabetischer Reihenfolge. Am Anfang des dirtten Bandes beleidigt er die Hauptfigut Arthur Dent. Am Ende dieses Bandes hat dieser Arthur Dent ein paar Zeitreisen hinter sich und es spielt etwa eine Million Jahre später als der Anfang. Da taucht dieser Beleidiger wieder auf und setzt zu einer Beleidigung an, stutzt und fragt dann: "Dich hatte ich doch schon, oder?")
Frage an den Naturwissenschafter:
Als Faktum ist das ja nicht besonders überzeugend, eher eine Arbeitshypothese, oder? Bzw. anders ausgedrückt eine Wahrscheinlichkeitsrechung. Es ist doch aber auch wahrscheinlich, dass manchmal etwas Unwahrscheinliches passiert. Oder?
Ja, es ist nur eine Arbeitshypothese... zumindest in meinen Augen; einige sehen es etwas strenger. Aber es ist eine sehr sinnvolle Arbeitshypothese. Wir haben eine Reihe von Beobachtungen und Fakten, die von vielen Theorien gleich gut beschrieben wird. Es macht gar keinen Sinn, die Theorie zu übernehmen, die mehr Postulate beinhaltet. Warum sollten die Naturwissenschaftler Gott in ihre Betrachtungen übernehmen, wenn die Evolutionstheorie auch ohne klappt?
Bei dem Wahrheitsgehalt von Aussagen von "Wahrscheinlichkeiten" zu reden, mag ich nicht sonderlich gerne... auch, wenn es immer wieder gerne gemacht wird. Hypothesen sind entweder wahr oder falsch. Bei Hypothesen, deren Wahrheitsgehalt wir nicht kennen, können wir höchsten von "plausibel oder unplausibel" reden. Und "unwahrscheinlich" wäre hier gleichbedeutend mit "unplausibel", wobei Plausibilität auch ein ziemlich subjektives Attribut ist.
Aber Du hast Recht: Auch Aussagen, die zunächst äußerst unplausibel erschienen, haben sich als wahr erwiesen. Und Ockhams Rasiermesser hatte im Nachhinein betrachtet auch nicht immer Recht. Dennoch bleiben diese Überlegungen ein sehr wichtiges Werkzeug der Erkenntnisgewinnung. Sie verhindern ein ausuferndes Weltbild aus Hypothesen, die man in allen seinen Betrachtungen sonst mitschleppen müsste, was nicht sinnvoll ist.
Ich weiß allerdings nicht, warum eine ziellose Evolutuion weniger Postulate braucht als ein schaffender Gott. Ist das die Reihung nicht willkürlich?
Die von Gott gesteuerte Evolution hat genau ein Postulat mehr als die ziellose Evolution: nämlich des Postulat des steuernden Gottes. Wir können diese beiden Hypothesen nicht unterscheiden. Beide beschreiben die uns bekannten Fakten gleich gut.
Genau.
Marx war so selbstverständlich Atheist, dass er die Religionskritik von Feuerbach so internalisiert hat, dass er sie nie in Frage gestellt hat.
Es wäre spannend, was er geschrieben hätte, hätte er es doch auch getan.
Mag sein, dass ich das jetzt sehr verwechsele... ich meine mal in einer Fernseh-Biografie über Marx gehört zu haben, dass er durchaus Christ war, dass er aber den "Gebrauch der Kriche zu Rechtfertigung der Obrigkeit" kritisiert hat (Opium für's Volk). Und zumindest mit dieser Kritik hatte er in damaliger Zeit gar nicht mal Unrecht.
Was ich hiermit wohltuend erleben darf.
Das Kompliment kann ich nur zurück geben
Viele Grüße
Joey