Leonardo, den Meister des Gemäldes, möchte ich nicht seine eigene Spiritualität absprechen. Das ginge dann doch ein wenig zu weit. Aber wie war sein Verhältnis zu diesem Inhalt den sein Werk eigentlich beanspruchen sollte? Hat er selbst in sein Bilderwerk seine eigenen Ideen und sein Verständnis hinein gelegt, oder haben ihn da geistige Sphären beim Malen beeinflusst, weil er sich doch zu sehr nur auf die äußerlichen Werte ausgerichtet hat und den Kern gar nicht getroffen hat.
Einiges spricht dafür, anderes wieder dagegen. Meine ich.
Für den Künstler spricht, dass er am Rande diese Begebenheit mit den Kreuzigungen von 3 Personen mit eingearbeitet hat. Das geschieht nicht so nebenbei. Diese Gegenüberstellung von 3 Hinrichtungen, aber dem gegenüber die unbehelligte Gemeinschaft, von denen angeblich nicht ein einziger Apostel daran mit seinem persönlichen Einsatz auf ebenso einem Kreuz teilgenommen hat. Und wenn da noch ein Anderer gewesen sein sollte der ebenso schon tot gewesen ist, dann hat vielleicht der Zustand seines Körpers eine solche Schaustellung nicht mehr zugelassen.
Wie dem auch sei, es klingt unwirklich, dass da 3 Personen gekreuzigt worden sind und sich dabei über ihre Lage unterhalten haben, jedoch keinem der mitwirkenden Apostel ist in dem Moment ein ähnlicher Prozess gemacht worden mit gleichem tragischen Ausgang.
Er, der Nazaräner, soll nie selbst mit Tinte und Feder geschrieben haben, und doch hat er mit Blut und mit Personen das gleiche getan. Da steht nämlich auf eine ähnliche Weise wie in der Art von Leonardo, es ist ihm nicht ganz verborgen geblieben, dass sein wirkliches Lebensende nach 13 Jahren vor der Tür stehen werde. Damit konnte man einverstanden sein oder auch nicht. Er war es nicht. Sein Interesse ist es gewesen den Zeitraum auszudehnen, Lebenstage und wenn geht Lebensjahre, noch anzuhängen. Wie das vor sich gehen sollte, damit wurde auch nicht hinter dem Berg gehalten. Denn wenn er sich mit einem Menschenfischer verglichen hat, dann war damit nicht gemeint eine spirituelle Tätigkeit in der aus dieser anderen Welt Bilder in die unsere einen Weg der Übertragung finden, oder vielleicht auch nicht nur das. Sondern vor allem war damit wirklich die Aufnahme von Seelen in den mit Licht erfüllten eigenen lebenden Körper zu verstehen gewesen. Mit der einfachen logischen Überlegung, wer verstorbenen Seelen als Quartier zur Verfügung steht, für den werde die Vorsehung wohl eine Ausnahme machen.
Hier soll nicht unerwähnt bleiben, dass es in den Auffassungen der Übernahme von verstorbenen Seelen unterschiedliche Haltungen gibt. Die hat es schon damals gegeben, und auch heute noch ist man der Meinung eine solche Weiterführung findet im familiären Weg so etwas wie eine Vorrangstraße, während allgemeine menschliche Bindungen eher nachrangig bewertet werden.
Etwa so: Du bist verstorben. Das ist schade. Aber Du kannst zu Deinem Onkel oder zu Deiner Cousine gehen. Findest Du da keine Bleibe, dann werden wir uns darüber nochmals unterhalten.
So eine natürliche familiäre Bindung ist ein Verlangen das wir in jeden Menschen finden. Darum verwundert es nicht wenig, wenn von einem aktiven Menschen behauptet worden ist, dass er sehr zahlreich mit dem Verteilen von Wundern beschäftigt gewesen ist, aber in der Organisation seiner unmittelbaren Umgebung auf eine solche familiäre Gestaltung ganz und gar verzichtet hätte.
Es wäre doch nur ein einfaches weiteres Wunder dazu erforderlich gewesen.
Anderseits liegt es nahe, eine alleinige familiäre Gemeinschaft hat bestimmt ihre Reize und Vorzüge, aber im Hinblick auf eine zahlenmäßige üppige Anreicherung mit Seelen von Verstorbenen in einem menschlichen lebenden Körper dem reichlich Energie zuerkannt wird, da hat die allgemeine breite Masse der Bevölkerung ein viel größeres Potential anzubieten. Wie das etwa in der Apostelgeschichte mit mehr als 500 Personen beschrieben worden ist, was die Anzahl der Gläubigen dieser neuen Bewegung damals betrifft.
Wiewohl auch auf eine Absicherung geachtet wurde, falls das eintreten sollte was eingetroffen ist, nämlich die Verteilung einer solchen angereicherten Seelengemeinschaft durch das Sterben. Da bemerken wir sodann, dass es in so einem Moment von Vorteil gewesen ist, nicht auf ein Papier die Schrift gesetzt wurde, sondern auf das Leben der Stempel aufgedrückt worden ist.
Das wäre also der eigentliche zentrale Kern der Lehre, vom Nazaräner.
Ob den nun Leonardo in seinem Bild eingefangen hat?
Ich meine es sind ihm bestimmt einige Akzente der damaligen Situation aufgefallen, darüber gibt es keinen Zweifel.
Ebenso könnte man ihm noch die Kenntnis vom historischen Bild des Nazaräners zugestehen. Aber wenn das so gewesen sein sollte, dann ist man doch erstaunt, dass er sich weigerte dieses Bild in der Mitte seines Werkes verewigt darzustellen. Dafür aber eine verschwommene Technik dazu benutzt um dies trotzdem noch am Rande anzufügen. Viel eher trifft es wohl zu, dass hier der Meister selbst seinen Pinsel aus dem Mund genommen hat, um sich selbst zu treffen in der bildlichen Darstellung.
Oder wie wir heute gerne sagen, jede Handlung hat ihre eigene Vorgeschichte, und ihre Nachwirkung.
So betrachtet ist es zu wenig, wenn der Eine den Anderen beim letzten Pinselstrich gesehen hat.
und ein