Hallo liebe Bijoux und alle anderen!
Zitat von Bijoux:
ich verstehe nicht, was Moral oder Tabu damit zu tun haben.
Gute Frage!
Ich denke, daß der Tod an sich gerne tabuisiert wird, weil er bei vielen Menschen Ängste auslöst. Das schließt das Thema Bestattungen mit ein. Zwar wissen wir alle als zivilisierte Menschen, daß wir eines Tages sterben werden... Aber stell Dir mal vor, Du bekommst von Deinem Arzt nach einer Vorsorgeuntersuchung gesagt, daß Du an einer unheilbaren Erkrankung im fortgeschrittenem Stadium leidest. Selbst wenn Du weißt, daß Du keine Schmerzen haben wirst, wird Dich diese Diagnose schwer treffen. Du weißt definitiv, daß Du innerhalb der nächsten Monate oder Jahre sterben wirst. (Kein Mann/Frau, der/die Dich liebevoll in die Arme schließt. Kein Wind, der Dir am Meer um die Nase weht. Keine Eiscreme und keine Pizza...etc.)
Für Menschen die nicht an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, bedeutet der Tod etwas Endgültiges. Das schafft Angst!
Darum kann ich es auch verstehen, wenn Menschen den "leichtsinnigen" Umgang mit den sterblichen Überresten (Asche, etc.) als unmoralisch empfinden. Immerhin handelte es sich dabei früher um ein lebendiges (menschliches) Wesen aus Fleisch und Blut. Auch einem Verstorbenem sollte man, bei allem Humor, noch ein wenig Repekt erweisen.
Zitat von Bijoux:
Wir treiben doch nicht, wie die Chinesen (oder sinds die Japaner?) Totenkult!
Vielleicht fingen die Höhlenmenschen an ihre Familienmitglieder zu bestatten, weil sie die Erfahrung machten, somit Krankheiten vorzubeugen. Außerdem war es so möglich den Schmerz besser zu verarbeiten und Abschied zu nehmen. Es wurden Grabbeilagen den Verstorbenen mitgegeben. (Werkzeuge, Spielzeug, Gold, etc.) Aus diesen anfänglichen Bestattungen entwickelten sich sicherlich die Religionen, die ein weiterleben nach dem Tod garantierten. Wenn heute ein Mensch stirbt, so wird ebenfalls ein stark kommerzialisierter "Totenkult" betrieben. (Bestattungen sind ein totsicheres Geschäft, denn gestorben wird praktisch immer...
) Es werden Gottesdienste abgehalten, man schaufelt Erde auf den Sarg, Menschen treffen sich in Internetforen, um sich trösten zu lassen. Das alles gehört zu unserem modernen "Totenkult".
Zitat von Bijoux:
Opas Seele ist laengst woanders, was kuemmert es ihn, was mit seiner ehemaligen Huelle, in welcher Form auch immer, geschieht?
Bist Du Dir wirklich hundertprozentig sicher, daß es ein Weiterleben nach dem Tod gibt?
Ich persönlich glaube es, ich hoffe es, ich weiß es aber nicht. Dadurch gewinnt für mich das "Leben" erst richtig an wert.
Zitat von Bijoux:
Also entsorgen, wie auch immer, und den Opa in Gedanken weiterhin ehren, sofern er es verdient hat
Wenn man den Teppich nicht bestatten möchte, wird man vermutlich um einen guten Staubsauger nicht herum kommen. (Auch wenn mir die Vorstellung daran ebensowenig behagt bzw. irgendwie komisch ist.) Ich finde es daher umso wichtiger, einen geliebten Menschen im Herzen zu behalten. Da hast Du vollkommen recht.
Viele liebe Grüße
Toffifee
P.S.: Vielleicht gehört es zu meinem persönlichen "Totenkult", den Tod nicht richtig ernst zu nehmen. Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, egal was auch immer passiert, mit einem Lächeln auf den Lippen zu sterben.