Ich wollte nur bemerken, daß es jetzt ja prinzipiell möglich wäre. Du warst schon als Du noch Deine Patientin gepflegt und den Ehemann begleitet hast nicht für die Qualität ihrer Ehe zuständig. Und jetzt bist Du es noch weniger. Gleichzeitig bist Du ein freier Mensch, der mit jedem eine Annäherung versuchen kann, der einem interessant erscheint. Es würde da jetzt nichts mehr im Wege stehen.
Es ist die Frage, welches weitere Leid daraus entstehen kann. Im Moment leidet der Ehemann unter einer körperlich da liegenden Ehefrau, die ansonsten nicht erreichbar ist. Ich kenne weder Ursache noch Tiefe noch Prognose des Komas der Dame, aber es ist die Verantwortung des Ehemannes zu entscheiden, ob er für eine andere Frau seine Frau verlässt oder nicht. Es ist nicht Deine Verantwortung, wenn der Ehemann seine Frau verläßt, sondern seine.
Du kennst auch die Frau nicht, nehme ich an. Es ist zwar nicht zulässig, Komapatienten mit Sterbenden zu vergleichen, aber ich tue es trotzdem: Viele sagen ihren Ehepartnern, daß sie sich bitte wünschen, daß diese nach dem Tod eine neue Partnerschaft beginnen und daß sie nicht alleine bleiben sollten. Ich nehme an, daß eine Komapatientin ggf. den gleichen Wunsch für ihren Ehemann entwickeln würde, wenn sie es könnte und wüsste, daß sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr aus dem Koma aufwachen wird.
lg