Vieleicht solltest du dir einen kompetenten Meditationslehrer besorgen und das Einmaleins der Meditation lernen. Das ganze so kurz wie möglich, um dann sofort auf eigenen Beinen zu stehen.
Ich würde eher sagen: So lange wie sinnvoll. Natürlich hat auch Meditation gemeinsam mit anderen Menschen etwas Besonderes ("Gruppenmeditation"), aber ich sehe es auch so, dass der Hauptfokus auf "unabhängiger Meditation" liegen sollte, d.h. auf Meditation, für die man niemanden braucht, außer sich selbst (wenn man eine Meditation einmal gelernt hatte, sollte sie einem "gehören" im Sinne von: man braucht niemanden mehr, um diese Meditation zu praktizieren und damit beliebig weit zu gehen).
Ein kompetenter Meditationslehrer ist meiner Ansicht nach in den allermeisten Fällen eine wesentliche Grundlage. Mag sein, dass manche Leute sich sehr leicht "erinnern", und dann keinen Lehrer brauchen, aber ich denke das ist eher die Ausnahme. Es gibt einfach enorm viele Feinheiten, und der "Weg", den man mit dem Meditieren beschreitet, ist in meinen Augen eher mit Bergsteigen, Tiefseetauchen und Flugzeug fliegen vergleichbar, als mit einem Spaziergang durch den Park... und genau genommen hatte man ja auch für den Spaziergang durch den Park seinerzeit Lehrer: Nämlich die Eltern, die einem das Gehen beigebracht haben - und da hat man ja auch nicht "mal kurz vorbei geschaut" und dann gedacht "jetzt kann ich's" ;-)
Das "Gehen-Lernen" finde ich einen guten Vergleich, weil es auch da so ist, dass die wesentlichen Lernschritte nicht durch Erklärung passieren, sondern dadurch, dass das Kind jemanden beobachten kann, der die "Kunst des Gehens" bereits beherrscht. In diesem "Feld" macht es dann seine eigenen Experimente, bekommt hier und da Hilfestellung, irgendwann immer weniger Hilfestellung, bis es irgendwann ganz selbstständig gehen kann. Manche gehen irgendwann später weiter, und lernen von einem Leichtathletik-Lehrer, wie man perfekt sprintet oder wie man am geschicktesten so läuft, dass man auch nach Stunden noch weiterlaufen kann (Marathon). Wieder Andere lernen vielleicht später, wie man unter dem Einsatz von Händen und Füßem (und möglicherweise auch technischen Hilfsmitteln) "Wände hochgeht" (= "Bergsteigen"). Und dann gibt's noch diejenigen, die autodidaktisch oder unter Anleitung lernen, wie man "herumhüpfenderweise" eine Menge Spaß hat, ohne sich dabei fortzubewegen (= "Tanzen" ;-) ).
Ich persönlich meditiere seit über zwei Jahren täglich (natürlich meistens alleine, für mich - alleine schon aus pragmatischen Gründen, aber z.B. zur Zeit auch zwei Mal die Woche mit Gefährten) - und dennoch gibt der Austausch mit meinem Lehrer bzw. anderen Menschen, die ebenfalls diese Meditationen praktizieren, immer wieder einen neuen "Schub" - häufig entdecke ich auf diese Art und Weise Dinge überhaupt erst, oder viel schneller, als dies der Fall wäre, wenn ich versuchen würde, "ganz für mich alleine zu gehen" (obwohl ich grundsätzlich eher der "autodidakt-Typ" bin). Interessanterweise gibt es durchaus auch häufig einen Schub, wenn ich diese Meditationstechniken weitergebe, oder mich mit Menschen austausche, die ich in diese Techniken eingeweiht habe.
Ich denke, wenn man einen kompetenten Meditationslehrer hat, braucht man nicht unbedingt ein Buch. Die wesentliche Frage ist dann aber: Wie findet man einen "kompetenten Meditationslehrer"? Sicherlich meinen es die meisten gut, auch wenn es selbst dazu unerfreuliche Ausnahmen geben mag. Sicherlich sind auch viele der angebotenen Meditationsformen entspannend und zumindest nicht schädlich. Aber soweit ich das sehe ist der "Markt" riesig, und die Auswahl an wirklich funktionierenden, reinen, heiligen Meditationspraktiken - solchen Praktiken die tatsächlich zur Selbst-Realisation führen - eher dünn. Solche Perlen findet man sicherlich an verschiedenen Stellen, aber das sind in meinen Augen eben nicht sehr viele...
Man kann das natürlich aus der Perspektive sehen "man wird schon das finden, was richtig für einen ist" - und das ist natürlich auf einer gewissen Ebene betrachtet immer die Wahrheit. Nur: Wenn das dazu verleitet, Herz und Verstand auszuschalten und nicht mehr genau hinzusehen und genau zu fühlen und zu differenzieren kann das relativ schnell zu Stillstand, Frustration und Kopfschmerzen führen.
Alleine die äußerst verbreitete Vorstellung - ein einfaches und an sich kleines Mißverständnis - man müsse den Verstand oder Mind "zum Schweigen bringen" hat wohl schon so Manche
an den Punkt gebracht, wo er (oder sie) jeglichen Glauben an die Möglichkeit von "Erleuchtung" oder "Erwachen" aufgegeben hat. Und das, obwohl es durchaus Meditationstechniken gibt, die genau dies ermöglichen (ermöglichen = die Möglichkeit herbei führen, d.h. nicht, dass man zwangsläufig und automatisch erleuchtet wird, nach exakt 215 Tagen ;-) ).
Sicherlich ist es hilfreich, das Streben nach Erleuchtung (Samadhi) loszulassen - und vor allem die damit einhergehende Bemühung und das damit einhergehende Suchen (aber nicht unbedingt die dies hervorrufende Sehnsucht ;-) ). Wenn man aber die Möglichkeit der vollkommenen Selbst-Realisation nicht mehr sieht, hat man in meinem Verständnis etwas Wesentliches aus den Augen verloren (ich würde sogar sagen "das Wesentliche").
Die Sache mit Verstand bzw. Mind ist einfach die, dass er nicht dazu gedacht ist, "still" zu sein. Dazu ist er nicht gemacht - das entspricht nicht seiner Natur, und wenn man mit entsprechender Anstrengung den Versuch unternimmt, ihn zum Schweigen zu bringen, ist das auch nicht ungefährlich - da sind Kopfschmerzen noch die harmloseste Auswirkung (aber nicht jeder hört auf derartige Warnsignale). Solange man einen Verstand hat, wird er "plappern" - und das ist durchaus sehr nützlich, in dieser Welt. Der Verstand macht Angebote, das ist seine natürliche Aufgabe - wir können wählen, ob wir diese auch annehmen... Und wir können wählen, ob wir dem Verstand dienen, oder der Verstand uns... Das ist einfach eine Sache, der Unterscheidung...
Die Kunst ist also nicht, den Verstand "ruhig zu bekommen", sondern vielmehr, dem Bewusstsein zu erlauben, die Aufmerksamkeit vom Verstand auf etwas Anderes zu lenken. Anstatt sich zu bemühen, und zu versuchen, die Gedanken irgendwie "wegzuschieben" (was natürlicherweise zur Folge hat, dass die Gedanken lauter werden - Druck erzeugt Gegendruck), bevorzugt man beispielsweise sanft das Hören (nach innen) auf das Mantra. Wenn der Verstand einem Gedanken anbietet, bedankt man sich beim Verstand dafür, dass er "seinen Job" tut - und wendet seine Aufmerksamkeit eben wieder auf das Mantra.
In dieser mühelosen Vorgehensweise liegt einer der wesentlichen Schlüssel.
Interessanterweise kann es dann durchaus vorkommen, dass das Geplappere aufhört. Man strebt aber eben nicht mühevoll danach, sondern man erlaubt einfach nur, dass es passiert. Vorher, währenddessen, oder nachher kann man dann aber noch mit allen möglichen anderen "Phänomenen" zu tun haben, Emotionen, um nur ein Beispiel zu nennen. Und auch hier ist Achtsamkeit angesagt: Anerkennen, aber nicht verwickeln. Erlauben, aber nicht forcieren (gerade bei "Licht-Erfahrungen, Einheitsgefühlen und Visionen" neigen Viele dazu, zu denken "das ist es jetzt", und hängen dann letztlich auf die gleiche Art und Weise fest, wie jemand, der mit seinen Gedanken kämpft - nur halt auf einer anderen, subtileren Ebene - auch hier kann es sehr hilfreich sein, einen Lehrer zu haben, der einem irgendwann sagt "Sackgasse - auch wenn es sich noch so toll anfühlt, mache einen Schritt zurück, und probiere einen anderen Weg").
In der Welt, in der wir leben, ist leider vieles ganz schön durcheinander gekommen. Irgendwo hat vielleicht jemand mal geschrieben, dass die "wahre Meditation" losgeht, wenn man die Stille erkennt... und jemand hat es vielleicht gelesen, und verstanden als "man muss machen, dass die Stille anfängt" (und das dann weitererzählt oder aufgeschrieben) - und dabei übersehen, dass man die Stille in Allem, einschl. den Gedanken, genau dann erkennen kann, wenn man aufhört irgendetwas zu machen (Mühelosigkeit eben) ;-)
Ein "kompetenter Meditationslehrer" hätte das wahrscheinlich eine Weile geduldig beobachtet, um dem Lernenden die Möglichkeit zu geben, den Fehler selbst zu entdecken - hätte aber, wenn das nicht "von alleine" passiert, irgendwann auf das Mißverständnis aufmerksam gemacht, da man halt nicht immer alles automatisch selbst erkennt, sondern gelegentlich einen kleinen "Hinweis" von "außen" braucht...
Sonnige Grüße,
Jashan