naglegt #106
Objektivität und Subjektivität als Gegensatzpaar wie die Pole an der Batterie Plus und Minus oder auch als Gegensatzpaar: Wissen und Liebe.
Die eine Hälfte der Menschheit kümmert sich um Wissen und die andere Hälfte kümmert sich um Liebe, »zufällig« sind das auch vorwiegend Männer beim Wissen und Frauen bei der Liebe.
Das von Dir konstruierte Gegensatzpaar von Wissen und Liebe (als Analogie für Objektivität und Subjektivität) und der konstruierte Zusammenhang mit Männern und Frauen erscheint mir als extrem verkürzt, etwas banal und sehr klischeehaft.
Zumal mir nicht klar ist, wie Du diese Begriffe meinst (d.h. bezogen auf welchen Kontext). Mir stellt sich auch die Frage, warum Du das überhaupt als Gegensatz darstellst. Objektivität und Subjektivität lassen sich auch als einem System zugehörig, aber auf unterschiedlichen Ebenen wirkend bzw. als graduelle Abstufung, begreifen.
Zumal es, auch in der Philosophie mit ihren verschiedenen Ausprägungen, sehr hilfreiche Betrachtungen dazu gibt.
Diese reichen von
Subjektivität über
Intersubjektivität bis
Transsubjektivität und
Objektivität, wobei sich der erste Begriff auf das Wahrnehmen und Erleben und die daraus resultierenden subjektiven Erkenntnisse des Individuums bezieht (M. Weber nennt das die individuell geartete Wirklichkeit des Lebens und diese Subjektivität umfasst deutlich mehr als nur Liebe!).
Intersubjektivität entsteht, wenn subjektive Erkenntnisse von mehreren Individuen angewendet werden (ohne jedoch Anspruch auf Objektivität erlangen zu können). Transsubjektivität kennzeichnet die, über jede Subjektivität hinausgehende, Unabhängigkeit von Daten, als (maximale) Annäherung an die Objektivität (= von individueller Wahrnehmung völlig unabhängige Eigenschaften der Umwelt) ohne mit dieser jedoch völlig deckungsgleich zu sein.
Ob wir als forschende Individuen überhaupt in der Lage sind ein 100%ig objektives Bild unserer Umwelt zu erlangen sei dahingestellt.
Weisheit ist, zu kapieren, dass Liebe alleine und Wissen alleine unfruchtbar bleibt, so wie Männer alleine oder Frauen alleine unfruchtbar bleiben - sie müssen sich einander bedingungslos hingeben, damit aus beidem eine Frucht entsteht: ein Kind. Aber sie müssen auch bedingungslos sich selbst treu bleiben, also Männer bleiben Männer und Frauen bleiben Frauen, innen wie aussen. Keine Vermischung, kein Grau, kein Halbe-Halbe.
Also wenn das die Voraussetzung für Kinder wäre, dann wären wir schon längst ausgestorben!

Und was bedeutet "Männer bleiben Männer, Frauen bleiben Frauen"? Meinst Du das biologisch? Woran machst Du Mann-Sein bzw. Frau-Sein fest???
naglegt #111
Spannend wäre, zu lesen, was Du selbst dazu denkst. Danke.
Zwar habe ich das schon an anderer Stelle getan, schreibe es aber gerne nochmals.
Ich bin überzeugte Atheistin (d.h. auf Grund meiner Lebenserfahrung, meiner Kenntnis über die Welt, der wissenschaftlichen Erkenntnisse und nicht zuletzt auf Grund des Lesens der Bibel, lehne ich persönlich jede Art von Schöpfer(Kraft) ab).
Meine Weltsicht ist eine monistisch-naturalistische, will heißen, wir (und alle anderen Organismen) entstanden und bestehen ausschließlich aus Materie, sind nicht von irgendwoher beseelt und alle Gefühle, Gedanken, Wünsche, Triebe,
. sind Ergebnis materieller (also körperlicher, hirnphysiologischer, hormoneller usw.) Vorgänge.
Eine Trennung zwischen Psyche, Geist oder gar Seele sehe ich nicht, diese Begriffe sind allenfalls Synonyme. Ebenso wenig Sinn macht für mich das Konzept einer unsterblichen Seele, von Vorsehung oder des Lebens nach dem Tod.
Die Natur als Summe aller Umwelterscheinungen ist so verblüffend für uns, dass viele Menschen gerne dahinter einen höheren Willen, eine höhere Bedeutung sehen. Der menschliche Wunsch nach Sinn wird auf die gesamte (Um)Welt übertragen, in der eigentlich blinde Notwendigkeit und gerichteter Zufall herrschen und die per se sinnlos ist.
Wie aber schon Joey schrieb, als Individuum erlebe ich Gefühle (Liebe, Zuneigung, Ängste, Abneigung, Sympathie), freue mich, leide, mache mir Gedanken und setzte mich mit meiner Umwelt auseinander.
Auch wenn ich weiß, dass die Liebe für meinen Partner materiell-organischen Ursprungs ist, macht dass meine Gefühle um keinen Deut weniger tief oder schmälerte meine Bereitschaft, sich um sein Wohlergehen zu sorgen.
Liebe (in welcher Ausprägung auch immer) ist für mich keine von Organismen unabhängige Kraft. Sie ist Ergebnis einer langen evolutionären Entwicklung und neurophysiologischer Tätigkeit das macht sie nicht weniger wertvoll.
Ich würde mich freuen, auf der philosophischen Ebene eine Diskussion zu führen. Was ich nicht mit meinen Beiträgen unterstütze, sind permanente Sprünge zwischen materialistischen Wissenschaften und Philosophie (wozu ja auch Glauben, Nicht-Glauben und andere Arten von Gedanken, sprich mentalen Zuständen gehört).
Ich verstehe Deinen Zugang zur Philosophie hierbei nicht. Es gibt keine Sprünge zwischen materialistischer Wissenschaft und Philosophie, höchstens welche zwischen materialistisch orientierten Philosophen und metaphysisch-dualistischen Philosophen.
Meine philosophischen Vorbilder (unter anderem Epikur, Lukrez, Diderot, Hume, d´Holbach, Dennett, Schmidt-Salomon, Vollmer
) gehen in erstere Richtung und haben z.T. handfeste naturwissenschaftliche Ausbildungen (im 18.Jhdt. wurden Naturwissenschaftler übrigens noch als Naturphilosophen bezeichnet

).
OT:
auf welchen Post McCoys bezieht sich eigentlich Deine doch recht patzige Antwort #114? In seinem Post #107 findet sich für mich nichts was Deine Reaktion für mich erklären könnte.
Du hast in Kommentar #107 einen (offensichtlich nicht nur für mich) recht salbungsvollen Ton angeschlagen der, in meinen Augen recht pointiert, kommentiert wurde. Wo hat es für Dich gehakt?