Ursache/ Wirkung usw. (Sammelthread)

katerlieschen schrieb:
Hallo ihr,

ich habe mir in Ruhe nochmal einiges durchgelesen, und das sind nur ein paar Seiten, wo ihr über Kreationismus geredet habt, wo man (ich) doch mal stutzt und denkt - nur noch Fremdwörter. Aber im großen und ganzen gehts schon.

Was ich euch fragen möchte: Warum ist es so wichtig für euch , die Wissenschaft als Beweis zu nehmen? Pelisa kann für ihren Glauben (find ich super, daß sie dazu steht), keinen wissenschaftlichen Beweis anführen. und ich meine, der ist auch gar nicht nötig.

ich glaube nicht, daß die Seele stirbt, wenn mein Körper stirbt, wollte ich noch sagen.

lg

Katerlieschen

Hallo Katerlieschen,

für mich ist Wissenschaft nicht wichtig, um einen ´Beweis´ für etwas zu bekommen, an das ich dann ´glauben´ kann. Mitnichten, denn in meine Gedanken fliesst sehr vieles ein, was sich - zum momentanen Zeitpunkt - noch nicht wissenschaftlich beweisen läßt.

Wissenschaftliches Denken ist für mich eine Herangehensweise an die Fragen, die die Welt beschäftigen, die in die tiefsten Tiefen führt. Eine Heransgehensweise, in der bestehende Paradigmen auch immer wieder in Frage gestellt werden müssen. Es ist so faszinierend zuzusehen, wie z.B. im Bereich Hirnforschung oder auch der Quantenphysik immer weitere und tiefergehende Erklärungen folgen, (die das Mysterium zwar einerseits weiter vergrößern) die aber wiederum Rückschlüsse auf uns, unser Verhalten und die Beschaffenheit der Welt zulassen. Auch wenn die Fragen mit jeder weiteren Erklärung noch mehr werden.

Eine Herangehensweise - wie oft unter Esoterikern üblich - in der alles, was gut klingt (und mit dem Herzen gefühlt wird, so sagt man doch), was in den eigenen Modus operandi passt, ohne Wenn und Aber angenommen wird, obliegt mir rein gar nicht. Zumal ich - wiederum aus der Hirnforschung resultierend - ja weiss, welche Streiche uns unsere Synapsen spielen und ich somit mitnichten überzeugt davon bin, daß das alles ´mit dem Herzen gefühlt wird´.
Wer sich einmal damit beschäftigt hat, wie unser Selbst entsteht und wie eingeschränkt wir durch unser neuronales Netz in unseren Handlungen und Reaktionen letztlich sind, der wird sich ernsthaft überlegen müssen, ob all das, was gut klingt und ´was einfach wahr sein muß´ nicht ganz einfach aus seinem doch sehr beschränkten Erfahrungshintergrund resultiert. Dies gilt genauso für Wissenschaftler, nur daß diese im Gegenzug permanent darin geschult werden, sich selbst und ihre Ideen, Ergebnisse, Resultate in einen kritischen Diskurs einzubringen und diese sich den Fragen anderer stellen, was man ja in der anderen Gruppe eher nicht beoachten kann. ;)

Grüße sam
 
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Hi,

ich wollte nur mal einen Satz von Einstein schreiben:

Begriffe, welche sich bei der Ordnung der Dinge als nützlich erwiesen haben, erlangen über uns leicht eine solche Autorität, dass wir ihres irdischen Ursprungs vergessen und sie als unabänderliche Gegebenheit hinnehmen.

Und dann noch einen von Jorge Luis Borges:

Es ist gefährlich zu glauben, daß eine Ansammlung von Worten (und mehr sind Philosophien nicht) große Änlichkeit mit dem Universum haben könnte.

lg

morgenwind
 
katerlieschen schrieb:
Was ich euch fragen möchte: Warum ist es so wichtig für euch , die Wissenschaft als Beweis zu nehmen? Pelisa kann für ihren Glauben (find ich super, daß sie dazu steht), keinen wissenschaftlichen Beweis anführen. und ich meine, der ist auch gar nicht nötig.

Mit der Wissenschaft haben wir eine sehr mächtige Beschreibung der Realität. Mit Hilfe dieser Beschreibung ist es und möglich z.B. Krankheiten zu behandeln, Maschienen zu bauen, die Prozesse in Sternen zu verstehen, das Wetter (einigermaßen gut) vorherzusagen.

Nun gibt es einige Menschen, die glauben, mit Hilfe der Wissenschaft beweisen zu können, dass es kein Weiterleben nach dem Tod, keine Seele und keinen Gott gibt. Das halte ich für falsch. Mir geht es darum zu zeigen, dass diese Dinge denkbar bleiben (wenn auch aus gewissen Gründen für die Wissenschaft uninteressant), so dass es nach wie vor eine Sache des Glaubens bleibt.

katerlieschen schrieb:
ich glaube nicht, daß die Seele stirbt, wenn mein Körper stirbt, wollte ich noch sagen.

Da glaube ich das gleiche wie Du. Beweisen kann ich es aber nicht; ist auch derzeit nicht mein Ziel.

morgenwind schrieb:
ich wollte nur mal einen Satz von Einstein schreiben:

Begriffe, welche sich bei der Ordnung der Dinge als nützlich erwiesen haben, erlangen über uns leicht eine solche Autorität, dass wir ihres irdischen Ursprungs vergessen und sie als unabänderliche Gegebenheit hinnehmen.

Ein guter Punkt. Das Weltbild, welches der Beschreibung der Realität dienen soll, wird manchmal mit der Realität selbst verwechselt. Im Experiment können wir bis zu einer gewissen Genauigkeit prüfen, ob die Beschreibung stimmt. Es bleibt aber eine Restunsicherheit.

Viele Grüße
Joey
 
sam.sr. schrieb:
nur ganz kurz. Daß Du Dich am Singer festgebissen hast, war mir früher schon aufgefallen, das ist jedoch nur eine einzige Seite der Medaille und eine Sichtweise. Vielleicht doch auch einmal Literatur von anderen Neurowissenschaftlern zu Gemüte führen ? Möchtest Du Empfehlungen haben ?
Gern, sam. Immer her damit!

Dank im voraus
LB
 
Joey schrieb:
Es gab ja auch ein Buch "100 Physiker gegen Einstein" gegen die
Relativitätstheorie. Das hatte auch ideologische Gründe. Meinst Du das
so?
So ähnlich. Die Kritik an kontraintuitiven Theorien
hat nach Singer eine bestimmte, leicht nachvollziehbare,
Ursache. Die kann Singer selbst aber viel besser
darstellen als ich...

Joey schrieb:
Insofern fände ich es arg vermessen zu sagen: "es ist alles wissenschaftlich erklärbar", oder "es ist bewiesen, dass es Gott
nicht geben kann."
Hmm, wer das sagt, redet Unsinn. Ich kenne auch
keinen Wissenschaftler, der das sagen würde. Du?

Gruss LB
 
morgenwind schrieb:
Hi,

ich wollte nur mal einen Satz von Einstein schreiben:

Begriffe, welche sich bei der Ordnung der Dinge als nützlich erwiesen haben, erlangen über uns leicht eine solche Autorität, dass wir ihres irdischen Ursprungs vergessen und sie als unabänderliche Gegebenheit hinnehmen.
Sehr gutes Zitat mit einer wahren Aussage.

Die Frage warum wir so gestrickt sind, beantwortet
sich einfach und natürlich, wenn wir zur Kenntniss
nehmen, dass wir konditioniert sind zum Überleben,
und nicht zum Wissenschaft treiben.

Im Überlebenssinne ist die von Einstein geschilderte
Vorgehensweise optimal. Ständiges Hinterfragen von
"offensichtlich richtigen" Erkenntnissen wäre da
hochgradig kontraproduktiv.

Gruss LB
 
LeBaron schrieb:
So ähnlich. Die Kritik an kontraintuitiven Theorien
hat nach Singer eine bestimmte, leicht nachvollziehbare,
Ursache. Die kann Singer selbst aber viel besser
darstellen als ich...

Ich habe den einen von Dir angegebenen Artikel inzwischen gelesen. Hat mir auch sehr gut gefallen. Eine sehr klare Darstellung.

LeBaron schrieb:
Hmm, wer das sagt, redet Unsinn. Ich kenne auch
keinen Wissenschaftler, der das sagen würde. Du?

Naja, unter meinen Kollegen habe ich schon Äußerungen gehört, die in diese Richtung gehen. Allerdings sind diese Aussagen auch eher emotional gefärbt (Wissenschaft als Religion?), ähnlich, wie meine Sicht auch emotional gefärbt ist. Am meisten hört man diese Sätze aber von Laien, und da stören sie mich noch mehr.

LeBaron schrieb:
Kennst du "Nur zu Besuch" von den Toten Hosen?
Sagt dir das Lied und v.a. auch das Video etwas?

Ich muss gestehen, dass ich das nicht kenne :(

Ein paar Seiten vorher hast Du mal nach der "offiziellen Meinung" des Vatikans zur Evolutionstheorie gefragt. Vor ein paar Monaten war ein Artikel in Spiegel online über die Sternwarte des Vatikan, die durchaus auch an der aktuellen astrophysikalischen Forschung teilnimmt. Die Priester, die in diesem Institut arbeiten, haben keine Probleme mit Evolution und Hirnforschung. Sie sehen darin (wie ich) keinen Widerspruch zu einem religiören glauben.

Des weiteren war in einer der letzten Ausgaben von "Spektrum der Wissenschaft" (ich gleube in der April-Ausgabe) ein "Disput" ziwchen einem katholischen Priester und einem Kosmologen (naja... mehr ein gegenseitiges auf die Schulter Klopfen, dennoch sehr interessant). Der Priester meinte in diesem Interview auch ganz offen, dass er so seine Probleme mit der aktuellen Hirnforschung hat.

D.h. sowas wie eine offizielle Meinung scheint es (noch) nicht zu geben.

Und im aktuellen Heft "Spektrum der Wissenschaft" ist ein Artikel über die Ursache des Bewusstseins. Dort wird durchaus eine Region dafür verantwortlich gemacht, die besonders aktiv ist, wenn man über sich selbst nachdenkt, aber still bleibt, denkt man über andere nach. Es ist allerdings keine Kontrollistanz, wie man naiv denken könnte, widerspricht dem Artikel von Singer also nicht.

Viele Grüße
Joey
 
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Joey schrieb:
Des weiteren war in einer der letzten Ausgaben von "Spektrum der Wissenschaft" (ich gleube in der April-Ausgabe) ein "Disput" ziwchen einem katholischen Priester und einem Kosmologen (naja... mehr ein gegenseitiges auf die Schulter Klopfen, dennoch sehr interessant). Der Priester meinte in diesem Interview auch ganz offen, dass er so seine Probleme mit der aktuellen Hirnforschung hat.
Ich würde Küng nicht als Priester bezeichnen, aber
du hast recht: das Gespräch ist sehr aufschlussreich.

Es scheint sogar komplett online zu sein:

Biertischtheologie ist nicht die Lösung

Bis dann
LB
 
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