Urknall: Selbstorganisation des Universums?

Reisender schrieb:
Das höchste Wissen: Zu wissen, daß man nichts weiß.(Sokrates)
Ja, aber das heisst nicht, dass es höchstes Wissen nicht gibt.
Gott gibt das Wissen in ALLEN Schriften. Wie wir damit umgehen ist natürlcih eine andere Sache.

Der Eine sieht das Primat in der Materie.-Der Geist ist dem Stein immanent-

Der Andere sieht Gott alls ein geistiges, übergeordetes Prinziep,

und der Dritte als eine höchste Person.

Keine der drei Sichtweisen ist im geringsten beweismächtig.
Solange man das Leben nicht künstlich schaffen kann, existiert Gott für mich. Punkt,aus! Das ist die Herausforderung die Nachfolger der Veden stellen: OK, macht wenigstens einen Grasshalm aus eurer Ursuppe und Chemikalien, dann werden wir euch glauben. Bringt einen toten Baum zum leben. Solange es so nicht ist, ist Theismus für uns plausibel.
Die Vaishnavas sind die einzigen, die alle drei Sichtweisen verbinden:
Gott ist sowohl eine Energie, als auch in dieser Welt immanent, als auch eine höchste Person.
Nur mit Atheisten haben wir nichts am Hut (und sie mit uns auch nicht). Respekt auf Distanz. Aber es gibt keine gemeinsame Grundlage für eine Diskussion solange sie nicht fähig sind ihre Horizonte zu erweitern.

Mit Liebe
Nitai
 
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Hallo namor

namor schrieb:
Ich kann auch verstehen, dass Menschen sich zur Religion hingezogen fühlen.
Es verspricht Trost und man hat das Gefühl nicht so sehr dem Zufall ausgeliefert zu sein.

Wenn man das zur Grundlage macht, dann kann man der Religion einen gewissen Wert nicht absprechen, denn sonst hätte sie sich nie solange gehalten. Soweit ich weiß, gibt es Religion schon, so lange es Menschen gibt, bzw. solange Menschen ein Bewusstsein entwickelt haben.

MfG namor

Religionen haben sich in erster Linie so lange gehalten, weil man jede Kritik an den Religionen, und zwar an allen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Christentum, Islam) über Jahrhunderte meist brutal unterdrückt hat. Überall wurden die Religionen zur Aufrechterhaltung der herrschenden Zustände benutzt. Und wer sich dagegen ausprach, dem drohte nicht nur die Hölle.

Und dieses Bewusstsein, diese Angst vor möglichen Folgen, ist den Menschen in Fleisch und Blut übergegangen. Es wurde ihnen vermittelt, dass dann, wenn sie sich brav an die Gesetze halten und gottesfürchtig sind, sie wenigstens nach ihrem Ableben mit der Seligkeit rechnen können, die man ihnen im Leben verwehrte. Das genau ist das Muster, mit dem man sich brave Untertanen erzieht, die man nach Belieben manipulieren und ausbeuten kann.

Der springende Punkt ist also das Bewusstsein. Je gebildeter und bewusster ein Mensch ist, um so weniger wird er sich von solchen Vorstellungen leiten lassen. Bildung und Bewusstsein sind aber auch heute noch grösstenteils eine Frage des sozialen Statuses. Wer heute nicht über die finanziellen Mittel verfügt, wird sich sehr genau überlegen, ob er überhaupt ein Studium aufnimmt. Aber gerade in Deutschland findet die Selektion eigentlich schon viel früher statt, nämlich im Kindesalter, in der Schule. Bereits hier sind die statusbedingten gesellschaftlichen Selektionsmechanismen am wirken.

Und dann sind da andererseits die Lehrinhalte, die in den Universitäten vermittelt werden. Man kann Lehrinhalte in der Form vermitteln, dass man Fragen über den gesellschaftspolitischen Nutzen wissenschaftlicher Entwicklungen mit in den Studienplan aufnimmt. Man kann Lehrinhalte auch rein an den Interessen der Industrie ausrichten.

Dann wird nicht mehr nach dem Nutzen einer wissenschaftlichen Entwicklung gefragt, sondern nur noch nach dem materiellen Gewinn. Und dann fallen negative Aspkte, wie z.B. Umweltaspekte, Gesundheitsfragen oder militärische Fragestellungen auch mal ganz schnell unter den Tisch. Was zählt, ist dann der Profit des Einzelnen, eventuell auf Kosten der Gesellschaft, und was erwünscht und vermittelt wird, sind Kritiklosigkeit, Obrigkeitsdenken und Ellbogenmentalität.

Alles Liebe. Gerrit
 
Nitai schrieb:
Mit unendlichen Wortspielereien versuchen die Monisten, den Urgrund hinter ihrem Konzept des „Nichts“ zu verbergen. Sie sagen, man könne nichts über den Urgrund wissen, ihn nicht beschreiben und ihn nicht kennen. Aber wenn sie diesen Urgrund nicht kennen, wie können sie dann wissen, daß man ihn nicht kennen kann? Wie kann man über etwas, das man nicht kennt, irgendwelche Aussagen machen??* Die Monisten machen den großen Fehler, daß sie versuchen, den Urgrund mit ihrer beschränkten materiellen Logik zu verstehen, und deshalb denken sie, im Urgrund gebe es keine Empfindung, keine Individualität und keine Persönlichkeit, weder Gott noch Gottes Welt, denn das absolut Jenseitige müsse ungeteilt sein, und nur etwas, das weder Form noch Person sei, sei ungeteilt und unabhängig. Das ist jedoch bloß eine Verneinung des Materiellen mit materieller Logik, und mit materieller Logik kann man nie erfahren, daß es jenseits der materiellen, vergänglichen Vielfalt eine spirituelle, ewige Vielfalt gibt, die der Urgrund alles Materiellen ist. Die „leere Meditation“ gelangt nie zu dieser Erkenntnis, weil sie diese spirituelle Dimension von allem Anfang an ausschließt.

Letztlich ist der Mayavada-Monismus nichts anderes als Atheismus in pseudo-spiritueller Aufmachung: „In jenem Grund gibt es keine Dunkelheit als Dunkelheit und kein Licht als Licht. In jenem Urgrund gibt es keine Spaltung [...] weder Dunkelheit noch Licht, weder Gott noch Gottes Sohn.“ „Gott ist bloß eine Idee.“

Ich werde versuchen in Bezug auf die obigen Statements etwas zu erklären.
Nehmen wir an, ich möchte in die Stadt Namens Rom fahren. Wenn ich den Namen nicht weiß, dann wird es für mich fast eine unmögliche Aufgabe sein, dorthin zu gelangen.
Mit Hilfe vom Namen, werde ich auf der Karte leicht orientieren können, mein Ziel erkennen und wissen was der kürzeste Weg nach Rom ist.
Auf der materiellen Ebene sind die Stadt Rom und das Wort Rom nicht identisch. Aber das Wort Rom gibt uns ein Ziel und eine Richtung.
Auf der spirituellen Ebene gibt es aber absolut keinen Unterschied: durch das Aussprechen vom Wort Rom würde ich mich sofort IN DER STADT Rom befinden!

Wie schon im Thema „Veden“ erklärt, sind die Veden eine transzendentale Klangschwingung. Wenn unser Bewusstsein durch einen spirituellen Prozess respiritualisiert ist, dann können wir durch die Veden die transzendentale Realität unmittelbar erfahren. Solange das nicht ist, geben uns die Veden aber eine vollkommene ZIELRICHTUNG und ORIENTIERUNG. Dafür sind die materiellen Worte gut! Wenn sie uns das nicht geben, dann sind sie einfach ein unnützes Geschwätz.
Veden sind keine materielle Literatur und sind für Menschen immer brauchbar, wenn sie unter Leitung von einem selbstverwircklichten Lehrer (was heute meistens nicht der Fall ist) befolgt werden.

Mit Liebe
Nitai
 
Lotusz schrieb:
Hallo namor



Religionen haben sich in erster Linie so lange gehalten, weil man jede Kritik an den Religionen, und zwar an allen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Christentum, Islam) über Jahrhunderte meist brutal unterdrückt hat. Überall wurden die Religionen zur Aufrechterhaltung der herrschenden Zustände benutzt. Und wer sich dagegen ausprach, dem drohte nicht nur die Hölle.

Und dieses Bewusstsein, diese Angst vor möglichen Folgen, ist den Menschen in Fleisch und Blut übergegangen. Es wurde ihnen vermittelt, dass dann, wenn sie sich brav an die Gesetze halten und gottesfürchtig sind, sie wenigstens nach ihrem Ableben mit der Seligkeit rechnen können, die man ihnen im Leben verwehrte. Das genau ist das Muster, mit dem man sich brave Untertanen erzieht, die man nach Belieben manipulieren und ausbeuten kann.

Der springende Punkt ist also das Bewusstsein. Je gebildeter und bewusster ein Mensch ist, um so weniger wird er sich von solchen Vorstellungen leiten lassen. Bildung und Bewusstsein sind aber auch heute noch grösstenteils eine Frage des sozialen Statuses. Wer heute nicht über die finanziellen Mittel verfügt, wird sich sehr genau überlegen, ob er überhaupt ein Studium aufnimmt. Aber gerade in Deutschland findet die Selektion eigentlich schon viel früher statt, nämlich im Kindesalter, in der Schule. Bereits hier sind die statusbedingten gesellschaftlichen Selektionsmechanismen am wirken.

Und dann sind da andererseits die Lehrinhalte, die in den Universitäten vermittelt werden. Man kann Lehrinhalte in der Form vermitteln, dass man Fragen über den gesellschaftspolitischen Nutzen wissenschaftlicher Entwicklungen mit in den Studienplan aufnimmt. Man kann Lehrinhalte auch rein an den Interessen der Industrie ausrichten.

Dann wird nicht mehr nach dem Nutzen einer wissenschaftlichen Entwicklung gefragt, sondern nur noch nach dem materiellen Gewinn. Und dann fallen negative Aspkte, wie z.B. Umweltaspekte, Gesundheitsfragen oder militärische Fragestellungen auch mal ganz schnell unter den Tisch. Was zählt, ist dann der Profit des Einzelnen, eventuell auf Kosten der Gesellschaft, und was erwünscht und vermittelt wird, sind Kritiklosigkeit, Obrigkeitsdenken und Ellbogenmentalität.

Alles Liebe. Gerrit


hallo,

ich stimme dir zu, nur sehe ich nicht, dass Bildung automatisch dazu führt, dass die Menschen sich deshalb von der Religion abwenden. Es gibt genügend hochintelligente Menschen, die über genügend Bildung und sozialen Status verfügen und trotzdem an einen Gott glauben. Das meinte ich eigentlich mit Religion. Ich hätte den Begriff etwas weiter fassen sollen. Ich meinte, dass Menschen auch dann, wenn sie aufgeklärt sind, deshalb nicht völlig ohne Gottesvorstellung leben wollen. In unseren Breitengraden ist man keineswegs gezwungen sich der großen Kirchen anzuschließen und dennoch tun es immer noch sehr viele Menschen und das nicht etwa deshalb, weil sie dumm wären oder ungebildet.
Isaac Newton hat, trotz seiner Einsichten, an einen Gott geglaubt. Und es gibt noch viele weitere Beispiele von intelligenten Leuten, die trotz ihrer intellektuellen Fähigkeiten an irgendeiener Gottesvorstellung festhielten.

Dass in den alten Kulturen die Religion Zwang ausgeübt haben, ist völlig richtig. Kann man auch nicht leugnen. Trotzdem würde ich die Angelegenheit evolutionär begreifen. Klar, wir müssen uns weiterentwickeln und sollten nicht stehen bleiben, können es wohl auch gar nicht.
Aber man sollte bei aller Kritik nicht vergessen, dass in früheren Zeiten Religion ein gesellschaftlich notwendiges Integrationsmittel war. Ich denke, dass wir uns nicht zu leichtfertig auf ein hohes Ross, sorry für den Ausdruck, geht nicht gegen dich, setzen sollten.

Gesellschaften müssen sich auch erst entwickeln und die alten Kulturen waren nunmal auf ihrer Entwicklungsstufe,auf der sie sich befanden, eine notwendige Etappe der Entwicklung. Und damit auch die Religionen. Ich versuche mal ein Beispiel. Die ägyptische Kultur hatte ihren Pharao als obersten Herrscher. Dazu kam die Priesterkaste, die natürlich dafür gesorgt hat, dass die Menschen schön bei der Stange bleiben usw. Ein Pharao, Echen Athon, wollte die Priester entmachten, weil sie zu dominant geworden waren. Er hat den Gott Amun, an den alle glaubten entthront und an seine Stelle den Gott Athon gesetzt. Alle Götterstatuen Amuns wurden ausgetauscht. Rituale wurden verändert usw. Diese Maßnahmen hätten fast zum Niedergang Ägyptens in der Zeit geführt, weil die gesamte Gesellschaft darauf aufgebaut war. Nicht nur die Priester hatten den Schaden, sondern auch die Bauern und alle anderen. Sie wussten plötzlich nicht mehr, was richtig und was falsch war. Alles ging drunter und drüber. Der nächste Pharao hat dann alles wieder rückgänging gemacht und sozusagen auf Amun eingestellt. Ich glaube es war Tut Ench Amun.

Das Beispiel zeigt, dass die Religion in der damaligen Zeit einfach wichtig für die Entwicklung einer Gesellschaft war. Nur aus unserer heutigen Sicht erscheint das rückständig. Es gab in der Zeit nicht den hohen Grad an Spezialisierung, woraus sich notwendig ergibt, dass die Menschen sehr abbhängig von der Natur waren. Die Menschen mussten von daher reibungslos funktionieren, wenn die Ernte in Gefahr war, z.B Unwetter oder auch im Falle eines kriegerischen Angriffs. Deshalb war es sinnvoll, dass jeder durch Geburt auf seine gesellschaftliche Rolle festgelegt war, weil es allen nützte. Aus unserer Sicht primitiv, völlig klar, nur damals war dieses Verhalten sogar fortschrittlich. Dementsprechend muss man auch die Religion begreifen, trotz aller berechtigten Kritik.

Für die meisten hier ist die Religion oder der Glaube an Gott oder wie auch immer stark individualisiert und hat längst nicht die Bedeutung. Im Grunde ist es doch scheißegal, woran ich glaube.
Jeder schustert sich seinen eigenen Gott zusammen. Und wenn du die Leute in ein paar Jahren fragst, dann erzählen sie dir etwas völlig anderes. Und wenn du nach dem Grund fragst, dann sagen sie dir lapidar. "Nun ja, ich hab mich eben weiterentwickelt". Und du sagst dann nur, " ach so, alles klar".

Und du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass Schule auch dafür sorgt, dass Menschen in eine bestimmte Richtung gedrängt werde. PISA hat ja eindeutig gezeigt, dass gerade in Deutschland, der Grad an Bildung derart stark vom sozialen Hintergrund abhängt, wie in keinem anderen Land.
Allerdings muss man sagen, dass wir nunmal nicht alle Universitätsprofessoren werden können, selbst, wenn viel mehr leute das Potenzial haben. Wir brauchen auch Dachdecker und Putzfrauen. Insofern ist das eigentlich auch, zumindest bis zu einem gewissen Grad, funktional.

MfG

namor
 
Hallo namor

Ich stimme dir natürlich zu, wenn Du sagst, dass Menschen auch dann, wenn sie aufgeklärt sind, nicht völlig ohne Gottesvorstellung leben wollen. Wenn man den Menschen aber die Möglichkeit gibt, sich sowohl mit religiösen als auch mit nichtreligiösen Menschen zu unterhalten, so werden sich bestimmt sehr viele Menschen auch gegen eine Religion entscheiden. Den Atheisten aber hat man es in den vergangenen Jahrhunderten sehr schwer gemacht. Jeder, der es wagte, die Religionen zu kritisieren, hatte mit grausamsten Strafen zu rechnen. Übrig blieb dann natürlich nur noch die Religion. Und an der Religion klebte die Macht, die mit allen Mitteln verteidigt wurde. Gleichzeitig wurde die Religion immer wieder als Drohgebärde gegen den kleinen Mann instrumentalisiert. In dem Sinne gab es also für den normalen Menschen gar keine Abwägung zwischen Religion und Atheismus.

Ob die Religionen in den vergangenen Jahrhunderten wirklich unentbehrlich waren, wage ich zu bezweifeln. Ging es bei der Religion nicht in erster Linie um Machtfragen, statt um spirituelle Inhalte? Religionen gingen auch immer mit der Entmündigung des Volkes einher. Man verweigerte dem Volk die Bildung. Warum wird den Menschen denn die Bildung verwehrt? Sie wird ihnen unter anderem deshalb verwehrt, weil sie die Gefahr beinhaltet, dass die Menschen die verlogenen Strukturen durchschauen und weil Bildung der Zugang zu materiellem Wohlstand sein kann. Alle Gesellschaften fürchten sich vor aufgeklärten Menschen. Darum wird z.B. auch heute an den Hochschulen Fachwissen vermittelt, aber der Zugang zu einer umfassenden Bildung wird verweigert. In den vergangenen Jahrzehnten hat man alle Ansätze, die einst in dieser Richtung bestanden, wieder rückgängig gemacht. Heraus kommen dabei nützliche "Fachidioten" die eigentlich keinen Zugang zu wirklicher Bildung haben.

Ich glaube, um die Ernte hätten die Menschen sich auch selber gekümmert. Dazu bedarf es keiner Obrigkeit. Und hätte man sich um demokratische Strukturen bemüht, dann wäre es den Herrschenden vielleicht auch nicht so leicht gelungen, Kriege zu entfachen. Die Kriege wurden in der Regel von der politischen oder religiösen Obrigkeit aus egoistischen Motiven entfacht. Und dahinter stand ein religiöses System, welches genau die angepassten und obrigkeitsgläubigen Menschen erzog, die man sich von Seiten der Herrschenden wünschte. Es ist zwar richtig, dass wir nicht unbedingt diplomierte Dachdecker benötigen, aber ich würde es als grossen Fortschritt ansehen, wenn man den Menschen beibringen würde selbstständig zu denken und nicht nur irgendetwas nachzukauen, wie das heute in der Schule gemacht wird.

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Hallo namor

Ich stimme dir natürlich zu, wenn Du sagst, dass Menschen auch dann, wenn sie aufgeklärt sind, nicht völlig ohne Gottesvorstellung leben wollen. Wenn man den Menschen aber die Möglichkeit gibt, sich sowohl mit religiösen als auch mit nichtreligiösen Menschen zu unterhalten, so werden sich bestimmt sehr viele Menschen auch gegen eine Religion entscheiden. Den Atheisten aber hat man es in den vergangenen Jahrhunderten sehr schwer gemacht. Jeder, der es wagte, die Religionen zu kritisieren, hatte mit grausamsten Strafen zu rechnen. Übrig blieb dann natürlich nur noch die Religion. Und an der Religion klebte die Macht, die mit allen Mitteln verteidigt wurde. Gleichzeitig wurde die Religion immer wieder als Drohgebärde gegen den kleinen Mann instrumentalisiert. In dem Sinne gab es also für den normalen Menschen gar keine Abwägung zwischen Religion und Atheismus.

Ob die Religionen in den vergangenen Jahrhunderten wirklich unentbehrlich waren, wage ich zu bezweifeln. Ging es bei der Religion nicht in erster Linie um Machtfragen, statt um spirituelle Inhalte? Religionen gingen auch immer mit der Entmündigung des Volkes einher. Man verweigerte dem Volk die Bildung. Warum wird den Menschen denn die Bildung verwehrt? Sie wird ihnen unter anderem deshalb verwehrt, weil sie die Gefahr beinhaltet, dass die Menschen die verlogenen Strukturen durchschauen und weil Bildung der Zugang zu materiellem Wohlstand sein kann. Alle Gesellschaften fürchten sich vor aufgeklärten Menschen. Darum wird z.B. auch heute an den Hochschulen Fachwissen vermittelt, aber der Zugang zu einer umfassenden Bildung wird verweigert. In den vergangenen Jahrzehnten hat man alle Ansätze, die einst in dieser Richtung bestanden, wieder rückgängig gemacht. Heraus kommen dabei nützliche "Fachidioten" die eigentlich keinen Zugang zu wirklicher Bildung haben.

Ich glaube, um die Ernte hätten die Menschen sich auch selber gekümmert. Dazu bedarf es keiner Obrigkeit. Und hätte man sich um demokratische Strukturen bemüht, dann wäre es den Herrschenden vielleicht auch nicht so leicht gelungen, Kriege zu entfachen. Die Kriege wurden in der Regel von der politischen oder religiösen Obrigkeit aus egoistischen Motiven entfacht. Und dahinter stand ein religiöses System, welches genau die angepassten und obrigkeitsgläubigen Menschen erzog, die man sich von Seiten der Herrschenden wünschte. Es ist zwar richtig, dass wir nicht unbedingt diplomierte Dachdecker benötigen, aber ich würde es als grossen Fortschritt ansehen, wenn man den Menschen beibringen würde selbstständig zu denken und nicht nur irgendetwas nachzukauen, wie das heute in der Schule gemacht wird.

Alles Liebe. Gerrit

hallo,

hast ja Recht. Ich bin auch kein Mitglied in einer organisierten Gruppe. Ich hatte und habe immer noch meine Probleme mit diesen Leuten. Ich finde es für die zukunft natürlich auch wichtig, sich kritisch mit der Religion auseinander zu setzen. Das tue ich auch. Ich versuche mir nur ein möglichst objektives Bild zu machen und nach den Ursachen zu fragen, die meine Sicht nicht sofort bestätigen, sondern auch wieder relativieren. Das hat mich in dieser Frage etwas gelassener werden lassen.
Die Machtfrage ist immer noch die gleiche, wie es in alten Zeiten war. Heute sind es weniger die Religionen, sondern internationale Konzerne, die um die Macht ringen, wobei dann auf den Altären des Profits die Errungenschaften der Humanität geopfert werden. Natürlich spielen die Religionen hierbei immer noch eine gewichtige Rolle. Sie helfen, den Status Quo zu erhalten. Als Folge davon machen die Menschen sich immer noch zu viele Gedanken, wie sie in den Himmel, Nirvana usw. kommen, als sich mit den Problemen, die sie wirklich betreffen zu beschäftigen und nach konkreten Lösungen zu suchen.

Ich frage mich auch schon seit längerem, ob der Mensch tatsächlich einen freien Willen hat, oder ob seine Entscheidungen nicht doch schon getroffen wurden, bevor er entschieden hat. Es erhärtet sich ja immer mehr der Verdacht, dass der freie Wille, genau wie das Ego, eine Illusion ist.
Wenn dem so ist, dann hat mein Gehirn eben entschieden, also noch bevor mir es bewusst war, dass ich diesen Satz hier hin schreibe.

Das macht mich doch gleich viel cooler, irgendwie.

MfG

namor
 
namor schrieb:
Ich versuche mal ein Beispiel. Die ägyptische Kultur hatte ihren Pharao als obersten Herrscher. Dazu kam die Priesterkaste, die natürlich dafür gesorgt hat, dass die Menschen schön bei der Stange bleiben usw. Ein Pharao, Echen Athon, wollte die Priester entmachten, weil sie zu dominant geworden waren. Er hat den Gott Amun, an den alle glaubten entthront und an seine Stelle den Gott Athon gesetzt. Alle Götterstatuen Amuns wurden ausgetauscht. Rituale wurden verändert usw. Diese Maßnahmen hätten fast zum Niedergang Ägyptens in der Zeit geführt, weil die gesamte Gesellschaft darauf aufgebaut war. Nicht nur die Priester hatten den Schaden, sondern auch die Bauern und alle anderen. Sie wussten plötzlich nicht mehr, was richtig und was falsch war. Alles ging drunter und drüber. Der nächste Pharao hat dann alles wieder rückgänging gemacht und sozusagen auf Amun eingestellt. Ich glaube es war Tut Ench Amun.

Christine el Mahdy, Ägyptologin, schreibt in ihrem Buch (1999): Tutanchamun - Leben und Sterben des jungen Pharao:

....Wenn Echnaton nicht einmal in seiner eigenen Stadt, die er eigens für den Aton gegründet hatte, dessen ausschließliche Verehrung durchsetzte, dann ist es nur schwer vorstellbar, daß ein Ikonoklasmus der häufig behaupteten Art stattgefunden hat. [...] Wenn man die Zeugnisse sorgfältig studiert, wird man feststellen, daß eindeutige Beweise für den Ikonoklasmus fehlen...
Das sind die neuesten Erkenntnisse bez. Echnaton/Nofretete/Tutenchamun, die einen (offenbar toleranten) Theismus etablieren wollten.

Er wurde zwar als Ketzer angesehen, aber eher vom Militär als vom Volk. Deren Haß auf ihn war wohl kaum religiös motiviert, zumal er nach neuesten Erkenntnissen niemandem seine Religion aufzwang. Die Wirren waren ziemlich sicher seiner politischen Schwäche zuzuschreiben, er war wahrscheinlich zuviel Pazifist und hat auf Einfälle und Gebietsverluste, sehr zum Ärgernis des Militärs - nicht reagiert.
Das Aton-Intermezzo dauerte etwa 30 Jahre (Echnaton - Tutanchamun - Eje) bevor der Heerführer Haremhab die Macht übernahm und diese an seinen Militärfreund Ramses weitergab.
 
@Lieber Lotusz,

angesichts der präkeren Weltlage würde ich Dich doch einmal bitten darzulegen, worin die Fortschritte, die der Mensch gemacht hat, bestehen.

Liebe Grüße
C
 
Cintamani, ich möchte Lotusz natürlich nicht vorgreifen,aber dieses Forum gehört sicher zu den Fortschritten nach denen Du fragst.
Es ist zwar auf den Mist einer verkopften Gesellschaft entstanden,aber gegen eine Erweiterung unserer Kommunikationsmöglichkeiten dürften ernsthafte spirituelle Einwände doch nicht bestehen.
 
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Cintamani schrieb:
Christine el Mahdy, Ägyptologin, schreibt in ihrem Buch (1999): Tutanchamun - Leben und Sterben des jungen Pharao:


Das sind die neuesten Erkenntnisse bez. Echnaton/Nofretete/Tutenchamun, die einen (offenbar toleranten) Theismus etablieren wollten.

Er wurde zwar als Ketzer angesehen, aber eher vom Militär als vom Volk. Deren Haß auf ihn war wohl kaum religiös motiviert, zumal er nach neuesten Erkenntnissen niemandem seine Religion aufzwang. Die Wirren waren ziemlich sicher seiner politischen Schwäche zuzuschreiben, er war wahrscheinlich zuviel Pazifist und hat auf Einfälle und Gebietsverluste, sehr zum Ärgernis des Militärs - nicht reagiert.
Das Aton-Intermezzo dauerte etwa 30 Jahre (Echnaton - Tutanchamun - Eje) bevor der Heerführer Haremhab die Macht übernahm und diese an seinen Militärfreund Ramses weitergab.

hallo,

vielen Dank für deinen Beitrag. Muss gestehen, dass ich davon bisher noch nichts gehört hatte. Ich wollte mit diesem Beispiel eigentlich nur sagen, dass die Religion in früheren Zeiten für die alten Kulturen funktional waren und dass wir uns selbst nicht auf Kosten der Antike aber vor allem des Mittelalters zu sehr in den Himmel heben sollten, auch dann nicht, wenn ich Kritik ansonsten ja für berechtigt halte. Es ging mir dabei eher um die Frage, was die Religion für die Menschen in früheren Zeiten bedeutet hat.
Also, was leistet das Teilsystem Religion für das Gesamtsystem Gesellschaft.
Und ich denke schon, dass die Menschen damals in hohem Grade die Religion einfach brauchten.
Es gab zu dieser Zeit nicht die Wissenschaft in der Form wie wir sie heute kennen. Der Begriff der Bildung, wie wir ihn heute verwenden, war so auch noch nicht erfunden.
Wenn wir uns das Mittelalter mal anschauen, dann war der Adel mindestens genauso ungebildet wie die Bauern. Lesen konnte zunächst nur der Klerus. Der Adel hatte Leute, die für ihn Lesesn und Schreiben konnten.Die christliche Buchreligion und dem Klerus ist es trotz aller Kritik zu verdanken, dass die orale Kultur in Europa sich zu einer Schriftkultur entwickelt hat. Erst die Schrift hat es ermöglicht, dass wir Wissen anhäufen konnten, was wiederum die technischen und kulturellen Weiterentwicklungen ermöglichte. Ein Buchmarkt konnte sich überhaupt erst durch die Übersetzung Luthers und der relativ gleichzeitigen Erfindung Gutenbergs nach und nach entfalten.
Durch die Lehre Luthers waren die Leute plötzlich aufgerufen, selbst einen Bezug zu Gott herzustellen und deshalb mussten sie die Bibel selber lesen usw. usf.

Ich will die damaligen Verhältnisse nicht beschönigen, aber es ist ein Bestandteil bürgerlicher Ideologie das Mittelalter als finster darzustellen.

MfG

namor
 
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