Liebe Funca,
von den Feen und ein paar anderen Wesen weiß ich zwar, dass sie die Hüter des Schicksals sein sollen, ob das nun bei den Engeln auch so ist, vermag ich das jetzt nicht so recht erkennen.
Ich stell mir jetzt vor, ein Engel belegt einen Menschen mit Leid, damit ihn ein anderer wiederum trösten kann. Klingt das nicht nach Selbstbeschäftigung? So halte ich auch nichts von Hierarchien, denn das dürfte das Produkt von Institutionen sein.
So wurde dann auch in 4. Jahrhundert von einem pseudonymen Autor eine Schrift über die himmlische Hierarchie verfasst
(De Coelesti Hierarchia). Augustinus ging da noch einen Schritt weiter mit seinem Buch von einem Gottesstaat:
Er hatte in diesem Buch die Welt in zwei Engelstaaten eingeteilt, in die Civitas dei (die Guten) und Civitas diabolo, in der sich die abgefallenen Engel gruppierten.
Er hatte dann für die Menschen noch die Civitas terrena kreiert, wobei mit dem Jüngsten Gericht die Civitas neu gruppiert werden sollten. (Das Himmelreich und der Ort der ewigen Verdammnis). In diesem Buch spiegelte sich auch die griechische Vorbildung Augustinus wider
(z.B. Platons Gedanken zur Seele).
Zuvor gab es schon die Bücher Henochs (130 v.Chr. – 68 n.Chr.), in denen dessen Erlebnisse nach seiner Entrückung ins Himmelreich geschildert wurden. In diesen Büchern taucht dann in der jüdischen Tradition der Gedanke von Hölle und den gefallenen Engel auf.
Das alles fehlt in der ursprünglich persischen Tradition – dort geht es um die Überwindung des Bösen. Etwas, das mit dem Guten und Reinen geschehen sollte. Eine Botschaft, die von den Engeln als Mittler zu den Menschen getragen werde. Dem Menschen blieb es aber überlassen, über welche Weg er letztlich ginge.
Es gibt da also in den Lehren sehr differenzierte Vorstellungen zu den Engeln, die jedoch mit dem ursprünglichen Gedanken wenig gemein haben. So widerspricht es auch dem Verständnis der Masse der Menschen. Da lohnt es also einmal über die Inbegriffe nachzudenken, mit denen die Engel landläufig verbunden werden.
So kann man sich auch selbst fragen, welche Engeln uns ansprechen. Es kann von uns nur das ausgehen, womit wir auch erfüllt sind. Unsere Engel verraten also auch etwas über uns selbst.
Merlin
(Merlin, somit gemeinfrei)