Danke, Mora!
Und schon gehts weiter mit der Serenade!
Sich selbst zu erkennen, und auch zu akzeptieren, wie man IST, das ist wohl das Schwierigste im Leben, - vor allem dann, wenn man es krampfhaft versucht. Mein Meister ich nenne ihn einfach so, weil er für mich nun mal MEIN Meister ist, auch wenn er keine Meisterprüfungen abgelegt hat und andererseits keiner religiösen Gruppe oder Sekte angehört, die Meistertitel vergeben lebt mir die Selbsterkenntnis und Selbstakzeptanz täglich vor. Er ist, wie er IST und er sagt, was er denkt, ohne darüber nachzudenken, wie das Gesagte ankommt. Ihm laufen die Tiere in Scharen zu und lieben ihn, eben, weil er, wie Tiere auch, sich niemals verstellt oder vorgibt, etwas zu sein, was er nicht ist. In Gesellschaft furzt er auch manchmal und wenn es dann stinkt und ihn jemand fragt, ob er das war, gibt er es ohne weiteren Kommentar mit einem einfachen Ja zu. Mein Meister ist nicht so einer, der durch sein Gehabe andere darum bittet, ihn zu lieben. Entweder sie akzeptieren ihn, wie er IST, und wenn nicht, ist es für ihn auch okay. Auf eine gewisse Art erinnert er mich sehr an das, was Florinda über Naguale geschrieben hat.
Und genauso würdest du auch gerne sein, erkennst aber, dass du ganz anders bist.
Schön, dass du dich doch nicht für immer ausgeklinkt hast.
Weißt du, ich bin auch so ähnlich wie dein Meister. Mir ist es gleich, was andere über mich sagen oder denken, weil das für mich selbst keine Bedeutung hat.
Dessen bin ich mir voll und ganz bewusst, auch wenn ich noch immer manchmal auf gewisse Reaktionen warte und mich dann über eine gute Reaktion freue. Diese Freude ist eigentlich nur Illusion, ebenso wie der Ärger, wenn ich eine schlechte Reaktion bekomme. Das, was ich sage und tue, hängt ja nicht von anderen ab, sondern von mir ganz alleine. Ich alle bestimme, ob das, was ich gesagt und getan habe, recht war.
Du weißt das, aber noch immer ist da Freude oder Ärger?
Man kommt nicht so schnell aus der Programmierung heraus. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum mir mein Meister an die Seite gestellt wurde.
Von wem?
Vom Schicksal? Okay, das war dumm formuliert. Er ist einfach da und ich erkenne ihn als meinen Meister an. Das ist alles. Ich bewundere auch seine Stärke, wie er mit allen so genannten Schicksalsschlägen umgeht. Er jammert nie, und wenn ich ihn frage, wie er all das ertragen kann, sagt er: Es ändert nichts an der Sache, wenn ich jammere. Er sagt es nicht nur, er LEBT es! Manchmal kommt er mir sogar gefühlskalt vor, aber das scheint nur so, weil er eine gewisse Härte gegen sich selbst hat. Das ist auch nicht ganz richtig, denn er akzeptiert sich ja so, wie er IST und hat eigentlich nichts gegen sich selbst, nicht einmal die Härte, die ich eben erwähnte.
Was nun das Gefühl betrifft, - da ist er sogar weicher als ich. Wir wohnen ebenerdig und auf unserem Balkon tummeln sich oft fremde Katzen, darunter auch jene, die sich mit unserem Kater nicht allzu gut vertragen. Als einmal eine dieser fremden Katzen unbedingt zu uns herein wollte, sagte ich nein. Es war damals ziemlich kalt draußen und mein Meister sagte: Die Katze tut mir so leid. Lassen wir sie doch herein und geben ihr etwas zu fressen. Unser Kater schläft ohnehin im Nebenzimmer und wird nichts bemerken. Die Katze hat ihm leid getan!
Meine Güte! Na und?
Ich sage das nur, weil ich ihn oft für gefühlskalt hielt.
Schon gut, aber was ist eigentlich DEIN Problem? Du scheinst alles zu wissen, wie du sagst und doch handelst du nicht danach. Ist es das?
Es ist so, wie ich es bereits bei unserem Eingangsgespräch gesagt habe. Ich will niemandem wehtun, - nicht einmal unabsichtlich. Meinem Meister hingegen ist das gleich. Er meint, damit muss jeder selbst fertig werden. Die Formulierung gleich ist wirklich sehr passend. Es schert ihn nicht, ob er jemanden verärgert oder erfreut. Für ihn ist es ein und dasselbe. Bei mir macht es jedoch noch immer einen Unterschied, obwohl ich weiß, dass ich es nicht ändern kann.
Das, was ich hier schreibe, nannte jemand Selbstdarstellung. Klar ist es Selbstdarstellung. Alles, was ich von mir gebe, ist stets eine Selbstdarstellung. Wenn ich in einer Diskussion meine Meinung äußere, ist es dieselbe Selbstdarstellung, nur fällt sie halt kürzer aus, als das hier. Aber inzwischen bin ich so weit, dass ich es nicht deshalb auf die Öffentlichkeit loslasse, um aufzuzeigen, wie toll ich bin, oder vielleicht auch, wie dämlich ich bin, weil ich mich mit so etwas beschäftige, sondern um es mit anderen Menschen, die vielleicht ähnlich denken, zu teilen. Nicht, dass es für manche eine Hilfe wäre, sondern einen Aha-Effekt auslöst, der besagt, dass niemand wirklich alleine mit seinen Gedanken ist.
Das passt dann aber gar nicht zu dem, was du über deinen Meister gesagt hast und dass du ihm ähnlich sein willst. Würde er so etwas veröffentlichen?
Ihm liegt nichts daran und schon gar nicht am Schreiben oder anderen kreativen Aktivitäten. Nein, auch wenn er schreiben würde, so würde er nie auf die Idee kommen, es anderen lesen lassen.
Was meinst du, warum er es nicht tun würde?
Ich meine, er würde sagen, dass dies niemanden etwas angeht. Wahrscheinlich würde er es für sich selbst tun, aber das hat er nicht nötig, da er wie man so schön sagt mit beiden Beinen am Boden steht.
Ist er für spirituelle Themen offen?
Sehr sogar! Er hält alles für möglich, aber er selbst, wenn er nicht darauf angesprochen wird, würde nie darüber nachdenken, weil er es für sinnlos hält.
Inwiefern sinnlos?
Für ihn sind das Themen, die nicht wirklich und schon gar nicht allgemein beantwortet werden können, also ist es eigentlich sinnlos, darüber zu reden oder nachzudenken. Es könnte alles möglich sein, aber wissen wir es?
Was meint er zu wissen?
Im Grunde genommen sagt er auch, dass wir nichts wirklich wissen. Aber wie gesagt, er selbst gibt sich nicht mit derartigen Themen ab. Eigentlich ist er DER Realist, der gerne ein Bier trinken geht, alles isst, was ihm schmeckt, wobei er ein Feinschmecker ist, sich gerne unter vielen Menschen aufhält, mit allen redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und sich eben so gibt, wie er ist.
Hesse hat in seinem Buch Der Steppenwolf die Hermine so schön über Tiere sagen lassen, dass Tiere echt sind. Sie sind wie sie sind. Und wie ich schon sagte, laufen meinem Meister alle Tiere zu, weil sie vielleicht eine Ähnlichkeit zwischen ihm und ihnen erkennen können. Mein Meister ist einer der wenigen Menschen, der auch echt ist.
Willst du sagen, dass du nicht echt bist?
Auf keinem Fall so wie mein Meister, auch wenn ich es anstrebe, weil ich fühle, dass es mein innerster Kern ist. Damit spreche ich jetzt nicht die reine Energie an, wie Kim es nennt, sondern meine Persönlichkeit. Ich möchte, ohne wenn und aber, das zeigen können, was tief in mir ist, auch wenn es noch so erschreckend ist.
Was ist daran erschreckend? Etwa deine Gedanken, die dir plötzlich kommen? Und wenn sie dir bewusst werden und du weiter denkst, was wäre, wenn du sie aussprechen würdest?
Genau! Aber das wäre wiederum ein Urteil, und ich will auch nicht mehr urteilen. Meinem Meister ist es gleich, ob er urteilt oder nicht. Er denkt darüber nicht einmal nach, und wenn er mal etwas gesagt hat, was andere verletzt oder verärgert, tut es ihm nicht ein bisschen leid. Mir hingegen würde es leid tun, und das würde ich auch sagen.
Deine Probleme möchte ich haben! Wie kann es einem Menschen nur so langweilig sein, dass er sich über so etwas Gedanken macht.
Langweilig? Ich hätte genug zu tun! Aber da ich nun mal gerne schreibe und mir auch gerne Gedanken mache, tu ich das auch.
Da haben wir es doch! Welches deiner vielen Ichs kannst du denn nicht akzeptieren? Das ist es doch, oder? Ist es das traumwandlerische Ich, oder mehr das Tatsachen akzeptierende Ich? Wie auch immer du es nennst, und wie ich auch schon sagte, lässt sich keines deiner Ichs in irgendeine Schublade sperren, da alle Ichs nur ein einziges Ich ergeben, das DU BIST.
Im Grunde genommen sprichst du ja nur von Meinungen, - davon, wie die Welt schlechthin gesehen wird oder nicht gesehen wird. Einerseits bist du spirituell sehr interessiert und suchst nach der ultimativen Wahrheit. Andererseits glaubst du, die ultimative Wahrheit lässt sich ohnehin nicht erkennen, also lasse ich mich auf die so genannten realen Dinge ein. Nur, was sind die so genannten realen Dinge? Gibt es sie überhaupt? Warum lebe ich? Warum bin ich hier? Bin ich einfach nur ein Naturprodukt, das einst den Löffel abgibt und nie wieder gesehen wird? Das Einfachste und vielleicht sogar das Naheliegendste wäre es. Aber da ist ja noch was! WIE entstand alles? Da gibt es ja noch ein Dahinter! Aber, mein Gott, dieses Dahinter ist ja die ultimative Wahrheit, und sie wird sich nie erkennen lassen, - wahrscheinlich erst wenn ich sterbe, aber dann könnte es zu spät sein, weil es doch irgendwo heißt, man sollte sich auf den Tod vorbereiten, da das Leben genau diesen Sinn hat. Nur wie? Verdammt, wie?
Du großer Gott, dein Chaos ist gigantisch.
Gottes Chaos oder meines?
Deines natürlich, du Nase! Sprechen wir einmal über das, was Erleuchtung genannt wird. Kennst du persönlich Menschen, die sich erleuchtet nennen?
Ich kenne keine Menschen, die sich selbst erleuchtet nennen, aber wie gesagt, ich würde meinen Meister sofort erleuchtet nennen. Außerdem wäre er für mich nicht mein Meister, wenn ich ihn erleuchtet nennen würde. Also, grob gesagt, sind Menschen für mich erleuchtet, die ohne wenn und aber zu sich selbst stehen, egal, wie. Und vor allem Menschen, die ehrlich sind und sich nicht auf irgendeine Vorstellung, ohne Selbstbeweis, stützen.
Ohne Selbstbeweis? Was ist das denn?
Manche Menschen haben Erlebnisse hinter sich, die nur für sie selbst gelten. Sie wissen, was sie gesehen haben, wie ihre Gefühle waren und stehen dazu, egal, was andere dazu sagen, oder ob andere sie deshalb auslachen. Für sie selbst ist das Erlebnis auf jeden Fall ein Beweis. Das nenne ich einen Selbstbeweis.
Dich selbst würdest du also nicht als erleuchtet bezeichnen?
Auf keinen Fall. Davon bin ich noch meilenweit entfernt und viel zu unsicher in mir selbst.
Ich wiederhole mich nicht gerne, aber ich muss dennoch wieder sagen, dein einziges Dilemma ist, dass du dich viel zu sehr an Worte klammerst.
Was sind schon Meinungen? Was sind Gedanken und Worte schlechthin? Schenk dir doch einmal selbst den klaren Himmel ohne Wolken. Lass deine Meinungen, Urteile oder was auch immer, ziehen und denke nicht darüber nach. Ich kenne dich gut, nur willst du das nicht wahrhaben, weil dich dieses Gut-Kennen ab und zu erschreckt. Aber das muss es nicht und dazu brauchst du wirklich keinen Meister. Du stehst an der Schwelle dessen, was du Erleuchtung nennst, aber du wagst es noch nicht, darüber zu schreiten. Wage es! Dir kann nichts passieren, was dir nicht ohnehin schon passiert ist. Ich weiß, dass du das weißt und ich weiß auch über diesen innersten Kern in dir Bescheid. Dieser innerste Kern unterscheidet sich kaum von denen anderer Menschen. Würde ich nun weiter sprechen, würdest du sagen, dass alle Menschen schlecht sind. Nichts und niemand ist schlecht, - es ist nun mal die Natur des Menschen, eine ichbezogene Natur, zum Unterschied der Tiere. Wobei es auch bei Tieren ein Ich geben soll, - nur, anscheinend denken Tiere nicht über ihr Ich so sehr nach wie die Menschen.
Nun aber zum Thema! Es sind die Gedanken, die dich oft erschrecken. Und dann die Gedanken, wie ich es schon erwähnte, wie es wäre, wenn du sie offen aussprechen würdest. Du meinst also, du BIST diese Gedanken. Weit gefehlt, meine Liebe!
Wie sagtest du vorhin? Man kommt nicht so schnell aus der Programmierung heraus. Diese Gedanken sind das Zeichen für diese Programmierung! Aber du denkst bereits weiter und sprichst diese Gedanken erst gar nicht aus, weil du weißt, dass es keinen Sinn macht, weder für dich, noch für andere. Du dringst mit diesen Gedanken tiefer in dich hinein in DEINE ULTIMATIVE WAHRHEIT. Okay, ja, es sind auch Gedanken, aber sie stellen die Programmierung in Frage, was ja schon ein gutes Zeichen ist.
Der nächste Schritt, - die Überschreitung der Schwelle zur Erleuchtung wäre, diese plötzlichen Gedanken der Programmierung einfach ziehen lassen, wie der Himmel die Wolken ziehen lässt. Das nennt man auch, den Geist leeren.
Du siehst, es IST ganz einfach und du bist echter, als du denkst.
Was ich auch noch sagen möchte, - du willst nicht urteilen, aber du bemerkst nicht, wie du selbst über dich urteilst und dich mit anderen vergleichst, indem du so wie dein Meister sein willst. Das ist unmöglich, auch wenn ich sagte, dass jeder innerste Kern sich gleicht. Okay, es wird für Menschen immer Unterschiede geben, die sie beurteilen, aber eben das nenne ich Programmierung. Sie ist etwas gesellschaftliches, um als Mensch immer besser, schneller, und was weiß ich alles, zu WERDEN. Der Nachbar hat dieses und jenes, also muss ich auch dieses und jenes und natürlich noch viel mehr haben, da ich ja besser sein muss als er. Verstehst du? Aber bei wirklicher Selbsterkenntnis hat all das keinen Platz. Da geht es nur um dich selbst und nicht darum, was dein Meister hat oder ist, oder was dein Nachbar hat oder ist. Erst wenn du diese programmierten Gedanken ziehen lässt, kannst du die Gleichheit aller erkennen und hast es nicht mehr nötig, Programmiertes von dir zu geben. Und dann ist auch die ultimative Wahrheit, - die Erleuchtung da.
Wie schrieb Florinda? Anders als gewöhnliche Menschen suchen Naguale für ihre Taten keinen Beifall, Respekt oder Lob oder andere Formen der Belohnung von anderen, auch nicht von ihren Mitzauberern. Sie streben einzig nach der Erfüllung ihrer eigenen Maßstäbe und Makellosigkeit, Unschuld und Integrität. Auch wenn das für dich keine Bedeutung haben sollte, aber das mit den eigenen Maßstäben finde ich hervorragend.