@Laws: Ich sehe die Dinge nicht so anders, allerdings sollte man sich bei allem bewusst sein, dass es sich so oder so um Spekulationen handelt. Das Agieren der USA und EU ist denkbar ungeschickt gewesen... oder je nachdem aus welcher Perspektive vielleicht auch geschickt. Sicher ist: Die EU will den Krieg nicht. Inwiefern die USA ihn wollen, da wäre ich mir nicht so sicher. Einige Kräfte vielleicht, aber das Blatt ist langsam überreizt. Die Loyalität der "größten Mächte" gilt den Finanzmärkten, der Wirtschaft. Und ein Krieg gegen Russland würde alles auf Talfahrt schicken was denen heilig ist.
Brezinski betreffend... das Buch skizziert eine mögliche Geostrategie und einiges deutet daraufhin dass die Amis auch auf eine sehr ähnliche Art agieren. Aber: Ein Beweis ist ein solches Buch nicht. Und, Brezinski hat vor wenigen Jahren ein neues Buch geschrieben und dort sehr viel revidiert, Fehler eingestanden und in einigen Fragen eine 180Grad-Wendung hingelegt... Beide Bücher haben keinen direkten Einfluss auf die US-Außenpolitik, aber das letzte gehört zum Gesamtbild dazu.
Ein sehr interessanter Text darüber ist dieser hier:
Warum der Westen Russland braucht
Die erstaunliche Wandlung des Zbigniew Brzezinski
https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2012/juli/warum-der-westen-russland-braucht
Darin wird beschrieben, dass Brzezinski in seinem neuesten Buch eine Kehrtwende hinlegt, die USA sogar mit der Sowjetunion in den 80ern vergleicht:
Die zentrale These des Buches lautet, dass die USA sich heute in einer ähnlichen Situation befinden wie die Sowjetunion in den 80er Jahren.
Er sagt auch das hier:
Nach den Konsequenzen gefragt, äußert er: „Es bedeutet vor allem, dass wir nicht länger diktieren können. Wir können nicht mehr der abschreckende und für alle internationalen Belange zuständige Akteur auf der globalen Szene sein.“[10]
Oder:
In einem Vortrag vor dem Center of Strategic and International Studies spricht Brzezinski sogar davon, dass Russland bereits jetzt demokratischer sei, als unsere Medien es darstellten: „Wenn man in Russland lebt, ist man in der Lage Zeitungen zu lesen, die offen kritisch gegenüber Putin auftreten, ein Umstand, den wir hier zu wenig würdigen.“[11] Dieser Trend werde sich fortsetzen und eine Einbeziehung Russlands in den Westen könne in verschiedenen Stufen und Varianten erfolgen.
Wirklich ein sehr interessanter Artikel den man in voller Länge lesen sollte. Es ist natürlich denkbar und nicht unwahrscheinlich, dass die USA und insbesondere die Falken nach wie vor eher auf Linie der "einzigen Weltmacht" sind. Noch wahrscheinlicher ist allerdings eine Mischung... ein Konflikt innerhalb der USA den man m.A.n. schon lange erkennen kann. Unter Bush waren sie relativ eindeutig. Es gab mahnende Stimmen, aber die Mächtigen waren alle Neokons und auf Krieg aus. Obama ist m.A.n. zwischen allen Fronten, vermutlich aber eher gemäßigt. Ansonsten wäre der Ukraine-Konflikt in seiner Eskalation schon weiter. Auf der anderen Seite Putin... ebenfalls gemäßigter als hier oft dargestellt. Denn wenn er wollte hätte er die Ukraine komplett und nur ein Weltkrieg könnte ihn in die Schranken weisen... wobei da absolut nicht sicher wäre, ob China nicht eher auf Seite Russlands agieren würde.
Was ich sagen will ist: Es ist einfach nicht so eindeutig wie Du es teilweise darstellst. Ich bin immer froh wenn andere Sichtweisen in die Diskussion kommen und hier nicht nur Mainstream-Artikel gepostet werden, denn gerade was die Ukraine betrifft kommen mir die Medien gefährlicher vor als die EU-Politiker. Aber... schwarz-weiß ist immer falsch. Dafür ist es zu komplex.