Liebe Elevin!
Wer sich für ein Thema interessiert, sollte das einerseits klar für sich definieren, was er sich davon verspricht. Geht es um Erkenntnis von gesetzmäßigen Abläufen, Lösung von Problemen, Erforschung neuer Gebiete, Bestätigung des eigenen Erlebens und der daraus gezogenen Schlußfolgerungen etc.?
Völlig klar.
Andererseits kann man einzelne Erlebnisse von anderen Menschen, die zu deren persönlicher Erfahrung damit geführt haben, nicht als Maßstsab für andere nehmen. Erkenntnis ist nicht übertragbar.
Also was spricht dagegen, Bücher von Menschen zu lesen, die einen Teil ihres Lebens darauf verwandt haben, diesen Bereich (wissenschaftlich) zu erforschen und ihre dabei gemachten Erfahrungen und Methoden zur Erforschung aufgeschrieben haben?
Na, da hast Du die Antwort auf diese Frage selber im vorausgehenden Absatz formuliert. Was in diesen Büchern steht, sind eben auch nur persönliche Erfahrungen.
Heutzutage ist es in der Esoterik offenbar üblich, sich über Erfahrungen nicht mehr in Gesprächen auszutauschen, sondern seine Wahrheiten stattdessen in form eines Buchs auf den Markt zu werfen. (Das schützt einen dann einerseits davor, alternative Sichten zu erfahren, und bringt dazuhin Geld.)
Ich arbeite seit sehr vielen Jahren mit Wissenschaftlern zusammen, und ich kenne und schätze den wissenschaftlichen Arbeitsstil. Das was in der Esoterik läuft, hält dem in keiner Weise stand.
Um es konkret zu machen, verweise ich nur mal hier auf diesen Beitrag:
https://www.esoterikforum.at/forum/showpost.php?p=3436173&postcount=7 (der mir allerdings sachlich auch nicht so ganz astrein erscheint), und frage: was hat das mit Schamanismus zu tun? Da bin ich jetzt mal gespannt...
Es ga vor so ungefähr vierzig Jahren etliche Leute, die tatsächlich mit wissenschaftlichem Anspruch Bewusstseinsforschung betrieben und sich mit Spiritualität beschäftigt haben - ich nenne als Beispiel nur mal J.C. "The Scientist" Lilly(*). Was damals in Ansätzen (und gewiss nicht ohne Mängel) erarbeitet wurde, geht immer noch weit über das hinaus, was du heutzutage in hunderterlei Würgshops und Büchern über Spiritualität aufgetischt bekommst.
Dann tauchte da nämlich ein Castaneda auf, und die ganze Geschichte wurde populär, und wurde zu einer Spielwiese persönlicher Befindlichkeiten auf dem Niveau von Partnerschaftskrisen, Mißbrauchserfahrungen und Angstneurosen. Und das wurde dann zum Standard erklärt.
Und inzwischen haben wir eine komplette Umkehrung der Bewertung: dass nämlich eine differenzierte und hintergründige Betrachtung der Zusammenhänge als "Geschwurbel" bezeichnet wird, und das Suhlen in trivialen persönlichen Geschichten (oder eher noch das Statement, dass diese eben
persönlich sind und nicht für offene Kommunikation geeignet) zum eigentlichen Anspruch erklärt.
(*) und auch hier die Preisfrage dazu: was hat J.C.Lilly mit Schamanismus zu tun?