Trauergebote und Trauerverbote

Colombi

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Wann immer irgendwo ein großes Unglück mit vielen Toten geschieht und die Menschen ihre Betroffenheit zeigen, so werden sie von anderen zurechtgewiesen:

"Was trauert ihr denn um diese Leute? Das ist nichts Besonderes! In Afrika sterben täglich Leute!"

Diese Bemerkungen sind sehr daneben.

Damit wird den Menschen ja zweierlei vorgeschrieben:

a) dass sie um die einen Toten nicht trauern dürften
b) dass sie gefälligst um andere Toten zu trauen hätten

Es bleibt aber stets den Menschen überlassen, um wenn sie trauern möchten.

Niemand braucht solche Besserwisserei, die einem vorschreiben will, um wen man gefälligst zu trauern hat und um wen nicht.
 
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Es ist zu vermuten, dass diese Besserwisser keineswegs tagtäglich um die Toten in Afrika trauern.

Das fällt ihnen nur ein, um andere Leute zurechtweisen zu können.

Um sich selber als die besseren Menschen darzustellen.

Und das ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung so.
 
Entweder diese Menschen schert es nicht, was auf der Welt passiert oder sie wissen selbst nicht so recht wie sie damit umgehen sollen. Einen Anderen schlecht machen-das hilft doch vielen um sich selbst besser zu fühlen. Auch wenn ich das nicht gut heißen möchte!
Es ist schlimm, was passiert ist und mit welcher Trauer und Angst die Menschen in Paris wohl jetzt leben! Es ist halt 'präsenter' als die verhungernden Menschen in Afrika. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie vergessen werden.
 
Entweder diese Menschen schert es nicht, was auf der Welt passiert ...

Das ist wohl leider so der Fall.

Und man ist noch stolz darauf, nichts von der Ereignissen in Paris mitbekommen zu haben und sich keine Spur dafür zu interessieren.

Nun ja, jeder nach seiner Art.

Interesse kann man genausowenig vorschreiben wie Trauer.

Aber es wundert einen eben ein wenig ....
 
..."Was trauert ihr denn um diese Leute? ...."
Diese Bemerkungen sind sehr daneben....

nun, ich sehe darin erstmal nur - wie auch du es nennst - Bemerkungen oder eben Fragen.
man darf (zum Glück) seine Meinung sagen und man darf Fragen stellen.
es steht den Angesprochenen ja dann frei, dazu nochmal was zu sagen bzw die Fragen zu beantworten.

es kann ja sogar ganz interessant sein sich dieser Frage zu stellen, nämlich warum man um Fremde trauert.
vielleicht kommt man dabei ja zu einem etwas konkreteren Ausdruck seiner Gedanken und Gefühle,
der eine Bereicherung für einen selber und auch für den Austausch über das Vorkommnis darstellen kann.
 
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Trauer ist damit verbunden wie nahe einem etwas geht. Und das lässt sich nicht auf rationale Art und Weise "gerecht" verteilen. Im Gegenteil zweifle ich auch daran, dass jemand, der so argumentiert wirklich überhaupt jemals betroffen ist in solchen Situationen. Ist mehr Selbstherrlichkeit...

Weshalb trauern viele Leute, wenn ein Prominenter stirbt, sofern sie dessen Musik, Filme usw. mögen. Weil gerade dadurch eine (zwar einseitige Verbindung) besteht. Das passiert natürlich eher nicht, wenn einer die Todesanzeigen in der Zeitung aufmacht, dass er dann wegen all der toten Personen trauert, obwohl es viel mehr sind. Wobei weitere Informationen in der Todesanzeige, oder eben (wie hier) Berichte in Bezug auf einen Terroranschlag das ändern können.

Mitgefühl entsteht ebenfalls durch eine Verbindung. Ist völlig normal, dass Hilfsorganisationen oft über eine Patenschaft gehen, die eben eine Verbindung erzeugt.

Ethische Systeme, die darauf keine Rücksicht nehmen und formalisieren wollen sind einfach realitätsfremd.

LG PsiSnake
 
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