Thema: Notwehr

[Colombi]

Krümme hierzulande einem Verbrecher im Haus ein Haar und du hast Ärger am Hals und landest im Knast, denn Täterschutz geht hier vor Opferschutz.

Da ist wohl leider viel Wahres dran.

Auch in England gibt es ähnliche Fälle.

 

[Colombi]

Noch steht nichts endgültig fest, der Verteidiger geht in Revision.

Gut!

 

[Hellequin]

Thema: Notwehr

Getöteter Einbrecher in Hannover: Schütze zu drei Jahren Haft verurteilt




Von solchen Fällen liest mal immer wieder.

Was meint ihr: Wann soll Notwehr erlaubt sein - und wann nicht?

Im geschilderten Fall und ähnlichen Fällen halte ich Notwehr für selbstverständlich legitim. Der deutsche Staat sieht das offensichtlich anders, aber der ist ja bekannt dafür, dass bei ihm Täterschutz weit vor Opferschutz kommt (ausgenommen Steuervergehen und Zahlungsverzug).

 

[Hellequin]

Wie wäre es denn mit folgender Situation:

Du stehst an einem Gleis mit einer Weiche, und Du siehst, wie ein Wagon das Gleis entlang rast. So wie die Weiche aktuell steht, rast der Wagon auf fünf Gleisarbeiter zu, die von dem ganzen nichts mitbekommen und von dem Wagon getötet werden. Wenn die Weiche anders gestellt wäre, würde der Wagon nur einem Gleisarbeiter das Leben kosten.

Stellst Du die Weiche um, ja oder nein?

Nun eine ähnliche Situation: Su stehst auf einer Brücke über einem Gleis, auf dem wieder ein Wagon auf fünf Gleisarbeiter zurast, die nichts davon mitbekommen. Vor Dir steht ein weiterer ziemlich korpulenter MenSch am Geländer, und Du kannst abschätzen, dass dieser mensch den Wagon doch merklich abbremsen oder entgleisen könnte, wenn er davor auf den Gleisen liegen würde.

Schubst Du den menschen runter, ja oder nein?

In beiden Situationen bewirkt handeln den Tod eines Menschen, während nicht-handeln den Tod von fünf Menschen zur Folge hat. Das Ergebnis ist also bei Handlung vs. Nicht-Handlung identisch. Fällt die Antwort auf die beiden oberen Fragen unterschiedlich aus?

Ich tendiere dazu, die Tat schwerer zu gewichten als die Unterlassung, also würde ich in beiden Fällen nichts tun. Sollte ich allerdings den einen Menschen kennen und die fünf Menschen nicht, dann würde ich den Zug auf die fünf Unbekannten umleiten. Und hätte ich die Wahl zwischen fünf unbekannten Menschen und meinem eigenen Hund (Katze, Schwein...), dann hätten die fünf Menschen ebenfalls Pech. Die gemeinsame Spezies hat für mich nicht automatisch Vorrang. Der wichtigste Faktor ist die konkrete emotionale Bindung, die ich empfinde.

 

[Joey]

Ich tendiere dazu, die Tat schwerer zu gewichten als die Unterlassung, also würde ich in beiden Fällen nichts tun. Sollte ich allerdings den einen Menschen kennen und die fünf Menschen nicht, dann würde ich den Zug auf die fünf Unbekannten umleiten. (...)

Ich glaube, Du hast den (konstruierten) Fall falsch verstanden. Der Wagon rast auf die fünf Gleisarbeiter zu, und, wenn Du die weiche umstellst, wäre "nur" der eine betroffen.

Bei Befragungen würde die Mehrheit der Mnschen würde die Weiche umstellen, aber den Menschen nicht von der brücke schubsen, obwohl das die gleiche "Wirkung" hätte, dass eben einer anstelle von fünf Menschen das Leben verliert.

Unser Moralempfinden richtet sich eben nicht nur danach, was die Auswirkungen der Handlung bzw. Unterlassung wären.

 

[Joey]

Zu den hier erwähnten realen Fällen: Notwehr ist genau dann angebracht, wenn durch die wehr das eigene Leben gerettet wird.

Nehmen wir z.B. den Fall, den @GrauerWolf hier verlinkt hat. Der Rentner hat auf die Einbrecher geschossen, als sie flüchteten. Sein Leben war da nicht mehr in Gefahr. Von Notwehr kann man hier nicht mehr reden.
Aufgrund der Todesangst, die er erlitt, hätte ich auch gefühlsmäßig eher auf Freispruch plädiert.

 

[Colombi]

Aufgrund der Todesangst, die er erlitt, hätte ich auch gefühlsmäßig eher auf Freispruch plädiert.

 

[Anevay]

Konstruiert und unrealistisch.

Das sind typische Fragen aus Bewerbungsgesprächen, die die Persönlichkeitsstruktur des Bewerbers aufdecken sollen: wie entscheidungsfreudig ist derjenige und was ist ihm wichtiger, wonach entscheidet er?

Zum Notwehrparagrafen gibt es viele Urteile, jeder Fall ist ein Einzelfall.

§32 StGB
(1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig.


(2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.

Im Grunde bedeutet das: was man tut darf man eigentlich nicht, aber es bleibt straffrei, wenn man sich so eigene Schäden vom Leib hält.

http://www.juraforum.de/lexikon/notwehr

Lg
Any