Ich weiß nicht, ob die etwas naiv scheinende Darstellung so beabsichtigt ist. Eig. hatte ich nicht vor, darauf zu antworten, aber allein des Realismus halber möchte ich mal eine andere Version vorbringen.
Ja, die Menschen würden sich mit einfachen Dingen zufriedengeben... MÜSSEN!
Aber wie viele sind bereit, schon zu Beginn der Krise auf Luxus zu verzichten? Es ist vollkommen gleichgültig, was eine evt. Krise verursachen würde: Erdbeben, Meteoriteneinschlag, Überschwemmung oder Börsencrash - Panik ist unausweichlich. Die Regierungen (oder ihre Überreste) würden ihre Notfallpläne auspacken und den Ausnahmezustand verhängen. Egal ob landesweit oder nur in zB. NRW.
Unvorbereitete werden Panikkäufe tätigen, lange Schlangen an Tankstellen bilden - und wer nicht warten kann oder nichts bekommt, wird an sich und seine Familie denken - oftmals auf Kosten anderer. Um diesen Übergriffen vorzubeugen, werden die Armeen der Länder mobilisiert, um für Ordnung zu sorgen. Sollten Evakuierungen angeordnet worden sein, werden Notcamps unter Bewachung eingerichtet.
Selbst Vorbereitete mit Nahrungs- und Trinkwasservorräten werden gegen ihren Willen aus ihren Häusern geholt und in Massenunterkünften untergebracht, wo sie schlechter dran sind als in ihren lange vorausgeplanten, gut ausgestatteten Häusern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Plünderer auf besagte Vorräte stoßen, ist groß.
Mit Voranschreiten der Krise werden auch die mobilisierten Truppen demoralisiert. Die Folge davon sind gut ausgebildete und bewaffnete Deserteure, die um keinen Deut besser sind als die Plünderer.
Von der offiziell übertragenen Macht berauscht, werden Truppenteile mit Willkür gegen ihre Schutzbefohlenen vorgehen. Die allgemein zerbrechende Disziplin sorgt für Ausbreitung weiterer Unruhen - sei es durch die Disziplinlosen oder Widerständler, denen die Staatswillkür schon lange auf den Zeiger geht.
Nahrung kann man gut horten. Aber Wasser nicht. Es wird eine schmutzige Zeit, was Krankheiten begünstigt.
Wer mitten in Duisburg, Frankfurt oder Köln lebt, möge mir bitte sagen, wie er einfach zum nächsten Bauern gehen will, um einen Sack Kartoffeln zu holen. Wenn er mir das beantworten kann, möge er mir auch sagen, wie er mit den Tausenden umgeht, die auf die gleiche Idee kommen.
Oder derjenige der sagt, er ginge einfach in den Wald und würde sich Rehe oder Kaninchen jagen. Ein Gedanke, auf den von unseren rund 85 Mio Einwohnern sicher noch 4.999.999 Andere fixiert sind.
Warum sollte der Bauer jedem Deppen einen Sack Kartoffeln geben? Für was denn? Der Bauer weiß doch, dass er nach der letzten Kartoffel selbst am Ende ist. Der hat auch genug damit zu tun, auf Felddiebe zu achten.
Die Idee, einfach zum Bauern des Vertrauens zu gehen ist für Großstädter nicht verwirklichbar. Und im Ausnahmezustand werden die Städte abgeriegelt. Viele werden mit anderen Tausenden auf der Autobahn steckenbleiben. Ein schwerer Unfall reicht, und es kommen keine Einsatzkräfte mehr durch. Lokführer, Busfahrer, Polizisten, Feuerwehrleute und ADAC-Mitarbeiter sind oftmals auch Menschen, die Angst um sich und ihre Familie haben. Glaubt ihr, alle machen brav ihre Arbeit wie bisher? Geht ihr jeden Tag brav ins Büro und denkt, nach Feierabend nochmal schnell zum Bauern und kurz einkaufen gehen?
Viele Menschen sind doch jetzt schon unglücklich mit ihrer Situation. Die gleiche Verbrechensrate wie heute muss von der Polizei gehalten werden. Aber die kann nicht überall sein. Schlägereien im Supermarkt wegen der Panikkäufer sind nur EIN plus auf diese Rate. Plünderer bei Stromausfall...
Überlastete Einsatzkräfte aller Art zeigen den potentiellen Tätern eine Schwachstelle - "Jetzt ist meines Chance!" Vor allem, wenn sie psychisch nicht in der Lage sind, bedachtsam mit Krisen umzugehen. "Die Welt geht unter - was solls!" Das gilt für Räuber, Vergewaltiger und Mörder gleichermaßen.
Auf dem Land mag das gemäßigter zugehen, wo sich viele als Gemeinschaft kennen. Aber in den sozialen Brennpunkten von Städten?
Als vor einiger Zeit für ein paar Stunden der Strom ausfiel, ging es gleich zur Sache.
Extremistische Gruppierungen werden "ihr" Viertel schon sauber halten. Vielleicht sollte man denen die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung übertragen?
Weiß sich deine Frau zu verteidigen, wenn du 20km entfernt um 3:00 seit 5 Stunden im Stau steckst (zB bei -10°C)?
Weißt du dich gegen Durchfall zu verteidigen, wenn du dein Wasser nicht genug abgekocht hast und die Krankenhäuser ihre Patienten stapeln?
Weißt du dich gegen die Kälte zu verteidigen, wenn es wie in den letzten zwei Wintern saukalt ist und der Strom nicht funktioniert? In der Großstadt? Wenn deine Glastische nicht brennen und du das letzte Buch verheizt hast?
Kannst du dir leisten, völlig Fremden zu vertrauen, wenn sie dir versprechen, für eine Dose Bohnen die Nachtwache zu halten?
Ich lerne Krisenkameraden lieber vor einem Systemcrash kennen, anstatt in der Not.
Die Dummen werden nicht nur den anderen Dummen den Schädel einschlagen. Die Klugen sind die, die zurecht kommen. Und die Dummen werden ebenfalls überleben wollen. Nicht alle Dummen sind blind...
Salat, Kräuter und Rüben anbauen... prima. In der Stadt? Frag 20 Städter, ob die wissen wie das geht. Wenn ja: viel Spaß beim Land suchen. Viel Spaß beim Saatgut suchen. Viel Spaß beim Warten auf die Ernte. Viel Spaß mit den Dummen, die dir die Ernte wegnehmen wollen.
Du kannst dein Ding nur machen, wenn man dich lässt.
Viel Spaß beim Überleben. Als einer von rund 85 Millionen Deutschen. (ohne Dunkelziffer)
http://www.human-survival-project.de/