Suizid – ein Menschenrecht

Nun ja, das müsste natürlich noch von Fachleuten entsprechend ausgearbeitet werden. Vielleicht könnte man die Messlatte ähnlich anlegen wie beim Gericht. Von wegen Zurechnungsfähig. Man kann ja depressiv und trotzdem zurechnungsfähig sein.
Ich hoffe, du verstehst, wie das gemeint ist :)

Gut, natürlich. Die Zurechnungsfähigkeit muss natürlich abgeklärt sein. Aber es gibt einen Haufen psychischer Erkrankungen, die nicht mit Geisteskrankheit oder Unzurechnungsfähigkeit einhergehen. Ich bin mir sicher, dass du das weißt, aber andere wissen das gelegentlich nicht. Und deswegen kann man auch keine Gleichung aufstellen: Psychische Erkrankung = Sie wissen nicht mehr was sie tun.

Jedenfalls fände ich es absurd, wenn es erlaubt wäre Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen bei körperlichen Erkrankungen, aber gerade bei psychischen dann nicht mehr.
 
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Das ist bereits so ausgearbeitet, das Schweizer Bundesgericht hat festgehalten, die Bedingungen für einen begleiteten Suizid sind; der Betroffene muss zurechnungsfähig sein, per Attest bestätigt, und sein Suizidwunsch fest und über längere Zeit bestehend und nicht Ausdruck einer akuten Depression.

Hab ich jetzt erst gelesen, somit hat sich mein vorheriges Posting eigentlich erledigt. ;)
 
saviana,
ich meine den Selbstmord, den man selbst begeht.Nicht den wenn man schwer krank ist.
Vielleicht war dann die Überschrift falsch von Suizid.
Aber freiwilligen Selbstmord finde ich immer noch feige.

Würdest Du Dich trauen, Dich selbst umzubringen, wenn Du Deiner Mutter oder Deinem Kind dadurch das Leben retten könntest?
Ja? - Ohne wenn und aber?

Die meisten würden sich nicht trauen... nicht, weil sie ihrer Mutter / ihrem Kind nicht das Leben retten wollen, sondern weil sie zu feige wären......................

............das zum Thema Feigheit!

(ein Ausdruck, der hier völlig fehl am Platze ist...)
 
Eben, was ist der Schmerz der Angehörigen, gegen den Schmerz desjenigen, der sich umbringen möchte, wieso zählt nur der Schmerz der Angehörigen. Wieso wird dieser Schmerz ernst genommen, der andere nicht. Die Angehörigen stehen immerhin im Leben, sie können froh sein, dass sich ihnen das Leben nicht von dieser miserablen Seite gezeigt hat und sie das Leben trotz allem noch geniessen können.

Und wenn man nach dieser "jeder kann glücklich sein"-Philosphie ginge, wäre dieser Schmerz (der Angehörigen) ja dann aber auch sowieso nur etwas, was ganz einfach mit ein bisschen Therapie und Tabletten behoben werden könnte. Rein argumentativ jetzt.



Ja, genau. Gut argumentiert.

In einem egozentrischen Weltbild, wie es hier vermehrt zum Ausdruck gebracht wird, ist natürlich der mögliche eigene Schmerz der wichtigste überhaupt. Das ist das eine.

Das nächste ist, daß diese "LebensPro-Befürworter" ja nicht mal in der Lage zu sein scheinen, darüber zu kontemplieren und zu reflektieren, daß vielleicht sie selbst sogar mit einer der Gründe sein könnten, warum sich jemand aus dem Leben verabschieden möchte.

Insofern wäre vielleicht eine Prävention noch viel sinnvoller. Aber das überfordert sicher die meisten hier extrem.

Da müsste man ja seine eigene (Schein-)Heiligkeit etwas in Frage stellen.

"Ich bin Lebensbefürworter. Bei mir muß jeder durchhalten, bis zum bitteren natürlichen Ende, im Zuge der Menschlichkeit! Außerdem darf sich keiner einfach so davonschleichen, das wär ja noch schöner! Schließlich habt ihr hier eure Aufgaben zu erfüllen!"

:rolleyes:
 
Antwort Nr. 2:

Ich habe schon einmal in meinem Leben so große Schmerzen gehabt (nach einer OP, die nach hinten losgegangen ist - ich war danach wochenlang beatmet auf der Intensivstation) -

jedenfalls die Schmerzen waren so groß, daß ich auf der Stelle jede Art von Tod gewählt hätte, wenn ich nur gekonnt hätte!
Dann kam der Narkosearzt! - Das war die zweite Alternative - sofort in Narkose und nichts mehr merken!



O.k. - heute bin ich zwar glücklich, daß ich noch lebe, aber ich kann jeden(!) verstehen, der aus irgendeinem Grund aus dem Leben scheiden will...man sollte ihn lassen, sofern man selber nicht in der Lage ist dieser Person zu helfen!

...Und... wer will die Grenze ziehen, was für jemanden lebenswert erscheint und was nicht...

Sicher, ich würde jeden, der sich umbringen will, erst einmal versuchen umzustimmen, wenn ich meinte, es würde sich lohnen - aber wenn derjenige nicht will....?

bluebody
 
Das nächste ist, daß diese "LebensPro-Befürworter" ja nicht mal in der Lage zu sein scheinen, darüber zu kontemplieren und zu reflektieren, daß vielleicht sie selbst sogar mit einer der Gründe sein könnten, warum sich jemand aus dem Leben verabschieden möchte.

Insofern wäre vielleicht eine Prävention noch viel sinnvoller. Aber das überfordert sicher die meisten hier extrem.

Ganz klar, vorallem denke ich auch, dass gerade der Lebenszwang den Wunsch zu sterben noch immens steigert. Deswegen denke ich auch, eine Liberalisierung wäre äusserst präventiv.

Ganz allgemein ist Prävention natürlich wichtig, und das Recht auf Suizid ist da ein wichtiger Mosaik-Stein.

Wenn ich mir auch denke, wie viele Menschen aus Mobbing-Gründen oder Arbeitslosigkeit sterben wollen. Sie werden von der Gesellschaft richtiggehend hinausgeekelt, von der gleichen Gesellschaft wird ihnen dann aber das Recht zu gehen verwehrt.

Aber klar wünschen wir uns nicht, dass Menschen wegen Mobbing sterben müssen, deshalb Prävention, soweit möglich und vom Betroffenen erwünscht.
 
Antwort Nr. 3:

...und wenn ihr meint, daß ich das nur so daher rede....

Genau in dieser Zeit, als ich immer noch ziemlich krank aus dem Krankenhaus entlassen wurde (schwerbehindert, auf Krücken gehend, zum Glück gerade noch mit 2 Beinen) -

ist meine Oma ins Krankenhaus eingeliefert worden - Diabetis - beide Beide sollten bis zu den Knien amputiert werden, da sie schon schwarz /nekrotisch waren ...

Sie war in höchster Lebensgefahr und sollte sofort operiert werden.
-Sie wollte aber nicht!!!
Die ganze Familie stand Kopf - der Stationsarzt rief meine Mutter an, sie solle sie überreden.
Meine Mutter rief mich an und fragte, was sie jetzt tun solle.

Gut - ich bin ins Krankenhaus und habe ganz ehrlich mit meiner Oma geredet und ihr gesagt, daß sie noch ca. 3 - 4 Tage zu leben hätte, wenn sie sich nicht operieren ließe.
Sie sagte: "ich will aber nicht, aber auf mich hört ja sowieso keiner"
Ich sagte: "doch ich höre Dir zu!"

Daraufhin sagte sie folgendes:
"Was wollen die eigentlich von mir? Ich habe mein Leben gelebt, aber erstens weiß ich gar nicht, ob ich die OP überleben werde und zweitens nicht, in welchem Zustand.
Ich will nicht wieder so durcheinander sein, wie damals, als ich auf der Intensivstation gelegen habe. Und ich will auch nicht den Rest meines Lebens im Rollstuhl sitzen!"

Ich sagte:" Gut, was möchtest Du denn?"

"Ich will keine Schmerzen haben und ich will noch mal einen Prister sehen!"
Ich versprach ihr, das ich dafür sorgen würde.

Die Ärzte und Schwestern waren sprachlos, aber gestatteten mir die ganze Zeit dazubleiben und boten mir sogar einen Raum in dem ich Schlafen konnte an.
Sie bekam hohe Morphiumgaben, aber sie war bis zuletzt bei klarem Verstand.
Der Prister kam jeden Tag vorbei - es war ein sehr netter Mann, so um die 40 Jahre und es war jedes Mal sehr lustig, da meine Oma mit ihm firtete und ihm sagte, wie gut er aussehen würde.

Als es dann zuende ging, saß ich an ihrem Bett. Sie konnte nur noch sehr leise sprechen, aber sie war sehr froh, daß ich bei ihr war.
Wir verabschiedeten uns voneinander, versprachen uns, daß wir uns wiedersehen würden, hielten uns an den Händen und dann machte sie ihren letzten Atemzug......

Ich bin noch eine Weile bei ihr geblieben, bevor ich nach dem Arzt klingelte........

Hinterher - nachdem ich dann erst einmal eine Runde geweint hatte (ich liebte meine Oma über alles) - hat sich der Arzt und die Schwestern bei mir bedankt.
Sie sagten, so etwas hätten sie noch nie erlebt und würden es nie mehr vergessen.
Das Krankenhaus hat mir ein paar Wochen später sogar noch einen Brief geschrieben, in dem sie mir mitteilten, wie sehr sie das alles berührt hatte.

Ja, das war Beihilfe zum Suizid durch Unterlassen - im weitesten Sinne.......

....Und ich würde das und vielmehr jederzeit wiedertun....

AUF DAS LEBEN !
----------UND AUF DIE MÜNDIGKEIT!

bluebody
 
Ich denke das wichtigste ist das Überleben der menschlichen Rasse, wenn ein paar draufgehen, ob gewollt oder ungewollt ist das zu ignorieren. Das sind Einzelschicksale die keinen etwas angehen, außer Angehörige. Lebt euer Leben und betet zum Teufel, dass ich mich nicht irgendwann hinter eurem Vorhang verstecke.
 
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Ausschnitt aus einem Interview mit Münchner Rechtsanwalt Wolfgang Putz:

HLS: Aus Ihrer langjährigen Erfahrung in diesem Metier: Die unsägliche Vergangenheit, der Nationalsozialismus, die fremdbestimmte Ermordung von Behinderten und anderen Minderheiten spielt offenbar nicht mehr die große Rolle bei der Ablehnung einer gesetzlichen Klärung und öffentlichen Diskussion oder würden Sie da ein differenzierteres Bild malen?

Putz: Wir hören in jedem zweiten oder dritten Fall und in jeder zweiten oder dritten Diskussion, wir Deutschen müssten hier ja wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit sehr vorsichtig sein. Das ist prinzipiell richtig. Es ist sehr banal, dass wir nicht das Gleiche machen dürfen wie die Nationalsozialisten, d. h. wir dürfen nicht behinderte Menschen, sterbende Menschen, kranke Menschen deswegen töten, weil wir Außenstehenden ihr Leben als nicht mehr lebenswert bezeichnen. Wir dürfen aber auch nicht das Gegenteil machen und darin liegt die große Gefahr. Als Lehrer an der Universität in München wird den Studenten, die später Ärzte werden, sehr früh Folgendes vor Augen gehalten: Die Nationalsozialisten haben Menschen, die behindert waren, die aber ihr Leben selbst als lebenswert einschätzten, fremdbestimmt nach nationalsozialistischer Doktrin, sie haben gesagt: „Dein Leben ist nicht lebenswert, dein Leben ist lebensunwert und deswegen töten wir dich“ und sie haben das blasphemisch Euthanasie, schöner Tod, genannt. Heute haben wir Menschen, die sich selbst bestimmen und sagen: „Mein Leben ist für mich aus meiner Definition von Menschenwürde nicht mehr lebenswert. So will ich nicht weiterleben, dann möchte ich sterben.“ Wieder kommen wir als Außenstehende, bestimmen fremd und sagen: „Dein Leben ist nicht lebensunwert, sondern wir bestimmen, dein Leben ist lebenswert, du musst es leben.“ Das führt zur Körperverletzung. Wir nennen es blasphemisch Liebe oder Pflege


Ich würde gerne wissen, was Sterbehilfegegner, die das lesen, dazu sagen.

Wie verteidigt ihr hier eure angebliche Menschlichkeit, wie's aussieht lernen heute schon Medizin-Studenten in welchem Masse diese Bevormundung unmenschlich ist. Was hält ihr davon?
 
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