Sterben/Tod?

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Wie kommen wir eigentlich drauf, daß Sterben/Tod so schlimm sind? Schließlich haben wirs ja noch nicht selber erlebt. Also ich mein jetzt "in echt" und Technicolor in "diesem Leben" - nicht als Idee, wie es sein könnte. Oder haben wir es etwa sehr wohl schon erlebt aber nur verdrängt? Es muss ja sehr schlimm gewesen sein. Andererseits vergessen wir ja genauso auch schöne Sachen. Tja. Alles eine Frage des Vergessens? Ich frage deshalb, weil ich bei mir just diese große Angst vor dem Verlieren von all dem was mir lieb ist bewusst geworden ist: meine Kinder, meine Frau, mein werter Körper, meine Gitarre, mein schönes Haus usw.. Ja, was für ein Unsinn eigentlich. Ne? Was habe ich denn schon so Wertvolles zu verlieren?

Klingt abgedroschen dennoch, es ist eine Frage von Erwachen, Entwicklung und Wachstum.

Einen grösseren Trost, der auch noch die Wahrheit ist, gibt es nicht.

Gehe weiter, und du kannt damit rechnen, dass dir ebensolches begegnet.

Lernt jemand auch die "andere" Welt kennen, über den Sinnen (im Sinne von Wahrnehmung), die wahre Heimat, stört ihn im weiteren Erfahren dieser Heimat das Heimgehen nicht mehr so sehr. Ich spüre bereits, dass sich das ganz verlieren wird.

Und wenn ich mich als GANZ empfinde, ist egal, wo ich bin....

Für mich bin ich schon sicher, dass ich selbst bestimme wann ich gehe. Und dann in Freude.

Das Sterben ist ja nur die Veränderung der Form, im ewigen LEBEN.

Lieben Gruss
Paulus:)

 
Wie kommen wir auf die Idee, dass wenn ich dir die Hände um den Hals lege und zudrücke bis du dich nicht mehr bewegt so schlimm und schmerzhaft ist?
Hast du es schon mal erlebt?



Nein!
Der Tod wird dem Menschen erst mit dem Alter bewusst....
Mit einigen Jahren kann ein Kind mit dem Begriff Tod noch rein garnichts anfangen.
Ist es älter, ist der Begriff zwar greifbar, aber noch in weiter ferne.
Frühes Teenageralter... ist der Tod schon näher...aber er trifft "nur Alte und Kranke", kein gesunde/r 12 Jährige/r würde sich ernsthaft Gedanken um seinen/ihren eigenen Tod machen.
Derartige Gedankengänge in vollem Umfang kommen erst später. Und je älter desto intensiver...

Der Tod legt schon ganz am Anfang des Lebens seine Hände um meinen Hals. Ich schrei wie am Spies, sobald ich zur Welt komme. Die Frage ist aber, woher ich das weiß, diesen Leidensscheiss. Die Kinder wissen schon sehr früh, daß das Leben dem Tod zuneigt. Schon die schreienden Babies wissen das, vielleicht sogar viel besser als die Alten, die es auch rational wissen. Aber sag doch mal konkret, woher wissen wir es, dieses Schlimm-Gefühl?
 
Ich erzähle mal eine wahre Geschichte:
Mein Vater und ich waren zeitlebens spinnefeind. Möglicherweise, weil wir einander zu ähnlich waren. Irgendwann, letztes Jahr, telefonierten wir miteinander. Er gerade nach einer schweren Operation im Krankenhaus, und eigenartigerwies war es einer der seltenen Momente, in denen wir uns wirklich vertrugen. War schön. Zwei Tage später war er tot.
Ich hatte Angst, ihn, seinen Leichnam zu sehen. Was ich sah, war sehr berührend. So viel Frieden und Ruhe. Alles, was ich denken konnte war, hättest du nur in deinem Leben einmal diesen Frieden vermitteln können, dann wäre wohl vieles anders verlaufen. Und dennoch war es, bei aller Trauer, unsäglich schön.
Ebenso bei der Beerdigung. Eine Menge Tränen flossen, obwohl er als Mensch eine Art Tyrann war. Und doch zugleich ein Getriebener seiner selbst. Was blieb, war, trotz allem anderem, so schlimm es auch war, dennoch die Liebe.
Und alles andere war erledigt. Nicht wirklich relevant.
Ich verdanke ihm viel, für noch viel mehr hasste ich ihn abgrundtief.
Nur, in dem Moment war das alles völlig egal. Es war erledigt, eine Art Befreiung. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Er tat, was er konnte, und vieles, was er tat, konnte er leider nicht.
Dennoch, er war mein Vater, ich sein Sohn. Möge er Frieden haben und finden.
Ich sage trotz allem danke!

Das ist sehr schön und persönlich, danke! Ich habe das Gleiche mit meinem Vater und anderen Sterbenden erlebt. Bei einigen war ich dabei, als sie starben. Ich habe dabei deren Sterben gesehen und mir vorgestellt, wie wohl meins sein wird. Aber mein eigenes Sterben, daß wird wohl doch ganz eigen sein.

Ein kleiner Trost besteht für mich darin zu wissen, daß Aberbillarden Lebewesen - ob Spinne, Fisch oder Mensch - bereits vor mir gestorben sind. Also werde ich es ja wohl auch irgendwie packen. . .
 
Ich erzähle mal eine wahre Geschichte:
Mein Vater und ich waren zeitlebens spinnefeind. Möglicherweise, weil wir einander zu ähnlich waren. Irgendwann, letztes Jahr, telefonierten wir miteinander. Er gerade nach einer schweren Operation im Krankenhaus, und eigenartigerwies war es einer der seltenen Momente, in denen wir uns wirklich vertrugen. War schön. Zwei Tage später war er tot.
Ich hatte Angst, ihn, seinen Leichnam zu sehen. Was ich sah, war sehr berührend. So viel Frieden und Ruhe. Alles, was ich denken konnte war, hättest du nur in deinem Leben einmal diesen Frieden vermitteln können, dann wäre wohl vieles anders verlaufen. Und dennoch war es, bei aller Trauer, unsäglich schön.
Ebenso bei der Beerdigung. Eine Menge Tränen flossen, obwohl er als Mensch eine Art Tyrann war. Und doch zugleich ein Getriebener seiner selbst. Was blieb, war, trotz allem anderem, so schlimm es auch war, dennoch die Liebe.
Und alles andere war erledigt. Nicht wirklich relevant.
Ich verdanke ihm viel, für noch viel mehr hasste ich ihn abgrundtief.
Nur, in dem Moment war das alles völlig egal. Es war erledigt, eine Art Befreiung. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Er tat, was er konnte, und vieles, was er tat, konnte er leider nicht.
Dennoch, er war mein Vater, ich sein Sohn. Möge er Frieden haben und finden.
Ich sage trotz allem danke!
Lieber Faydit,
Ich finde das sehr schön formuliert und geschrieben, ... .
Ich denke man soll den Menschen auch den Frieden gönnen, verzeihen was war. Viele Menschen merken es auch erst dann, wenn jemand von uns gegangen ist und das im Streit, ... .
Deshalb finde ich auch, dass es immer wichtig ist, im Frieden gehen zu können. Auch für das Negative, dass man erlebt hat, dass man es auflöst.
Ich denke somit ist Dir und auch Deinem Dad sehr geholfen.
Auch das Danke sagen, für die schönen Dinge, sollte man auch nie vergessen.
lg
Cyrill

PS: vielen Dank für Deinen Text, er hat für mich fast schon philosophischen Charakter. :)
 
Der Tod legt schon ganz am Anfang des Lebens seine Hände um meinen Hals. Ich schrei wie am Spies, sobald ich zur Welt komme. Die Frage ist aber, woher ich das weiß, diesen Leidensscheiss. Die Kinder wissen schon sehr früh, daß das Leben dem Tod zuneigt. Schon die schreienden Babies wissen das, vielleicht sogar viel besser als die Alten, die es auch rational wissen. Aber sag doch mal konkret, woher wissen wir es, dieses Schlimm-Gefühl?


Das Schreien eines Babys ist wohl eher aus Instinkt heraus als aus Berechnung oder Wissen....


Naja, sag du es mir...woher wir das Schlimm-Gefühl kennen? Hat dich schon jemand gewürgt? Vielleicht ist es ja ganz schön....
 
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