Ständiges Aufschieben - Prokrastination

Anakra

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Die Geschichte ist voll von Menschen die geniales hervorgebracht haben und worüber wir immer noch staunen, aber auch sie waren nur Menschen und hatten so auch ihre ganz normalen Probleme.

Viele kennen das sehr gut, da gibt es etwas das man tun müsste aber irgendwie kann man sich einfach nicht dazu durchringen und so schiebt man es immer und immer wieder auf.

Leonardo da Vinci hat das schon gekannt, viele Werke sind unvollendet und oftmals ging aus seinen Aufträgen nicht mehr als eine Skizze hervor bis er die Motivation verlor und sich einer anderen Sache zuwand. Viele seiner Arbeiten sind unvollendet, auch beim letzten Abendmahl fehlt etwas, der Kopf von Judas, weil er einfach kein geeignetes Gesicht fand.

Auch Charles Darwin neigte dazu, über 20 Jahre verfolgte er seine Evolutionstheorie und er hätte sie im stillen noch viel länger verfolgt wäre ihm nicht klar geworden dass auch andere daran forschen und sollten sie ihre Erkenntnisse zuerst veröffentlichten, dann wäre sein Lebenswerk in Gefahr.

Perfektionismus ist ein sehr wichtiger Punkt dabei, immer wieder nimmt man sich Aufgaben selbst vor, Beginnt diese und lässt dann immer mehr nach bis man das Vorhaben schließlich ganz abbricht weil man an den eigenen viel zu hohen Erwartungen scheitern muss. Das Ziel ist in zu weiter Ferne, die Motivation reicht nicht aus und die Angst ist zu groß seinen eigenen Erwartungen nicht gerecht werden zu können...

Forscher haben Aufschieber in zwei Typen eingeteilt.
Da gibt es zum einen den kreativen (z.B.) der wochenlang auf eine Eingebung wartet und kurz vor der deadline ( abgabetermin) dann sogar 2 bis 3 Nächte durcharbeitet weil er den Rausch braucht den dieser Zeitdruck mit sich bringt.
Diese Menschen sind meist auch der festen Ansicht dass ihnen vorher auch gar kein sinnvoller Gedanke hätte einfallen können. Umso öfter sie sich das auch noch bestätigen umso öfter wird es genauso sein.

Der zweite Typ ist der typische Vermeidungsstratege, er leidet vor allem an der Angst zu versagen und meidet den Druck den die Aufgabe erzeugt. Ihnen fällt immer eine Ausrede ein und wenn die wenige Zeit dran schuld war...

Umso mehr wir überzeugt davon sind dass es "so und so ist" umso mehr ist es auch so! Wir reden uns das ein und alles in uns sorgt dafür dass es genau so ist.

Es gibt da eine Folge der Serie Dr. House die dazu ein ganz gutes Beispiel gibt.
Dr. House ist im Flugzeug mit seiner Cheffin Cuddie. Als ein Flugpassagier sich übergibt und zusammenbricht bemerken die beiden einen Ausschlag und Cuddie geht von einer Epedemie aus, will dass das Flugzeug umdreht und landet. House ist anderer Meinung und eine weile Später zeigen auch weitere Flugpassagiere ähnliche Symptome, dann wird auch Cuddie Krank.
Nachdem House weiß was dem ersten Passagier tatsächlich fehlt zieht er seine Schlüsse und greift zum Micro "Wenn Sie Erbrechen, Fiber und ein Zittern in der linken Hand haben sind sie ernsthaft Krank" ... ja die Hände zitterten und House sprach weiter "Ich habe jetzt eine gute und eine Schlechte Nachricht "Sie sind unheilbar Krank, aber sie haben nur Massenhysterie" und damit war die Sache dann auch Beendet.
Ungläubig starrten ihn viele an, seine Antwort darauf war das der Geist den Körper beherrscht und so die Symptome hervorgerufen hat.

Auch wenn das nur ein Film ist, finde ich ist es ein sehr gutes Beispiel dafür wie mächtig unsere Psyche tatsächlich ist. Wenn wir glauben wir wären Krank, dann wird der Körper sich dem anpassen und Krank sein. Und wenn wir meinen uns fällt so lange vor der Abgabefrist noch keine Idee ein, dann wird uns auch keine Einfallen weil unser Gehirn die vor uns geheim hält, abspeichert und erst hervor kramt wenn es an der Zeit ist, wenn wir meinen ab jetzt könnte es uns einfallen...


Studien haben gezeigt das Menschen die unter Prokrastination leiden auf den kurzen Erfolg trainiert sind. Studien haben gezeigt das gerade auch das Internet viele Möglichkeiten dieses kurzfristigen Erfolges biete, das geht schon bei sozial netzworks los wo man Freunden kurze Nachrichten schickt. Das ist für unser Gehirn als würde man einem Kind wegen jeder Kleinigkeit einen Bonbon in die Hand drückt. Viele kleine Spiele sind ähnlich die man in kurzer Zeit durchgespielt hat, 5-min. Aufgaben...und sind die erledigt gönnt man sich eine Pause, oder eine andere Belohnung (Zigarette, Kaffe, Süßigkeit). Das Gehirn wird süchtig nach dem schnellen Erfolg und schiebt größere Aufgaben immer mehr vor sich her...

Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein.Probleme mit der Konzentration, falsches Zeitmanagement, Angst vor Versagen und Kritik, aber ebenso kann es auch Teil einer ernsthaften psychischen Störung sein oder diese Auslösen.
Depression,Minderwertigkeitskomplexe ,Angststörungen, ADHS.
Wer chronischer Aufschieber ist hat ein sehr hohes Risiko Depressiv zu werden und durch den dauerhaften Frust steigt dann auch noch das Suizidrisiko.

Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstbeherrschung sind wichtige Punkte bei diesem Problem.
Es ist ein angelerntes Verhalten und man kann es Verändern wenn man will. Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung und manchmal ist es unglaublich hilfreich schon einen Namen für sein Problem zu haben...

Hier ist noch ein Link zum Thema mit hilfreichen Tipps:
http://karrierebibel.de/gefaehrliche-schiebschaften-45-wege-gegen-prokrastination/


Bin selbst sehr froh auf das Thema gestoßen zu sein da ich selbst dazu neige. Das mit der Perfektion und dem Problem der überzogenen Erwartungen war mir ja bewusst... aber das es soviele Ablenkungen gibt die das Gehirn auch noch auf diesen kurzfristigen schnellen Erfolg trainieren... manchmal hilft es da so einen Artikel zu finden, auch wenn man sich selbst nicht als Krank einstufen würde, es kann einem helfen diese Neigungen zu verändern und so kann es auch helfen das eigene Leben selbstbestimmter zu leben, sich nicht mehr so lange von den unbewussten Ängsten abhalten zu lassen...die Dinge endlich anzugehen, ohne lange zu zögern.
Soweit ich verstanden habe hat das Problem auch mit einer Entscheidungsunfähigkeit zu tun, wenn ich die damit auch noch an der Wurzel packen könnte das wäre echt wunderbar.

Lieben Gruß,
Anakra
 
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Danke,Anakra!

Finde diesen Beitrag gerade zur richtigen Zeit!Toller Link!
BIn ein "Vermeidungsaufschieber"......ganz schön anstrengend...für mich sowie für andere!:rolleyes:

Liebe Grüße
Jade
 
Das hab ich auch, ich bin aber ein anderer Typ: ich will gar nicht wirklich, bin immer gedrängt worden und jetzt bin ich in innerlichem Streik.
Auch wenn ich was machen will, was Spaß macht, malen, meditieren, etwas schönes anschauen im Fernsehen, irgendwas streikt da bei mir und sagt "Ich geh keinen Schritt mehr weiter!"
Ich steh mir da selbst im Weg und muß mich auch zu angenehmen Dingen oft hinschieben.
 
Das kommt mir alles bekannt vor. Grundsätzlich kann ich alles aufschieben. Bei Terminsachen wirds dann echt schlimm, weil ich dann auf den letzten Drücker meine Sachen erledige - natürlich mit dem doppelten Stress, weil es soll ja doch gut und irgendwie auch perfekt sein.
Bei einfachen Sachen, wie putzen oder einkaufen, ist es dann nicht ganz so tragisch ;-)
 
hmm.... scheiss Perfektionismus - wenn dann 100%... künstlerisch mach ich auch alles am letzten Drücker weil mein Kopf vorher arbeitet damit es dann 100% ist :D ...

Toller Bericht musste oft schmunzeln weil ich mich selbst erkannt habe.

lg Silke
 
Wenn ich den Boden aufwischen will und daran denke, daß er auch abgeschliffen gehört und neu versiegelt und daran denke, daß ich das alles nicht auf einmal perfekt schaffe, lass ich es lieber.
:tomate:
 
Anakra schrieb:
Forscher haben Aufschieber in zwei Typen eingeteilt.
Da gibt es zum einen den kreativen (z.B.) der wochenlang auf eine Eingebung wartet und kurz vor der deadline ( abgabetermin) dann sogar 2 bis 3 Nächte durcharbeitet weil er den Rausch braucht den dieser Zeitdruck mit sich bringt.
Diese Menschen sind meist auch der festen Ansicht dass ihnen vorher auch gar kein sinnvoller Gedanke hätte einfallen können. Umso öfter sie sich das auch noch bestätigen umso öfter wird es genauso sein.

Der zweite Typ ist der typische Vermeidungsstratege, er leidet vor allem an der Angst zu versagen und meidet den Druck den die Aufgabe erzeugt. Ihnen fällt immer eine Ausrede ein und wenn die wenige Zeit dran schuld war...

Ich bin auch ein Aufschieber, aber eine Mischung aus beiden Varianten.....:rolleyes:

Das witzige ist: In meinen beruflichen Belangen war ich sogar immer überpünktlich, fleissig, anpackend, strukturiert, während ich dann zu Hause den Papierkram, Rechnungen, Briefe hab wochenlang liegen lassen können. Das geht soweit, daß ich manche Briefe gar nicht erst aufmache.....:confused:
Die geschäftlichen Briefe, die mein Mann erhält, werden allerdings sofort von mir geöffnet und auch bearbeitet......:)

Ich bin da irgendwie ein wenig gaga, glaube ich.......:D



LG
Juppi
 
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Yippieee :banane: :banane: Ich bin nicht alleine damit :D.

Ich kann mich noch gut erinnern als ich so ca. 20 war... Zu der Zeit hatte ich meine Strickphase, das war so gegen Ende der 80er Jahre. Viele von euch können sich bestimmt noch dran erinnern. ;) . Ich hatte nicht soo viel Geld und Wolle war halt einfach preiswerter als ein neuer Pulli.
Nur hab ich es irgendwie nie geschafft, einen auch mal zu Ende zu stricken. Ich hab immer wieder neue Ideen gehabt, neue Wolle gekauft (natürlich samt neuer Stricknadeln) und ein neues Teil angefangen. Das ging soweit, daß ich zum Schluß so an die 10-12 halbfertige Stücke hatte...:tomate:

Ich glaub, einen oder zwei hab ich dann fertig gestellt und den Rest der Mutter einer Freundin gegeben, wenn ich mich recht erinnere. Tja, war dann wohl doch ein teures Vergnügen.

Gruß
ashes
 
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