Wieder einmal sitze ich in mich gekehrt auf einem stillen Berggipfel irgendwo in Tirol ... leises Klappern in einer unbestimmten Ferne unterbricht plötzlich die Stille. Ich hebe die Augen und sehe ... nichts.
Wieder das Klappern - fast ein Klingen ist es, was ich da höre. Dann ein fast unhörbares Rutschen und Gleiten - und wieder Stille.
Um mich ist kurzes, hartes Gras, dazwischen kantiges Geröll - wie könnte es sich auch rundschleifen hier oben, wo nichts ist als der Himmel über mir?
Das Geröll ... ich betrachte es aufmerksamer ... viele kleine flache Splitter liegen dazwischen herum, sollten sie diesen Klang bewirken? Aber wer bewegt sie? Wer lässt sie rutschen, fallen?
Ich sitze und warte, denn die Natur läßt sich nicht immer "anschauen" ... manchmal muß man einfach nur geduldig warten, bis sie sich sehen läßt. Wer auf die Natur zugeht, wird sie meist zum Flüchten bringen ... wer sie hingegen heranläßt, wird oft zum Teil ihrer selbst, und sie bietet sich vertrauensvoll dem Auge dar ...
Wieder ein Klingen, und aus den Augenwinkeln ein brauner Schatten, der wellenförmig über eie felsgraue Fläche huscht und hinter einem Hügel verschwindet. Aber was immer es ist, es kommt auf mich zu .... immer näher ...
Und da flitzt etwas braun-weißes hinter dem letzten Hügel hervor und stellt sich - nur verdeckt von einigen dürren Halmen - in Pose!
Ein Wiesel, ein Hermelin ist es, das mich hier oben auf über 2.600m besucht ...
Ich bleibe einfach sitzen, versuche sogar, nicht immer das flinke Tierchen anzuschauen, um es nicht durch einen "Jägerblick" zu verscheuchen - und tatsächlich treibt es sich einige Zeit in Gipfelnähe herum und nimmt nicht einmal krumm, dass ich nach meiner Kamera angle, die entsprechenden Einstellungen vornehme und schließlich abdrücke ...
Still wird es wieder, als es irgendwo auf einem Grasband entlang verschwindet - ebenso ruhig aber eilig, wie es gekommen ist ...

Ich habe wieder einmal dazugehört ...
Ein darüber glücklicher
cerambyx