Sozialneid in Deutschland

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Was ich mich frage ist, ob ich ein besserer Mensch wäre wenn ich einem Pfandsammler bewusst meinen verpfändeten Müll zurück lasse? (rethorische Frage)

Ich glaub ich bin kein besserer Mensch, wahrscheinlich noch nicht einmal eine von den Guten. Ich trink halt auch überwiegend Leitungswasser (daran liegts bestimmt, alles Chemtrails verseucht) und wenn mir auf einem Festival der Mülleimer vor dem Pfandsammler-Einkaufswagen über den Weg läuft, dann werfe ich mein Plastikflascherl aus Faulheit da rein. Umgekehrt genauso. Und wenn's mir mal wieder eng rausgeht, lös ich das bißchen Pfand das ich hab, selber ein. Die Schicksale die hinter Pfandsammlern, Obdachlosen etc. stehen lassen mich bestimmt nicht kalt, aber ich denk mir dann immer dass jeder sein Leben so lebt wie er es kann und das ist für mich vollkommen in Ordnung so. Ich hab kein Problem auch das "nicht so schöne" dieser Welt anzusehen (was nicht gaffen meint) und gleichzeitig jedem auf Augenhöhe zu begegnen ohne Mitleid oder aus falschem Mitgefühl heraus. Und wenn der Pfandsammler ein chronischer Arsch sein sollte, dann erlaube ich mir auch genau das zu denken. Und mit dem Nächsten ratsch ich dann ganz normal wenn der das Gespräch sucht und ein netter Kerl ist.

Genauso mit Obdachlosen oder anderen Leuten die komisch in der Gegend rumliegen: Kurz nachgefragt ob alles ok ist und im Winter (wenns minus was weiß ich wieviel Grad hat) trotzdem den Kältebus angerufen, weil die Streetworker die da drin sitzen besser mit ihren Pappenheimern umgehen können als ich (bis der Buskommt, geb ich halt dann ne Zigarette aus und ratsch ein bißchen). Ich lebe und arbeite aber auch in Assihausen, da sei mir das bißchen Sarkasmus und die unreflektierten Aussagen in diesem Beitrag bitte verziehen.

Mir is es grundsätzlich so egal was wer wieviel besitzt, solange derjenige mich und andere in Ruhe lässt. Und versteht mich jetzt bitte nicht falsch (ich spreche hier nämlich
niemanden persönlich an), aber manchmal regt mich diese Doppelmoral dezent auf. Ich weiß dass das blöd ist, weils tatsächlich sehr, sehr wenige Menschen gibt die für mich zu den Guten dieser Welt gehören, bei den anderen denk ich mir dann immer dass sie sich ihr Fleißsternchen für diesen Tag redlich verdient haben (auch blöd und gemein, ich weiß). Vergleich ich immer mit dem Spendenanstieg für diverse Organisationen vor Weihnachten, hat für mich auch was verlogenes obwohls eigentlich eine gute Sache ist.

Im Allgemeinen seh ich das Thema "Sozialneid" (wie gesagt) relativ pragmatisch. Wenn wer mir und anderen nichts Böses will, ist es mir egal was der hat oder nicht hat. Wobei ich mir dennoch manchmal den ein oder anderen sarkastischen Gedanken nicht verkneifen kann. Das hat dann aber meistens mehr mit der Art mancher Leute zu tun und nicht damit dass ich ihnen irgendetwas neidig wäre.

In Bayern gibts bspw. den Spruch "Der gibt o wia a Steign voi Affn" (zu deutsch: "Der gibt an - im Sinne von "Angeberei" - wie eine Steige voll Affen"). Bei sowas kann ich tatsächlich böse werden, bringt aber auch nichts von dem her ist es eigentlich auch egal.
 
Ich bin sehr unvorbildlich und schmeiße meine Flaschen generell weg, weil ich einfach zu faul bin die noch zum Automaten zu schleppen.
 
Ich dachte nochmal über das thema nach und mir fiel auf: richtige armut ist schwer zu finden. Ich kenne menschen die zwar in relativer armut leben aber im letzten strumpf doch noch einen beträchtlichen notgroschen haben. Die entweder darauf setzen daß ihnen niemand ihren reichtum neidet wenn sie ihn garnicht erst zur schau stellen. Oder die einfach dem 'lebensstil des geldes' entsagt haben und versuchen irgendwie auszubrechen.
Es gibt aber auch viele menschen die tolle autos, möbel, kleider und schmuck haben aber dafür jedes monat gerade mal so über die runden kommen oder sogar schulden haben. Manche jonglieren sich sogar durch ein richtiges luxusleben und sind aber darunter 'nackt' - alles geliehen, gezockt oder höchstens als schnäppchen wo erjagt.
In unserer kultur ist armut ein sehr dehnbarer begriff und "echte" armut findet man nur selten wo.
Ich frage mich ob das bild einer mittelständischen gesellschaft die einer nicht arbeitenden schicht ihr lotterleben neidet wirklich noch zeigemäß ist.



armut ist relativ....ich habe lang zeit bei der tafel gearbeitet. dort habe viele harz4 empfänger kennengelernt, die ab 20. von monat gehungert hätten (hungern müssen), wenn sie von der tafel nichtss berkommen hätten. naturlich geht es jedenharz4 empfänger in deutschland wesentlich besser, als armen in ein inischen slamm...was aber sagt uns das? es sgat sicherlich nicht, dass im reichen deutschland keine arme gibt!

shimon
 
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