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Die Geist-Körper-Verbindung
Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen, denen noch nie etwas auf den Magen geschlagen" oder ein Stein vom Herzen gefallen" ist. Darin äußert sich die Verbindung zwischen Geist (Bewusstsein, Seele, Psyche, Psychisches) und Körper (Leib, Gehirn, Soma, Materielles).
Handelt es sich hier um zwei verschiedene Systeme, oder sind beide letztlich eins? Der Zusammenhang zwischen beidem wurde seit René Descartes weitgehend aufgehoben. Er behauptete, dass hier zwei grundsätzlich verschiedene Phänomene im Spiel seien mentale und physische. Heute finden wir das Ergebnis dieser Entwicklung in einer seelenlosen Körpermedizin und einer körperlosen Seelenmedizin.
Die ganzheitliche Medizin geht hingegen davon aus, dass eine Vielfalt von Wechselbeziehungen zwischen Lebensumständen, Gefühlen und Gedanken und den menschlichen Organen besteht. Dadurch können Gedanken und Gefühle den Verlauf von Erkrankung beeinflussen, im positiven wie im negativen Sinne. Nach Alexander Mitscherlich (1953) ist die Gleichzeitigkeit von körperlichen und seelischen Prozessen eine Voraussetzung für menschliches Leben. So zeigt sich zum Beispiel seelische Anspannung auch in körperlicher Angespanntheit.
Warum erkranken nicht alle Menschen bei gleichen Bedingungen an Grippe? Warum sind depressive und gestresste Menschen besonders infektionsanfällig? Die Liste solcher Fragen ließe sich beliebig fortsetzen. Aus den ersten Hinweisen, dass nicht nur die Psyche die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten beeinflussen kann, sondern sich auch die Systeme gegenseitig beeinflussen, hat sich ein neuer Forschungszweig entwickelt: die Psychoneuroimmunologie (PNI) (abgekürzt für Psycho-Neuro-Endokrino-Sozio-Immunologie). Der Begriff geht auf den US-amerikanischen Psychiater und Psychologen Robert Ader zurück, der 1981 einen Sammelband über die Zusammenhänge zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem herausgab.
Während die Psychosomatik lange Zeit annahm, dass sich nur psychische Faktoren auf körperliche Prozesse auswirken, belegt die Psychoneuroimmunologie, dass es auch eine umgekehrte Wirkrichtung gibt. Erste Hinweise lieferte die Erforschung von körperlichen und psychischen Erkrankungssymptomen. So schlafen Menschen, die etwa an einer Infektionskrankheit leiden mehr, sie sind schwach, essen und trinken weniger und meiden soziale Kontakte. Während diese Symptome noch vor wenigen Jahren als Ausdruck einer durch den Krankheitserreger oder durch die Auseinandersetzung mit dem Erreger hervorgerufene Schwächung des Körpers angesehen wurden, ist das aus heutiger psychoneuroimmunologischer Sicht ein überlebensnotwendiges Verhalten zur Selbstregulierung des Organismus. Der Kranke fiebert, um die Abwehr optimal zu mobilisieren, er schläft viel und isst wenig, um Energien einzusparen, und meidet soziale Kontakte, um nicht mit weiteren Erregern in Kontakt zu kommen oder sie nicht an andere zu übertragen.
Unter dem Namen Psychoneuroimmunologie hat sich daraus weltweit ein neues medizinisch-wissenschaftliches Fachgebiet entwickelt. Robert Ader definierte damit einen Komplex von Wechselwirkungen, die von grundlegender Bedeutung für die Ganzheitsmedizin sind. Eine ganzheitliche Betrachtung bedeutet, den Menschen in seiner bio-psycho-sozialen Einheit zu sehen. Umwelt, Geist und Spiritualität sowie der Einfluss von Energie- und Informationsfeldern werden in die Betrachtung einbezogen.
Das vegetative Nervensystem ist das grundlegende Regulationssystem im menschlichen Organismus und gleichzeitig das Bindeglied zwischen den Interaktionen von Körper, Gedanken und Emotionen. Dieser Zusammenhang wird international als Geist-Körper-Verbindung (body-mind-medizin) beschrieben, ein Begriff, der in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist.
Die Geist-Körper-Verbindung wird beeinflusst durch innere und äußere Ereignisse und Anforderungen. Über diese Verbindung werden Leben, Gesundheit und Wohlbefinden gesteuert. Die Steuerung ist nur dann optimal, wenn ein ungehinderter Informationsaustausch zwischen den Organsystemen möglich ist. Wenn wir den Menschen als selbstregulierendes System auffassen, dann ist für seine Gesundheit und seine Autoregulation eine ungestörte Informationsübertragung unerlässlich.
Dieser komplexe Wechselwirkungsprozess kann auch als Bioregulation bezeichnet werden. Ausschlaggebend für sie ist ihre Dynamik. Die Regulation wird durch die individuellen Kraftreserven beeinflusst. Die Grundlage für diese These findet man im Modell der Salutogenese, die Gesundheitsentstehung (aus salus Gesundheit und genese Entstehung) von Aron Antonovsky. Über die Salutogenese und die Geist-Körper-Verbindung kann nachgewiesen werden, dass Geist und Bewusstsein den menschlichen Organismus steuern. Gedanken und Emotionen sind als komplexe Informationsmuster zu verstehen, die zusammen mit Willen und Motivation auf die Strukturebene einwirken.
In Wechselwirkung mit dem Hormonsystem bildet das vegetative Nervensystem das wichtigste Informationssystem innerhalb der Geist-Körper-Verbindung. Die Bioregulationsanalyse ist eine neue Methode, um die vegetative Regulation quantitativ zu bewerteten. Sie unterstreicht ein ganzheitliches Konzept und bildet mit ihrer wissenschaftlichen Basis die Schlüsseldiagnostik in einer künftigen Integrativen Medizin.
Der komplexe Regelkreis von Psyche, Nervensystem, Hormonsystem und Immunsystem wird durch eine zentrale vegetative Steuerung kontrolliert. Diese kann gemessen und objektiviert werden was viele nicht wissen und andere nicht glauben wollen. Um diesen Zusammenhang begreifen und verstehen zu können, ist es an der Zeit, die nach wie vor existierende Trennung von seelenloser Körpermedizin und körperloser Seelenmedizin aufzuheben.