L
Lionéz
Guest
"Jetzt gelobe ich das Später"?
Ich habe mich längere Zeit mit Gelübden wie z.B. dem Bodhissatva-Gelübde beschäftigt. Ich möchte mich zwar hier eher auf Soto-Zazen konzentrieren, frage aber dennoch nach allgemeinem Sinn und Muss in allen spirituellen Richtungen.
Es wird oft der Vergleich gebracht, man könne zwar bei Zazen-Praxis ohne Zuflucht bzw. Gelübde die Motorrad-PS (er)fahren, würde aber ohne Lenker unterwegs sein. Verständliches Bild.
Und dabei fällt mir der Loriot-Sketch ein: "Ich will einfach nur hier sitzen." - "Möchtest du nicht Zeitung lesen?" - "Nein, ich will einfach nur hier sitzen." - "Einfach nur hier sitzen? Möchtest du nicht lieber spazieren? Aber ohne Mantel ist es doch draußen kalt? Ich bring dir deinen Mantel!" Usw.
Bleiben wir beim Sitzen. Soto-Shu.
Erleuchtungnichterleuchtung, Schriftnichtschrift, freinichtfrei und umgekehrtnichtumgekehrt. Allesnichtalles ist okaynichtokay. Weg=Ziel=Sein. Niemand kann sagen, was nichtjetzt, nichthier ist.
Jetzt bin "ich" etwas, das später anders sein wird, und jetzt interessiert es mich nicht, weil "ich" einfach nur hier sitze.
Die Paradoxie vom "Loslassen des Loslassens des Loslassens..." wurde schon öfter anderweitig erörtert, denke ich.
Ich, wenn ich mich jetzt mal so bezeichne, frage jetzt:
Wie kann ich als Ich denn jetzt ein Gelübde für nichtjetzt, nichthier, später, Nicht-Ich ablegen? Wie kann ich einen Wunsch nach Wunschlosigkeit äußern? Wie kann ich im Hier und Jetzt nicht mehr hier und jetzt ich sein bzw. dies geloben?
Wer legt das Gelübde ab? Ein "Ich"? Was will dieses "Ich" denn Nicht-Ich-Entscheidungen fällen, deren Wirkungen/Zukünfte nur jetzt und hier für das Ich relevant sind?
(Warum legt man für Soto-Zazen, dem Einfach-nur-hier-Sitzen, Gelübde ab?)
Ein ergänzendes, völlig wertfreies Gedankexperiment: Sollte das Ich jetzt festlegen, wie es später sein wird, hat der Bodhissatva dann für das darauffolgende Leben genau die vom Leiden zu befreiende Welt geschaffen, die er für sein Wirken braucht. Daran ist nichts auszusetzen. Möglicherweise ist es mit den Gelübden anderer spiritueller Richtungen oder Religionen ähnlich. Könnte man im Umkehrschluss sagen, dass es soviele noch Leidende gibt, wie von Buddhisten und Christen etc. für das nächste Leben gelobt wurden?
Ich habe mal einen Buddhisten gefragt, ob das Streben nach Erleuchtung bzw. Leidensfreiheit aller Wesen nicht auch Anhaftung sei. Da meinte er, es sei eine sinnvolle Anhaftung.
Ich weiß, dass sich vieles, tief empfundenes (wie auch Gelübde) der Worte entzieht. Da wir uns aber gerade im paradoxen SinnUnsinn bewegen, bedanke ich mich von Herzen für tiefgehende Antworten auf die obigen Fragen.
Es wird oft der Vergleich gebracht, man könne zwar bei Zazen-Praxis ohne Zuflucht bzw. Gelübde die Motorrad-PS (er)fahren, würde aber ohne Lenker unterwegs sein. Verständliches Bild.
Und dabei fällt mir der Loriot-Sketch ein: "Ich will einfach nur hier sitzen." - "Möchtest du nicht Zeitung lesen?" - "Nein, ich will einfach nur hier sitzen." - "Einfach nur hier sitzen? Möchtest du nicht lieber spazieren? Aber ohne Mantel ist es doch draußen kalt? Ich bring dir deinen Mantel!" Usw.
Bleiben wir beim Sitzen. Soto-Shu.
Erleuchtungnichterleuchtung, Schriftnichtschrift, freinichtfrei und umgekehrtnichtumgekehrt. Allesnichtalles ist okaynichtokay. Weg=Ziel=Sein. Niemand kann sagen, was nichtjetzt, nichthier ist.
Jetzt bin "ich" etwas, das später anders sein wird, und jetzt interessiert es mich nicht, weil "ich" einfach nur hier sitze.
Die Paradoxie vom "Loslassen des Loslassens des Loslassens..." wurde schon öfter anderweitig erörtert, denke ich.
Ich, wenn ich mich jetzt mal so bezeichne, frage jetzt:
Wie kann ich als Ich denn jetzt ein Gelübde für nichtjetzt, nichthier, später, Nicht-Ich ablegen? Wie kann ich einen Wunsch nach Wunschlosigkeit äußern? Wie kann ich im Hier und Jetzt nicht mehr hier und jetzt ich sein bzw. dies geloben?
Wer legt das Gelübde ab? Ein "Ich"? Was will dieses "Ich" denn Nicht-Ich-Entscheidungen fällen, deren Wirkungen/Zukünfte nur jetzt und hier für das Ich relevant sind?
(Warum legt man für Soto-Zazen, dem Einfach-nur-hier-Sitzen, Gelübde ab?)
Ein ergänzendes, völlig wertfreies Gedankexperiment: Sollte das Ich jetzt festlegen, wie es später sein wird, hat der Bodhissatva dann für das darauffolgende Leben genau die vom Leiden zu befreiende Welt geschaffen, die er für sein Wirken braucht. Daran ist nichts auszusetzen. Möglicherweise ist es mit den Gelübden anderer spiritueller Richtungen oder Religionen ähnlich. Könnte man im Umkehrschluss sagen, dass es soviele noch Leidende gibt, wie von Buddhisten und Christen etc. für das nächste Leben gelobt wurden?
Ich habe mal einen Buddhisten gefragt, ob das Streben nach Erleuchtung bzw. Leidensfreiheit aller Wesen nicht auch Anhaftung sei. Da meinte er, es sei eine sinnvolle Anhaftung.
Ich weiß, dass sich vieles, tief empfundenes (wie auch Gelübde) der Worte entzieht. Da wir uns aber gerade im paradoxen SinnUnsinn bewegen, bedanke ich mich von Herzen für tiefgehende Antworten auf die obigen Fragen.