Nicht mit dem Sex. Sex ist ein Naturphänomen. Da kann es kein Problem damit geben. Das Problem liegt im Einzelnen, im Erwachenden, der sich seines Verhaltens und seiner inneren Regungen bewusst wird. Hier entsteht mitunter ein Problem. Sex selbst ist kein Problem. Das es oft zum Problemthema gemacht wird, ist mitunter schmerzhaft mitanzusehen.
Nein, Monk, das stimmt einfach nicht. Sex ist kein Naturphänomen. Wäre es das, dann hätte jeder das Verlangen nach Sex. Aber kein Erleuchteter hat Verlangen nach Sex. Das Verlangen nach Sex entsteht erst durch den eigenen Umgang mit der Sexualität. Es ist im Prinzip dasselbe bei allen Suchtformen, seien sich stoffgebunden (Nikotin, Alkohol, Drogen, Tabletten, Essen u.a.) oder nicht-stoffgebunden (Sex, Spielsucht, Internet, u.a.). Es laufen bei allen Suchtformen im Prinzip dieselben physiologischen und psychologischen Mechanismen ab. Raucht man eine Zigarette, trinkt man ein Bier oder raucht einen Joint, dann ist das zunächst einmal ganz lustig und bringt ein gewisses Vergnügen. Das Gehirn notiert diese Erfahrung zunächst einmal als angenehm, als Glücksgefühl. Nach dem zweiten, dritten oder x-ten Mal aber findet eine Gewöhnung an die jeweilige Substanz statt und der Körper schüttet die ersten Botenstoffe aus, die erneut nach dieser Substanz verlangen. Und im Laufe der Zeit entsteht daraus ein Suchtverhalten. Dies ist bei den nicht-stoffgebundenen Suchtformen, wie dem Sex, im Prinzip genau dasselbe.
Und du meinst, es gäbe keine Sexsucht? Das sehe ich aber ganz anders, jedenfalls in Bezug auf die Männer. Die Sexsucht beginnt bei den Männern in der Regel bereits lange vor der Pubertät, weil sie der Onanie verfallen. Ist man erst einmal in dieser Sexfalle, dann ist es sehr schwer da wieder herauszukommen. Bei den meisten Männern besteht diese Sexsucht bis ans Lebensende. Was geht den meisten Männern denn permanent durch den Kopf? Wenn sie könnten würden sie doch am liebsten alle hübschen Frauen vernaschen. Dies ist nun einmal der Charakter der Sexualität, wenn man ihr verfallen ist.
Ich erinnere dich nur an den Test, der einst mit Ratten gemacht wurde. Falls du ihn nicht kennst, möchte ich ihn dir kurz schildern: Ratten wurden in einen Käfig gesetzt und eine Elektrode wurde im sexuellen Lustzentrum des Gehirns eingepflanzt. War der Strom eingeschaltet, dann konnte das Lustzentrum der Ratten erregt werden. War der Strom ausgeschaltet, war eine Erregung nicht möglich. Nun wurde den Ratten beigebracht, einen Hebel zu bedienen, der das Lustzentrum im Gehirn stimulierte. Immer wieder berührten sie den Hebel, was eine lustvolle Empfindung bei ihnen auslöste. Sie taten es so lange, bis sie völlig erschöpft waren und bewusstlos umfielen. Nachdem sie wiederbelebt wurden und man sie wieder in den Käfig setzte, taten sie genau das gleiche; immer und immer wieder.
Dann gaben die Forscher den Ratten die Möglichkeit, den Schalter selbst zu betätigen. Das hat sie dann endgültig süchtig gemacht. Später nahmen sie extreme Schmerzen und Elektroschocks in Kauf, nur um an den Schalter zu kommen. Dabei vergaßen sie alles andere, selbst das Essen und Trinken und sind letztendlich verdurstet. Das extrem intensive Gefühl eines Orgasmus resultiert aus der Aktivierung eines Bereichs des Mittelhirns, dem ventralen Tegmentum, der das Glückshormon Dopamin ausschüttet. Das ventrale Tegmentum scheint der wichtigste Bestandteil des Belohnungssystems zu sein, in dem auch verschiedene Drogen ihre Wirkung entfalten. So weiss man aus den Untersuchungen englischer Wissenschaftler, dass die Injektion von Heroin die gleichen Regionen aktiviert, die auch bei der Orgasmus-Studie sichtbar wurden. Das High nach Einnahme der Droge wird von Süchtigen zudem häufig mit dem Gefühl eines sexuellen Höhepunkts verglichen.
Und nun stelle dir einmal vor, man würde Männern die Gelegenheit geben, mit mehreren hübschen Frauen alle ihre sexuellen Wünsche und Phantasien ausleben zu können. Oder sie hätten vielleicht die Möglichkeit, sich ebenso durch einen Tastendruck einen Orgasmus zu verschaffen. Was meinst du, was würde passieren? Ich kann dir sagen, was passieren würde. Die große Mehrheit der Männer würde sich nämlich ganz genau so verhalten, wie die Ratten sich verhalten haben. Da bin ich mir ziemlich sicher. Vielleicht würden sie nicht alle so weit gehen, wer weiß. Vielleicht würden sie zwischendurch eine Pause einlegen, um dann erneut durchzustarten. Keiner von ihnen würde nein sagen. Und das ist für mich eindeutig eine sexuelle Abhängigkeit.