Liebe Parikia!
Du hast meiner Meinung nach schon sehr gute Antworten bekommen, denen ich mich nur anschließen kann.
Ja, das stimmt - ich war wirklich überrascht das soviele liebe Menschen mir schreiben
Ich weiß, dass manche mit meiner Sicht der Dinge nicht so ganz konform gehen können, doch ich denke (wie Gabi es bereits angesprochen hat), dass Depressionen immer eine Ursache haben und die Depression ein Versuch des Körpers ist, Dir in Wahrheit zu helfen.
Das denke ich auch, nur sehe ich im Moment und seit quasi 2,5 Jahren nicht was sie mir diese sagen will. Bei meiner ersten Depression gab es diese äußeren Umstände - ich war unglücklich verheiratet und war arbeitslos und somit fühlte ich mich abhänigig und gefangen und hatte Angst vor einer Entscheidung und der Konsequenz - bis ich endlich gehandelt habe. Da war ich die Depression los. Nur gibt es für mich jetzt nichts, ich habe einen Job der mir gefällt, einen lieben Freund, tolle Freunde - außer das mein Vater den Kontakt abgebrochen hat (aber das war ja während der Depression und kann somit kein Auslöser sein) war nichts... ich habe schon soviel überlegt. Und das Nein-Sagen habe ich seit der ersten Depression trainiert, weil ich das auch nie konnte und es mir oft immer noch schwer fällt und mich schuldig fühle, aber ich will so echt wie möglich sein, nicht heucheln. Auch wenn ich anderen dann mal vor den Kopf stoßen muss
Soweit ich es beobachten konnte, tritt eine Depression immer dann auf, wenn man sich längere Zeit in einer Situation befindet, die unerträglich ist und man sich nicht durchsetzen kann, seine Grenzen nicht abstecken kann. Z.B. man befindet sich in einem Job, der überhaupt nicht passt, in einer Familiensituation, in der man ständig "überfahren" wird oder einer Partnerschaft, die man nicht aushält und trotzdem zu schwach ist, die Konsequenzen aus einer dieser Situationen zu ziehen.
Ich hab auch schon erlebt, dass jemand eine tiefe Depression bekommen hat, weil ein ganz lieber Freund gestorben ist - entsetzliche Angst vor dem Tod ist aufgekommen, Panikattacken mit allem drum & dran. Die nachfolgende Depression brachte gewissermaßen die Lösung: Die Angst vor dem Tod verschwand, Rückzug in sich selbst, der Tod wurde fast als Erlösung empfunden. Damit war der Konflikt gelöst, die Depression wurde nicht mehr "gebraucht".
In den anderen Fällen war die Depression auch eine enorme Hilfe: Durch die belastende Situation, in der man immer nur auf die Bedürfnisse der anderen schaute, hatte man sich selbst verloren.
Nun kommt die Depression - Besinnung auf sich selbst, das "Außen" wird unwichtig, verliert an Wert, alles wird egal. Hier liegt ein Lösungsansatz, in dem Rückzug in sich selbst. Die gesetzten Prioritäten kommen ins Wanken, alles, was vorher "wichtig" war, berührt Dich nicht mehr.
Das tue ich wohl generell zu wenig - mir Zeit für mich nehmen, aber wenn´s gut ist, dann fehlt mir das nicht, vielleicht muss ich mir das trotzdem antrainieren, das ich Zeit mir mir selbst verbringe.
Du schreibst, dass Du nach Selbstliebe suchst - ein großer Teil der Selbstliebe wird meistens übersehen: Das Abgrenzen. Sich selbst wertzuschätzen heißt auch, sich zu trauen, nein zu sagen. Nachzuspüren, ob Dir etwas/jemand guttut und wenn nicht - Konsequenzen zu ziehen.
Sich den anderen "zuzumuten", sich selbst leben zu wollen, Deinen Gefühlen und Bedürfnissen das Recht einzuräumen, wichtig zu sein.
Das können Kleinigkeiten sein: Der Arbeitskollege, der ständig seine Arbeit auf Deinem Tisch ablädt - einfach mal zu sagen: Du, das ist Deine Arbeit, nimm sie Dir bitte wieder! - setzt Energien in Dir frei, die Du nie für möglich gehalten hättest. Dann, ja dann "brauchst" Du die Depression nicht mehr....
Ich weiß, dass das Durchsetzen der eigenen Bedürfnisse als "egoistisch" abgestempelt wird. Versuch es einfach einmal - im Job, in der Familie, beim Bäcker, wo ist egal. Versuch einfach das nächste Mal, wenn Du spürst, dass Du nun etwas tun würdest, was Dir selbst nicht entspricht, NEIN zu sagen, dazu zu stehen und Schuldgefühle mal über Bord zu werfen.
Wenn Du dann etwas spürst, das sich wie eine kleine Befreiung anfühlt - dann bist Du auf dem richtigen Weg.
Was denkst Du, wenn auf die ersten Blicke und auch die folgenden nichts offensichtliches klar wird als Grund? Wie würdest Du versuchen weiter zu kommen?
Viele liebe Grüße
Simone