Hallo x__y
x__y schrieb:
hallo lotusz,
du hast meiner meinung nach wie immer recht. aber wie sollte deiner meinung nach enthaltsamkeit möglich werden ? ich finde, du sagst dieses immer so einfach, als wäre es einfach, enthaltsam sein zu können. denn enthaltsamkeit ist m.e. wie eine anleitung die ganz von alleine kommt, eine anleitung um enthaltsam mit sich (der welt) umzugehen. und meiner meinung nach ist eben die frage bzw. das problem, wofür man enthaltsam sein soll... in einer welt, die sich nur durch widersprüche aufrechterhält.
cu
Immer recht habe ich bestimmt nicht. Bei meinem letzten Streit mit Walter, unserm Admin, da war mein Klavier wohl etwas verstimmt.
Enthaltsamkeit ist bestimmt nicht einfach. Sie sollte allerdings gut bedacht sein. Swami Sivananda sagte einmal: "Es ist leicht, mit einer Kobra zu spielen. Es ist leicht, über das Feuer zu gehen. Es ist leicht, den Himalaja emporzuheben. Es ist leicht, auf dem Schlachtfeld zu siegen. Aber es ist schwierig, die Wollust zu überwinden." Nur wenn jemand innerlich bereit ist, enthaltsam zu leben und dieses gut bedacht hat, dann sollte er diesen Schritt gehen.
Ich möchte hier einmal ein paar Sätze aus Swami Sivanandas Aufsatz einfügen (Dank der genialen Vorschrift unseres Admin darf ich den Link, aus dem ich den Text entnommen habe, nicht mehr hier rein setzen, aber ihr findet ihn unten unter "Enthaltsamkeit"):
Die sexuelle Energie ist die Essenz von Leben, Gedanken, Intelligenz und Bewußtsein. Wenn die sexuelle Energie einmal verloren ist, kann es nie im Leben wieder zurückgebracht werden, auch nicht durch das Einnehmen einer noch so großer Menge von Badam, Nerventonika, Milch, Sahne, Makaradhwaja, usw. Wenn diese Flüssigkeit sorgsam bewahrt wird, dient sie als Hauptschlüssel, um die Tore zu elysischer Wonne, zum Reich Gottes und für jegliche Art von höherer Errungenschaften im Leben zu öffnen. Nur durch Brahmacharya allein haben die Rishis (Weisen) früherer Zeiten den unsterblichen Ort von Freude und Wonne erlangt.
Ohne Brahmacharya gibt es keine Gesundheit und kein spirituelles Leben. Brahmacharya ist der Grundgedanke zum Erfolg in jedem Lebensbereich. Brahmacharya dient als Zugang zu jenseitiger Wonne. Es öffnet das Tor zu Moksha (Befreiung). Siddhis und Riddhis (psychische Kräfte) liegen dem Brahmachari zu Füßen. Wer kann die Majestät und Herrlichkeit eines Brahmachari beschreiben. Brahmacharya, makellose Keuschheit, ist die beste Bußübung. Es gibt nichts auf der Welt, das ein enthaltsamer Mensch nicht erreichen könnte. Er kann die ganze Welt bewegen.
Sinnlichkeit zerstört Leben, Glanz, Kraft, Vitalität, Gedächtnis, Wohlstand, Ruf, Heiligkeit und Hingabe an das Höchste. Der Tod wird beschleunigt, wenn die Lebensenergie aus dem Körper herausgelassen wird. Das Leben wird erhalten und verlängert, wenn sie bewahrt wird. Wer viel von seinem Virya, (sexuellen Energie) der Lebensenergie verloren hat, wird leicht reizbar und faul. Er fällt jeder Krankheit leicht zum Opfer. Er stirbt früh.
Die Menschen sind körperlich, geistig und moralisch geschwächt, weil es ihnen an Brahmacharya mangelt, weil sie ihre Samenkraft verschwendet haben. Solche Menschen sind schon bei geringfügigen Anlässen leicht gereizt. Sie fallen verschiedenen Krankheiten und einem frühen Tod zum Opfer.
Und Swami Chidananda sagte:
Swami Chidananda: Der einzige Vorgang, den die meisten Menschen mit Zielstrebigkeit ausführen, nach dem sie großes Verlangen haben, den sie wollen, an den sie denken, den sie planen und hinter dem sie her sind, ist die sexuelle Befriedigung. Das bedeutet, daß dies ein Vorgang ist, der ihr gesamtes Bewußtsein, ihren ganzen Geist und ihre volle Aufmerksamkeit auf das Körperliche, auf ihre physische Identität lenkt. Einerseits ist der Geschlechtsakt der Gipfel der Körperlichkeit oder Animalität. Wird dies irgendwie dazu beitragen, kosmisches Bewußtsein zu erlangen?
Da ist also ein Mensch, die Krone und erhabener Ausdruck der Schöpfung Gottes, allen anderen Lebewesen weit überlegen, der sich zur grobstofflichen, physischen, materiellen und animalischen Ebene herabläßt und sich ihr völlig hingibt: Er sucht es, er will es, er bemüht sich darum, er tut alles, um es zu bekommen, er läßt sich darin gehen, und er will, daß es immer verfügbar ist. Das heißt, der Mensch bindet sich mit voller Absicht an eine Ebene des physischen Bewußtseins. Wenn du ein spirituell Suchender bist, kannst du denn nicht erkennen, daß du dir selbst im Wege stehst? Du mußt das Bewußtsein aus den niederen Ebenen befreien und fortwährend zu immer höheren und höheren Ebenen feinerer und immer subtilerer Zustände erheben. Denn wenn der gesamte spirituelle Prozeß von Erleuchtung und Erkenntnis ein Prozeß des sich Erhebens zu einem höheren Bewußtseinszustand ist, impliziert das automatisch, daß man sich aus seinem niederen Bewußtseinszustand befreit. Das kosmische Bewußtsein, das absolute Bewußtsein, ist Lichtjahre entfernt, wenn man nicht die Notwendigkeit erkennt, sich von der absoluten Identifikation mit dem Körper zu befreien.
Enthaltsamkeit bedeutet weder Unterdrücken noch Verdrängen von Sexualität. Das sexuelle Potential wird für etwas verwendet, das zehnmal, hundertmal großartiger ist. Deshalb ist es ein Mißverständnis, von Unterdrückung oder Verdrängung zu sprechen. Das liegt an einem mangelnden Verständnis dafür, was es mit der wirklichen spirituellen Suche auf sich hat. Wenn man es richtig versteht, wird man nicht so darüber sprechen. Wir sind nicht einfach Menschen, wir sind mehr als Menschen. Unsere Erscheinungsform als Menschen ist nur ein schwacher Widerschein dessen, was wir in Wahrheit sind. Der einzige Grund, warum unsere Erscheinungsform als Menschen von Bedeutung und Wichtigkeit ist, besteht darin, daß sie uns, wenn sie richtig verwendet wird, erhebt und dahin bringt, wohin wir eigentlich gehören, in das Königreich, auf das wir ein Geburtsrecht haben.
Wenn ein intelligenter Mensch die gesamte Situation des Lebens gut durchdacht hat, sich sagt: "Wenn ich etwas Großes und Mächtiges erreichen will, kann ich es mir nicht leisten, die mir zur Verfügung stehenden Energien zu verschwenden. Je mehr ich sie bewahre, desto mehr kann ich sie für diese Absicht einsetzen, und desto besser sind die Chancen auf Erfolg." Wenn der Mensch so denkt und die rationale Seite dessen verstanden hat, und wenn die höchste Errungenschaft, zu der er strebt, ihm das wert ist, wenn er oder sie aus freiem Willen, mit voller Absicht und großer Begeisterung zum Zölibat schreitet, wo ist dann Unterdrückung? Ganz im Gegenteil, das, was als Selbstverleugnung erscheint, gibt effektiv einer höheren Dimension unseres Wesens Ausdruck, in die man sich jetzt begeben hat. Also weit davon entfernt, darauf zu verzichten, sich selbst Ausdruck zu verleihen, gibt es dem Menschen seinen vollen Ausdruck, da er sich nicht länger mit einem niedrigen Aspekt seiner Gesamtpersönlichkeit identifiziert. Er identifiziert sich mit einem höheren Aspekt. Es ist eine Art Befreiung und Entwicklung hin zu einem höheren Niveau. Es ist etwas Positives, Kreatives und nicht etwas Negatives. Es ist kein Verneinen, sondern effektiv ein Ausdruck seiner selbst.
Der erste Schlüssel zum Erfolg in der Enthaltsamkeit besteht also darin, das Heilige und Wertvolle des vorhandenen Energiepotentials zu erkennen und zu verstehen. Wenn man klar erkannt hat, daß es wert ist, bewahrt, erhalten und zum Allergrößten gelenkt zu werden, das man erlangen kann, dann hat man den Wunsch, Brahmachari (Mönch) zu sein. Dann wird es als etwas höchst Positives gesehen. Ein zweiter Schlüssel zum Erfolg und eine Möglichkeit, sowohl Enthaltsamkeit als auch Sexualität zu betrachten, ist sogar noch grundlegender. Es ist das klare Erkennen, daß in allererster Linie das, was man als das männliche Geschlechtsorgan bezeichnet, überhaupt kein Geschlechtsorgan ist. Es ist nichts anders als ein Organ zur Harnausscheidung. Das ist es, und das ist seine Hauptfunktion von dem Augenblick an, wenn das Kind den Mutterschoß verläßt, bis ins Grab.
Buddha lehrte, solange der Mensch sexuell aktiv ist, hat er kein Interesse an der Praxis des spirituellen Lebens. In seiner Lehre über die schrittweise Erleuchtung sagte er, daß das Empfinden von Lust und Sexualität Genuß beinhaltet. Er verleugnete den Genuß nicht. Genuß ist dabei. Aber dann verändert sich dieses Vergnügen in Mißvergnügen, und allmählich, langsam, sobald sich das anfängliche Feuer der Lust abgenutzt hat, beginnen die Menschen zu kämpfen. Denn aus Lust erwächst Furcht; aus Lust erwächst Habgier; aus Lust erwachsen Eifersucht, Zorn, Haß, Verwirrung und Kampf; all diese negativen Dinge erwachsen aus der Lust. Und deshalb sind all diese negativen Dinge in der Lust enthalten. Solange man in der Sexualität verstrickt ist, ist es unvermeidlich, daß man diese Probleme hast - Kampf, Enttäuschung, Zorn, Haß, Töten - all das ist damit verbunden.
Weil also der Buddha das Problem sah, das der Sexualität innewohnt, sagte er, daß es besser ist, die Sinne zu disziplinieren und zu kontrollieren, um ein ruhiges und friedvolles Leben zu haben. Aber das muß schrittweise erfolgen, langsam, begründet auf Verstehen, nicht unvermittelt. Es kann nicht erzwungen werden. Es muß allmählich geschehen und mit tiefem Verständnis.
Das ist jetzt doch etwas länger geworden, als ich es beabsichtigt habe. Aber ich finde, es sind goldene Worte weiser Menschen, über die es sich lohnt einmal nachzudenken.
Vielleicht beantwortet das deine Fragen.
Alles Liebe. Gerrit