Danke
@Joey
Ok, was zu Popper und der Falsifizierbarkeit?
de.wikipedia.org
Sehr wichtiges Kriterium, um Aussagen in den empirischen Wissenschaften zu beurteilen!
Da spielt dann auch der eine logische Grundsatz mit rein, den ich vorhin an Dich geantwortet habe: Eine Aussage und ihre logische Negation können nicht gleichzeitig wahr sein. Wenn eine Behauptung/Theorie also eine beobachtbare Folge hat (falsifizierbar formuliert ist), und die Beobachtung aber was anderes zeigt - d.h. die logische Negation der Folge der Theorie - so kann nicht beides gleichzeitig wahr sein. Sofern die Beobachtung "sauber" erstellt wurde, ist diese wahr, womit dann die Behauptung/Theorie verworfen oder zumindest modifiziert werden muss.
Behauptungen, die nicht-falsifizierbar formuliert sind, entziehen sich damit jeglicher empirischer Überprüfung, so dass ihnen streng genommen kein Wahrheitswert zugewiesen werden kann. Das brauch aber auch nur wenig zu interessieren, weil ohnehin die beobachtbare Realität vollkommen identisch aussieht, egal, ob diese Aussagen nun wahr wären oder nicht, und sich daraus keine beobachtbaren Unterschiede ergeben. Insofern wird man keine Fehler ins Bild der Beobachtbaren Realität einbauen, wenn man nicht-falsifizierbare Aussagen schlicht als falsch deklariert. Schlimmstenfalls klammert man einen "unzugänglichen" Bereich der Realität aus... der aber wie gesagt eh keinen Einfluss haben kann. Es gibt keinen rationalen Grund, es dennoch als wahr zu deklarieren... es zwingt einen aber auch nichts im persönlichen Kontext (siehe unten) rein-rational zu handeln, so dass man auch nichts beobachtbar falsch macht, da eine nicht-falsifizierbare Theorie als wahr zu deklarieren... eben zu glauben.
Ich könnte hier noch etwas über Ockhams Rasiermesser schreiben... das lass ich aber mal außen vor.
Man sich kann damit übrigens nicht darauf zurückziehen und sagen: "Ok, dann ist meine Behauptung eben nicht-falsifizierbar und somit unzugänglich für die empirischen Wissenschaften", wenn man diese eigenen Behauptungen mit Beobachtungen und Erfahrungen o.ä. begründet. Denn damit impliziert man schon einen beobachtbaren Unterschied dazwischen, ob die Aussage nun wahr ist oder nicht - man impliziert die Falsifizierbarkeit.
Realismus? Absolute Erkenntnis vs. persönliche Betrachtung?
Ist es komplett alles, was für Dich Realität, Wirklichkeit oder gar Wahrheit ist?
Oder, gibt es da Spielräume? Kleine Nischen?
Auch das kommt auf den Kontext drauf an. Wenn es darum geht, allgemeingültige Beschreibungen von Naturgesetzen, Zusammenhängen, Existenzen oder Fähigkeiten zu äußern, gibt es keinen Spielraum, den ich momentan erkennen würde.
Im eigenst-persönlichen Kontext hat man jeden Spielraum, den man selbst eben haben will.
Ich erwähnte schon einige Male ein Essay von Carl Friedrich von Weitzsächer, den ich mal vor einigen Jahren gelesen habe. Er beschreibt darin einen Stein, der vor ihm auf dem Schreibtisch liegt. Zuerst zählt er die wissenschaftlichen Fakten auf: Größe, Masse, chemische Zusammensetzung etc. Danach erzählt er, welche Gefühle er mit diesem Stein verbindet; es war ein Geschenk von einem lieben Freund etc. Als Fazit äußerte er, dass diese zweite Kategorie von Aussagen nicht weniger real oder wahr wäre als die wissenschaftlichen Fakten.
Und da stimme ich ihm zu. Der Unterschied ist nur, dass die zweite Kategorie ein ganz anderer Kontext sind. Sie erheben nicht den Anspruch allgemeingültige Naturgesetze zu sein. Es sind Weitzsäckers ur-persönliche Gedanken und Gefühle zu dem Gegenstand.
Angenommen Du hast also auch so einen Stein von einem Freund geschenkt bekommen, den Du schätzt und deswegen bei Dir zuhause aufbewahrst. Und weiter angenommen, ich käme zu Dir kurz zu Besuch. Nun nehme ich den Stein in die Hand und sage: "Hm... ich tippe, der hat etwa eine Masse von 1 kg.", und Du antwortest: "Ich habe ihn mit einer gut kalibrierten Waage gewogen, und es sind sogar 2,5 kg.", so wäre meine Schätzung über diese allgemeingültige Eigenschaft des Steines - seine Masse - schlicht falsch.
Danach passiert ein kleiner Unfall, und der Stein fällt mir auf den Fuß und bricht mir einen Zeh. Ich würde damit wahrscheinlich eher Abneigung gegen den Gegenstand entwickeln - negative Erinnerungen. Die werden aber keinesfalls Deine positiven Erinnerungen an den Stein wegradieren. Meine negativen Assoziationen und Deine positiven werden gleichzeitig wahr sein können, weil dieser Kontext nicht den Anspruch erhebt, allgemeine Naturgesetze zu beschreiben.