Mir fällt immer wieder auf, wie inflationär das Wort Liebe in unserem Sprachgebrauch verankert ist.
Wenn ich z.B. das Wort Waschmaschine betrachte, dann ist vollkommen klar, was gemeint ist. Wenn ich das Wort Wut betrachte, dann ist es auch jedem klar. Sowohl Waschmaschine als auch Wut haben eben klare Ausdrucksformen, die jedem bekannt sind.
Bei der Liebe stellt man sich nun vor, sie sehe bei jedem anders aus.
Ich komm da grad nicht mit.
Ist das nicht nur ein mangelndes Durchblicken auf das Wort?
Wenn ich das Wort Wut wiederhole, dann gelange ich in einen Zustand. Der mag bei jedem etwas anders gefühlt werden, und doch sind wir alle im gleichen Zustand, wenn wir das Wort "Wut" wiederholen. Ganz einfach nur, weil wir alle das gleiche tun.
Warum sollte das anders sein, wenn wir das Wort Liebe wiederholen?
Mir erscheint dies ein kompliziertes Gelaber um Nichts. Das meine ich nicht böse.
Und: man darf auch die Anziehung in der Verliebtheitsphase, die oben als Liebe beschrieben wurde, nicht mit eben dieser verwechseln. Flugzeuge im Bauch sind Flugzeuge im Bauch und Liebe ist Liebe. Verlieben tue ich mich in jeder Begegnung ein wenig. Das öffnet die Augen und den Blick für das Schöne im Gegenüber. Das geht nur, wenn Liebe immer in mir drin ist. Mit Partnerschaft oder Seitensprung hat das zunächst einmal ja nichts zu tun.
Beim Seitensprung scheint es mir eher um Verletztheit zu gehen. Und wo ist die bereits geschehen in jedem von uns? Nun, gaaanz früh im Leben. Ich mache die Erfahrung: wenn man sich klar macht, dass man dies mit dem Seitensprung nur erfährt , damit mal lernt, warum man wiederholt so verletzt wird, dann sieht man, das es keinen Grund gibt, einen Vorwurf zu machen oder den Partner zu verlassen.
Der Mensch braucht einen Hafen. Sonst macht er sich zum Affen. Um die ganze alte Ladung zu löschen, wird man gelegentlich vom Leben in den Hafen der eigenen Abhängigkeiten zurückgetrieben und dann kann die Sucht nach Geborgenheit, Liebe, Anlehnen, Verlässlichkeit, Sicherheit, Planung, Konsequenz, Trennung, Ganzheit und so weiter einmal eingehend betrachtet werden.
Eines noch: Zeit heilt alle Wunden. Sie trennt auch, wenn es nötig ist.