Hallo Jessey,
Danke für deine guten Wünsche und die interessanten Fragestellungen.
Die Entwicklung zur schwesterlichen Liebe ist eine Entwicklung der letzten Wochen. Ich nenne sie so, weil ich ihn wirklich liebe, aber die Nähe, die in einer Beziehung da ist, mir Angst macht, mich überfordert, mich einengt, und es mir mit dem Abstand besser geht.
Irgendwann vor ein paar Wochen konnte ich plötzlich einen Schritt zurücktreten, und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich in etwas drin steckte, was eigentlich gar nicht meins ist..........dass kein einziges der Probleme mit mir zu tun hat........... und sie drohen mein Leben zu überlagern.........
Weil du nach dem Anfang der Beziehung fragst: In unserer platonischen Zeit gab es nur Gespräche und gelegentliche seltene Ausflüge, in denen wir uns nie berührten, nicht einmal ein Händedruck......... Als wir dann zusammenkamen, war alles irgendwie entfesselt - leidenschaftlich, erotisch........... *lach*
Die Verliebtheitsphase hat recht lange gedauert

Ich würde sagen, sie neigte sich dem Ende zu, kurz bevor der Schlaganfall passierte........
Es ist auch so, dass er Spiritualität ablehnte, ich aber sehr spirituell bin und ohne diese Dinge nicht leben kann. Bis dahin fiel es nicht so ins Gewicht, da wir einfach "gelebt" haben

, und ich dieses Sein im Körperlichen sehr gebraucht habe und es mich befreit hat.
Allerdings hatte ich schon vor seiner Krankheit das Gefühl, mich ihm zu sehr anpassen zu müssen..........mich seinen Regeln unterordnen zu müssen - Regeln oder Gewohnheiten, die für mich bis dahin neu, ungewohnt und zum Teil bereichernd waren, aber eben nur zum Teil. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass er in alten Mustern feststeckte, und ich diejenige war, die schon weiter war, aber ich sollte mich an ihn anpassen.........
Ich kann mich erinnern, dass ich problematische Dinge ansprechen wollte, es kam aber nicht mehr dazu..........
Jetzt kommt zu allen normalen Beziehungsproblemen noch eine Krankheit dazu, die einen Menschen extrem verändert, und das weitere Leben prägt. Nichts ist mehr wie es vorher war, und es wird auch nie mehr so sein.
Einerseits stelle ich mir die Frage, ob ich mich mühsam aus meinem Ehekäfig befreit habe, um in einen anderen Käfig zu wechseln........... Ich will LEBEN.
Dann frage ich mich wieder, wie ich so gefühllos sein kann...........irgendwie fühle ich nichts mehr. Nur diese platonische Liebe, die durchaus innig ist, für die ich aber immer wieder Abstand brauche.
Andererseits bin ich so dankbar für die Liebe, die er mir schenkt, und für die wunderschöne Zeit, die wir miteinander hatten.
Wenn ich zuhause bin, fühle ich mich wohl mit meinem Leben, mit mir, mit meinen Kids, mit den Dingen die ich tue und mit den Menschen, mit denen ich in Freiheit zusammen bin.
Ohne Zwänge und Druck.
Jessey schrieb:
selbsttreue ist das wichtigste was ich in den letzten monaten gelernt habe. zu einem selbst zu stehen. auch.... das ich bei jemanden sein kann, für ihn da sein kann aber ich darf die umstände des anderen nicht zu meinen eigenen machen.
Das ist sehr schön gesagt.
Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg, auch wenn ich mich dabei gefühllos und egoistisch fühle. Ich lag in der Vergangenheit nie falsch, wenn ich auf meine innere Stimme gehört habe.
Liebe Grüße und Gute Nacht

FischeMond