Die Gesellschaften, deren Jenseitsvorstellungen du hier gesammelt vorgestellt hast. Habe ich etwas überlesen und war eine nach dem Zeitalter der Aufklärung dabei, eine der Neuzeit?
In denen -jetzt ohne spezielle Zuordnung aufgezählt-Umstände wie Sklaverei, öffentliche Hinrichtungen, Lynchjustiz, Blutrache, Sippenhaftung, Leibeigenschaft, Unterdrückung der Religionsfreiheit, Zwangsehen, Minderstellung der Frau als Eigentum des Mannes, offiziell abgesegnete Pädophilie, Bildung nur für einen winzigen Bruchteil der Bevölkerung, diktatorische Verhältnisse, untrennbare Vermischung von Staat und Kirche, keine Möglichkeit der freien Berufswahl, und so weiter und so fort vorgeherrscht haben als state of the art, als grundsätzlich nicht in Frage gestellter Zeitgeist, und wehe denen, die versucht haben, diesen doch öffentlich in Frage zu stellen oder sich dem zu entziehen. Um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne geistige und soziale Fesseln. Die Freigeister. Das war lebensgefährlich. Die gesellschaftlichen Strukturen waren sehr sehr, starr, das Denken war sehr, sehr starr. Auch jede Forschung musste die vorherrschende Ansicht der religiösen und politischen Obrigkeit bestätigen.
Dass ich das "herabstufe" ist allerdings eine Interpretation deinerseits, ich stufe maximal
ein, und ich beurteile hier auch, ja, aber ich
verurteile nicht. Den in diesen Epochen lebenden Menschen blieb nichts anderes übrig, als Kinder ihrer Zeit zu sein, so wie uns nichts anderes übrig bleibt, als Kinder unserer Zeit zu sein.
Ein paar Errungenschaften, ein paar Verbesserungen haben wir aber 2020 schon zu verzeichnen, im Vergleich zu damals, wobei ich aber nicht behaupte, dass wir jetzt schon zu hundert Prozent als zivilisiert bezeichnet werden können, global gesehen. Pessimistisch betrachtet haben wir grobe alte Irrtümer bereinigt und sind aber dabei, grobe neue zu begehen.
Was die altertümlichen Jenseitsvorstellungen betrifft, und jetzt nehme ich einmal eine neuzeitliche psychologische Sicht ein, vorher war es eine neuzeitliche pädagogische, denn auch solches gehört zu unseren Errungenschaften inzwischen, genauso wie die Erkenntnisse der Naturwissenschaften seit der Renaissance, so erscheinen sie maßlos gewaltbesessen, fast psychotisch. Mit einem gerüttelt Maß an morbider Sensationslust.
Es reicht, wenn einem jeden nach dem Tod vor Augen geführt wird, was er getan hat, im "Guten" wie im "Schlechten". Auf dass er es im Inneren nachvollziehen kann und
erkennt. Dem Inhalt und den Projektionen des eigenen Geistes und des eigenen Gemüts ungefiltert ausgesetzt zu sein wird genügen, das mag auch als himmlische oder höllische Zustände im Bewusstsein erlebt werden.
Aber was da glühende Zangen und Fässer mit heißem Öl und was weiß ich noch alles sollen, ob das wirklich den ultimativen läuternden Erfolg bringt





, oder ob da nicht aufgrund oben genannter Umstände mit den paar Menschen, Männern, die überhaupt das Recht hatten, für eine ganze Gesellschaft Jenseitsvorstellungen zu entwickeln und diese auch nieder zu schreiben, die religiös -fanatische Fantasie durchgegangen ist, oder ob sie sogar den Auftrag hatten, von Machthabern, diese besonders eindrucksvoll im Sinne des Angst erzeugens zu gestalten, steht wohl bis heute zur endgültigen Klärung offen.
Weil das immer noch so herumgeistert in den Köpfen. Ich habe es schon mehrmals geschrieben, ich lebe so, dass ich vor allem vor mir selber Rechenschaft ablege, meinem Gewissen und meiner Einsicht, was ein integres, sprich rechtschaffenes Handeln ist und was nicht. Da ich oft Fehler mache und Irrtümern erliege, kenne ich auch aufrichtige Reue und die Notwendigkeit der Wiedergutmachung. Ich kenne auch den Segen der Vergebung und des Mitgefühls im Geben und Nehmen. Nicht weil ich Belohnung heischen will oder Bestrafung fürchte, im Jenseits, sondern weil mir irgendwann klar geworden ist, dass das für mich die einzig "richtige", sprich heilsame Art zu leben ist.
Mehr habe ich zu dem Thema hier nicht mehr zu sagen, ich habe genug gesagt.