Schweizer Abstimmungsdesaster

Shimon, ich werde dir nun etwas erzählen, was dir nicht gefallen wird. Mir hat es auch nicht gefallen, ganz und gar nicht.

Ich habe eine gute jüdische Freundin. Als unsere Söhne noch klein waren, waren sie gut befreundet und wollten immer zusammen spielen. Eines Tages fragte mich die jüdische Freundin, ob ich mal mitkäme in eine jüdische Spielgruppe in Zürich. Ich antwortete ihr, dass ich selbstverständlich mitkommen würde, was das für eine Frage sei.

Daraufhin antwortete sie mir, dass sie sicherheitshalber dort nachfragen würde, ob Nichtjuden überhaupt dort mitspielen dürften. Ehrlich gesagt, war ich schon etwas perplex, liess sie aber machen. Am nächsten Tag teilte sie mir dann mit, dass dort leider nur jüdische Kinder Zutritt hätten und Kinder mit anderen Religionen nicht willkommen seien. Wir sind ja keineswegs strenggläubig und offen für alles. Meine Freundin und ich waren wirklich entsetzt.

Und wir fragten uns beide, was wohl geschehen wäre, wenn es umgekehrt passiert wäre. Mit Sicherheit wäre der Aufschrei gross gewesen und möglicherweise die Geschichte in sämtlichen Tageszeitungen gelandet, nicht wahr?



shalom.

ich weiss, orthodoxe juden können sich so verhalten ... und würde mich nur dann wundern, wenn es keine orthodoxe spielgruppe gewesen wäre.


shimon
 
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Ich mag die Schweiz auch, daher bin ich hier. Nur "arrogant", weil ich Deutscher bin, bin ich nicht. Aber sobald manch ein Schweizer "hochdeutsch" hört sucht er das weite. Viele Schweizer glauben auch Deutschland hört hinter dem Europa Park auf und alle Deutsche sind arrogant. Angst funktioniert überall.
- Ich halte Deutsche nicht für arrogant. Im Gegenteil, ich habe viele deutsche Freunde hier in der Schweiz.
- Wenn ich "hochdeutsch" höre, frag ich als erstes, ob mein Dialekt verstanden wird oder ob ich besser hochdeutsch sprechen soll.
- Ich weiss, dass der grosse Kanton im Norden nicht hinter dem Europa-Park aufhört und das obwohl Geografie zu meinen Schwachstellen gehört. Dafür weiss ich in der Regel mehr über germanische Geschichte als Deutsche.
- Es ist noch nicht vorbei. Die Ängstlichen haben nur um 0.3% gewonnen. Es regt sich genügend Widerstand und das war nicht die letzte Initiative zum Thema.

Die Verängstigten, die die Abstimmung gewonnen haben, haben um 0,3% gewonnen. Auf Basis der Stimmbeteiligung bei dieser Abstimmung, waren das ca. 19'000 Menschen.

Die Masse der Menschheit ist dumm. Das ist nicht nur in der Schweiz so. Das ist in allen Länder so. Verhängnisvoll wird es nur in einer direkten Demokratie, wenn die Rechtsparteien mehr Geld für Werbung haben und es zu anstrengend ist, über den eigenen Tellerrand hinauszudenken, weil die Medien ständig Ängste schüren.

Oder hättet ihr zum Beispiel gewusst, dass seit Öffnung der Schweizer-Grenzen zur EU Zürich zur Stadt mit den WELTWEIT meisten Einbrüchen wurde? WELTWEIT! Das ist so unglaublich, dass mehrere Nachfragen aus dem Ausland kamen, ob die Zahlen korrekt sind. Mehr Einbrüche als in den schlimmsten US-Städten oder wo auch immer.
Und die Zeitungen sind ständig voll von Ausländern, die nur zwecks krimineller Handlungen ins Land fahren. Selbst unsere ältesten Bürger, über 90Jährige u.a. werden betrogen, bestohlen, beraubt oder niedergeschlagen.

Das ist ein Problem, das gelöst werden muss. Leider vermischt der durchschnittliche Bürger das dann mit anderen Meldungen.

Er sieht, dass es Krankenhäuser gibt, wo v.a. Deutsche arbeiten.
Er geht in eine Praxis, z.B. eines HNO, und dort ist jeder - vom Empfang über Assistenten bis zu den Ärzten aus Deutschland.
Er liest, dass es schwieriger wird, Arbeit zu finden.
Er kriegt mit, dass alles laufend teurer wird und Steuern und Ausgaben steigen.
Das alles vermischen sie dann unter Anfeuerung der Medien in einem Topf zusammen. Et voila: Die Deutschen sind an allem schuld.

Ich kann die tausend Mal fragen, ob sie irgendeine Ahnung haben, warum im grössten Teil der Schweiz deutsche Dialekte gesprochen werden.
Ich kann ihnen tausend Mal erklären, dass die internationale Besetzung von Jobs ein Gewinn für das ganze Land ist.
und und und und ....
Ich könnte ganze Bücher schreiben.

Aber es hilft nichts. Sie sehen nur das, was direkt vor ihnen liegt und sie lassen sich von den Medien aufhetzen, die in der Regel denselben Leuten gehören, die die Parteien finanzieren.


Ich tröste mich mit folgenden Gedanken.
- Womöglich führt die jetzige Katastrophe in ein paar Jahren endlich zu einem EU-Beitritt.
- In wirschaftlich schlechten Zeiten haben immer Rechtsdenker und Konservative Zulauf. Weil dann regieren die Ängste. Sobald es wieder besser wird, gewinnt Links wieder an Boden. Das war schon immer so. In allen Nationen.
 
Apropos ... noch ein paar Zahlen zu Ausländerquoten

Schweiz: 23.3 %
Deutschland: 9 %
Österreich: 11.6 %
England: 7.2 %
Frankreich: 6 %
Italien: 8 %
EU insgesamt: 6,8 %

Die Schweiz hat doppelt oder sogar mehr als drei Mal so viele Ausländer wie die obigen Länder. Da darf man schon ein wenig Verständnis erwarten, wenn die einfacheren Leute Angst kriegen.

Ich wüsste gerne, was in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien abginge, wenn die eine Quote von 23 % hätten. Ihr flippt ja schon bei 15 % oder so aus. Also bitte!

Der einzige EU-Staat mit einer höheren Ausländerquote als die Schweiz ist Luxemburg mit 44 %.

Und nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich habe gegen diesen Schwachsinn gestimmt und alle meine Freunde auch. Aber wir können die Leute verstehen, die Angst haben. Und Angst sucht immer einen Sündenbock. Dumm gelaufen. Aber wie gesagt, es ist noch nicht vorbei.
 
Apropos ... noch ein paar Zahlen zu Ausländerquoten

Schweiz: 23.3 %
Deutschland: 9 %
Österreich: 11.6 %
England: 7.2 %
Frankreich: 6 %
Italien: 8 %
EU insgesamt: 6,8 %

Die Schweiz hat doppelt oder sogar mehr als drei Mal so viele Ausländer wie die obigen Länder. Da darf man schon ein wenig Verständnis erwarten, wenn die einfacheren Leute Angst kriegen.

Ich wüsste gerne, was in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien abginge, wenn die eine Quote von 23 % hätten. Ihr flippt ja schon bei 15 % oder so aus. Also bitte!

Der einzige EU-Staat mit einer höheren Ausländerquote als die Schweiz ist Luxemburg mit 44 %.

Und nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich habe gegen diesen Schwachsinn gestimmt und alle meine Freunde auch. Aber wir können die Leute verstehen, die Angst haben. Und Angst sucht immer einen Sündenbock. Dumm gelaufen. Aber wie gesagt, es ist noch nicht vorbei.

Also, ich kann das gut verstehen, dass der Schweizer sich vor lauter Ausländer nicht mehr wohl fühlt. Vor allem kommt jetzt der "run" auf den Schweizer Pass. Dann gibt es viele Schweizer mehr, die keine sind "im Prinzip" zumindest nicht.

Ich finde deinen Beitrag, auch oben drüber den, sachlich, nachvollziehbar und hätte es wohl besser nicht schreiben können.

Trotzdem Glaube ich, vielen wird erst später bewusst, was da von der SVP gewollt wurde.

Ich kenne auch viel Schweizer, die so vorgehen wie Du. Aber ich kenne auch Deutsche "wo man merkt" sie kommen her, arbeiten hier und wollen nur der Kohle wegen hier arbeiten. Diese Leute mag ich auch nicht, denn die wollen nicht ein Wort schweizerdeutsch lernen um es zu verstehen. Oder Touris, die hier Urlaub machen und einem "Glaceverkäufer" erzählen wollen, welches Eis er im Sortiment haben sollte und welches nicht. Da denke dann auch ich, du blöder "Seppel" geh doch mit deiner dicken "Plautze" bei deinem "Eismann" in D dein Eis essen und schwall den guten Herrn hier nicht mit deinem besserwisserischen Eiskenntnissen voll. Aber von Schweizer Kollegen weiss ich auch, dass sie sich über ihr Landsmänner ärgern teilweise im Ausland, weil sie meinen mit Geld kann man alles bekommen. Da gibt es auch solche und solche. Ich glaube auch, manch Landwirt wird sich im manch Kanton, keinen Kopf gemacht haben, was das auslösen kann für was er gestimmt hat, der sieht nur seine Wiesen und Kühe bedroht.

Mit den Diebstählen, wäre früher oder später auch hier wie anderer Orts passiert. Wenn ich in den Medien lese, gibt es überall Menschen die bescheissen und beschissen werden. Ich sage nur "Bern und 239 Mieter gekündigt." Da bescheisst der Stadtangestellte seinen eigenen Arbeitgebr und Kanton. Je mehr Angst man hat vor etwas desto eher wiederfährt einem solches. Aber ich denke Dir muss ich das nicht sagen, du bist clever genug um das zu Wissen.

Einen schönen Abend.

LG
Gucker
 
Vielleicht weniger Wohnungsnot?

In ein paar Jahren, wenn die Folgen klarer ersichtlich sind, kann ja wieder ein neuer Volksentscheid gestartet werden, der dann vielleicht auch mehr Teilnehmer hat, weil mehr Schweizer merken, dass es auch sie persönlich angeht (die Beteiligung war ja eher schlecht ;) )

Die Beteiligung war ziemlich hoch im Vergleich zu anderen Abstimmungen, aber.....
 
Cleopatra2000:

war das in zürich-wiedikon? kann jedem der denkt dass schweizer ausländerfeindlich sind nur empfehlen sich mal dieses schöne qartier anzuschauen.

hab bis herbst 2012 in einer wg beim goldbrunnenplatz gewohnt. ironie der geschichte; der eigentümer des hauses hat allen mietern gekündigt und luxusapartments aus den wohnungen gemacht, wie viele andere in der gegend auch seit der freizügigkeit. hat mich anfangs ein wenig gewurmt, vor allem weil wir es so gut miteinander hatten, bin aber niemandem böse deswegen.

p.s. hab nicht abgestimmt, konnte mich wirklich nicht entscheiden. :rolleyes:
 
Apropos ... noch ein paar Zahlen zu Ausländerquoten

Schweiz: 23.3 %
Deutschland: 9 %
Österreich: 11.6 %
England: 7.2 %
Frankreich: 6 %
Italien: 8 %
EU insgesamt: 6,8 %

Die Schweiz hat doppelt oder sogar mehr als drei Mal so viele Ausländer wie die obigen Länder. Da darf man schon ein wenig Verständnis erwarten, wenn die einfacheren Leute Angst kriegen.

Ich wüsste gerne, was in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien abginge, wenn die eine Quote von 23 % hätten. Ihr flippt ja schon bei 15 % oder so aus. Also bitte!

Der einzige EU-Staat mit einer höheren Ausländerquote als die Schweiz ist Luxemburg mit 44 %.

Und nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich habe gegen diesen Schwachsinn gestimmt und alle meine Freunde auch. Aber wir können die Leute verstehen, die Angst haben. Und Angst sucht immer einen Sündenbock. Dumm gelaufen. Aber wie gesagt, es ist noch nicht vorbei.

Da darf doch die Frage erlaubt sein, wie das passieren konnte, dass die Schweiz einen so hohen Ausländeranteil hat?

Evtl. hat es generell etwas mit der Politik dieses neutralen Staates im Rückblick auf die letzten Jahrzehnte oder noch länger zu tun?

Auszuflippen, wenn der Hund im Graben ist, ist etwas spät. Und hätte, wäre wenn hat noch niemandem geholfen.

Die Schweiz hat im Moment das Thema an der Backe und das lässt sich nicht damit lösen, in dem man den EU-Staaten vorrechnet, dass dort doch auch wäre, hätte wenn......

Die Schweiz will alleine und neutral sein, dann muss sie auch alleine und neutral ihre Probleme stemmen. Die EU ist Nachbar, bei uns kann man aber auch mitmachen. ;)

lg
 
Kayamea schrieb:
Die EU ist Nachbar, bei uns kann man aber auch mitmachen.

Ja, so lange man zu allem, was die EU bestimmt, Ja und Amen sagt. Soviel Menschenfreundlichkeit, zu sagen "ok, schauen wir uns euer Problem an und beraten, was wir tun können", besitzt die EU nicht.
 
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