Abgesehen von diesem Forum bin ich überhaupt nicht in sozialen Medien unterwegs .
Wäre vielleicht mal ganz lehrreich für Dich. Du hast ja selbst erwähnt, dass Russland diese sozialen Medien mit Trollen füllt. Wie wäre es, wenn Du Dir diese auch mal wirklich anschaust? Wie schon gesagt: Ich stöbere in diesen Medien gerne auch in anderen Filterblasen als der meinen, so dass ich auch durchaus da schon diese Russland-Trolle real gesehen habe.
Ich finds zudem auch trollig ,mich in eine Trollecke schieben zu wollen, bloß weil ich aufzeige, dass das Gewollte nicht so einfach funktioniert .
Dass das Gewollte nicht einfach und sicher funktionieren wird, ist jedem bewusst. Die Lage ist unberechenbar - bzw. berechenbar wäre sie nur, wenn wir die Ukraine der Willkür Russlands überlassen würden.
Du hast Dich aber noch anders und deutlicher geäußert. Zum Beispiel hiermit:
Ich wäre tatsächlich für eine schnelle Übernahme der Russen gewesen, aber grundsätzlich stellte sich die Frage mir nicht,nun stecken wir mit drin und fördern das Abschlachten Hunderttausender.
Wohlwollend kann ich davon ausgehen, dass Du das nur so dachtest, weil Du das für das kleinste Übel für die Ukraine hältst oder gehalten hast. Das sahen die Ukrainer aber anders. Und darüber, was der Wille des ukrainischen Volkes ist, bietet z.B. Marina Weisband immer wieder Einblicke.
Die Ukraine einfach der Willkür Russlands überlassen, funktioniert natürlich dahingehend, dass sich Europa und USA sicher nicht selbst in Gefahr bringen und selbst die Hände schmutzig machen. Dann wäre auch schnell "Frieden", in dem Sinne, dass nicht mehr viel geschossen würde. Aber diese Art Frieden würde nicht weniger Leid bedeuten.
Es gibt Trollpropaganda, russische Propaganda, aber auch westliche Propaganda und eben das Trollige, jemanden als Troll abzutun, bloß weil man es sich nicht so einfach macht und sich billig einem Lager anschließt, ohne es zu hinterfragen.
Was hinterfragst Du denn?
Das man bereits in die Ecke geschoben wird wenn man (...)
(...) erwähnt hat, dass man sich einen schnellen Sieg Russlands gewünscht hätte (siehe Zitat mit dazugehörigem Link oben)
(...) das vorsichtige Vorgehen vom Bundeskanzler befürwortet (...)
... was wie gesagt nicht Deine einzige Äußerung zu dem Thema war ...
die Waffenverhältnisse und jeweilige Soldatenstärke aufzeigt ist absurd, vor allem, weil ersteres eine große Anzahl von Bürgern ebenfalls so sieht und letzteres nun einmal die Faktenlage ist.
Die Faktenlags ist, dass die Ukraine einen direkten Angriff auf Kiew abwehren konnte, und danach u.a. dank Waffenlieferungen einen Status Quo halten konnte. Ob bzw. wie lange das noch weiter klappen kann, ist ungewiss. Gewisst ist aber, dass ein Stop der Waffenlieferungen zur kompletten Niederlage der Ukraine führen würde. Und da Du Dich ja auf Scholz berufst und Dich mit ihm in einer Ecke glaubst: Er äußerte selbst, dass die Ukraine nicht verlieren sollte.
Ich fühle mich in der Ecke von Olaf Scholz, Helmut Schmidt, Precht, dem ehemaligen Natogeneralsekretär, Peter Scholl-Latour, Gabriele Krone Schmalz, Angela Merkel etc. wohl. Wenn Trolle ähnliche Ansichten vertreten, können weder die Aufgezählten, noch ich etwas dafür. Trollen geht es kaum um eine ehrliche Diskussion, mir schon.
Diese Leute waren sicher NIE für eine schnelle Übernahme der Russen. Scholz sagte sogar kurz nach dem Angriff 2022, die Ukraine darf nicht verlieren.
Basis selbiger könnte sein, das alle möglichst wenige Tote und Frieden haben wollen.
Das will ich auch. Ich werde aber nicht der Ukraine vorschreiben, wie viel oder wenig sie sich und ihre Gebiete bzw. (Bündnis-)Freiheiten verteidigen darf, weil der russische Angriffskrieg sonst vielen russischen und ukrainischen Soldaten (und ukrainischen Zivilisten auch zu Hauf) das Leben kostet.
Streitbar können die Ursachen des Krieges und der ideale Weg von weniger Leid und Gefahren sein.
Ich habe nicht zu entscheiden, wie viel oder wenig sich die Ukraine verteidigen darf. Wenn sie sich verteidigen will und kann, werde ich einen Teufel tun, es ihnen zu verbieten. Und weiter noch: Ich bin dafür, ihnen so weit es eben möglich ist zu helfen, so lange sie es wollen.
Ich sehe nicht die Faktenlage, welche Du für wünschenswert hältst. Das ist alles.
Welche Faktenlage sehe ich denn? Ich habe nicht gesagt, dass der Erfolg gewiss wäre o.ä. Ich weiß nur, wie der Misserfolg gewiss wäre.
(...) Deswegen gehe ich davon aus, das ohne besagte vorteilhafte Umstände ein längerer Krieg zum Leidwesen aller ist .
Das kann durchaus sein. Aber ich habe nicht zu entscheiden, wie lange sich die Ukraine noch dagegen wehren will. Das entscheiden nur die selbst. Und ich bin dafür, dass sie dienötige Unterstützung bekommen, dass sie sich auch weiter wehren können.
Wenn Du es für das kleinere Übel hältst, jetzt aufzugeben, kannst Du das äußern, aber auch Du hast das nicht zu entscheiden. Ich kann Dir aber auch sicher sagen, dass sich Russland im gegenwärtigen Status nicht mit den eroberten Gebieten begnügen wird, sondern auch weiterhin die Bündnisfreiheit des Rests des Landes einschränken wollen wird. Der "Kompromiss", wie Du es nanntest, wäre also kein Kompromiss, sondern die komplette Niederlage der Ukraine (was Scholz auch explizit verhindern möchte). Und es gab im ganzen Krieg keinen einzigen Zeitpunkt, an dem abzusehen war, dass Putin sich mit weniger zufrieden geben würde als der kompletten Umsetzung seiner Kriegsziele.
Die grandiose Erkenntnis hatte bereits die mahnende Angela Merkel und hinterfragte Helmut Schmidt. Beide nicht als Trolle bekannt.
Das Ergebnis sehen wir.
Und jetzt sehen wir im Ergebnis auch, warum die Ukraine dringend ein Verteidigungsbündnis benötigt. Die verhandlunegn zu einem NATO-Beitritt mögen 1991 begonnen haben, aber die NATO hat sich diesbezüglich nie ein Bein ausgerissen, was Selenskyj 2022 selbst bemängelt und veranlasst hat, zeitweilig anzudeuten, darauf auch verzichten zu können.
Nein, sollte man nicht alles. Man braucht die Mittel, es nicht durchgehen zu lassen.
Wie hätte denn Dein "nicht durchgehen lassen" ausgesehen, falls sich Deine Hoffnungen erfüllt hätten, und Russland schnell gesiegt hätte? Dann hätten wir jetzt einen pro-russischen Zombie-Staat mit Putins Freund Janukowytsch an der Spitze, der sich damals schon aus dem Exil heraus bereit machte, wieder zu übenehmen. Was wären dann Dein weiteres Vorgehen gewesen, das nicht durchgehen zu lassen?