Das habe ich nirgendwo so geschrieben. Nehmen wir China als Gegenbeispiel. Die dortige Staatsführung geht ähnlich respektvoll mit ihrer Bevölkerung um, wie Putin mit der russischen. Trotzdem kann man in dem was China tut, ganz klar eine globale Strategie erkennen. Sie sichern sich Rohstoffe, schaffen weltweit durch den Bau von Infrastruktur und die Vergabe von Krediten ein Netz von Abhängigkeiten, streben die Marktführerschaft in Zukuftstechnologien an usw. usw.
Bei Putin sehe ich nichts dergleichen. Der lässt hier und da Bomben auf wehrlose Zivilisten abwerfen, eine Strategie kann ich darin nicht erkennen.
Nein, du hast das nicht geschrieben, ich habe es darauf zugespitzt. Du sagst Putin ist kein Geostratege weil er x nicht gemacht hat. Und x entspricht zunächst irgendwelchen liberalen Politiken und jetzt entspricht x der chinesischen Außenpolitik. Alles was Putin kann ist willkürlich Zivile Einrichtungen zu zerbomben weil Geostratege ist er ja keiner, also sind seine Bomben strategielos und ziellos.
Dein Argument lautet schlicht Geostrategie sind internationale Abkommen, Handel und association - ein liberaler Entwurf der tolerierbaren Politik. Krieg ist die Antithese, also kann Krieg keine Geostrategie sein. Ganz toll! Putin wird dir sagen, er sitzt auf einem Arsenal von Atomraketen, die Ukraine muss neutral oder prorussisch sein, sonst wird es keine Ukraine geben, friss oder stirb! Und am Ende des Tages wird der ganze Westen ihre Politik auf Russland zuschneiden müssen, warum? Weil Russland ein Geostratege ist. Allein die Tatsache, dass er nicht in der Sekunde platt gemacht wurde, zeigt, dass er einer ist. Er wusste, er kann ein proeuropäisches Land überfallen, ohne schlimmere Konsequenzen erwarten zu müssen, wobei wie hier bereits erwähnt der Ausgang solcher Konflikte immer ungewiss ist, Putin mag auch verlieren, keine Frage.
Und noch ein letztes Mal, damit diese Vermischung meiner Argumente aufhört. Die schlechte Verfassung des russischen Staates ist für mich ein Beleg für Putins Unfähigkeit, ein Land zu regieren. Das ist das Eine. Dass er kein Geostratege ist, schließe ich dagegen daraus, dass ich in seiner "Außenpolitik" keine wirkliche militärische Strategie, keine Logik erkennen kann, die irgendwie nachvollziehbar oder gar berechenbar wäre.
Ich sehe eher eine Notlage aus der heraus du jetzt etwas präziser wirst.
Also Putin ist unfähig ein Land zu regieren (regiert aber 20 Jahre am Stück mit eiserner Hand) und er ist kein Geostratege (zwingt aber den Westen die Ukraine mit Panzern und Mitteln auszustatten und manche Länder ihre Neutralität aufzugeben).
Interessanter Zugang.
Ich glau e hier wird es wieder Zeit für mich darauf aufmerksam zu machen, dass Moralisches Wunschdenken kein Surrogat für die Realität ist.
An welcher Stelle hat sich Putin denn vertrauenswürdig verhalten? Als er in Syrien Krankenhäuser in Schutt und Asche legen ließ, oder beim Vergiften politischer Gegner nach Mafiamanier? Beim Vorstellen von neuen Hyperschallraketen und Super-U-Booten, oder beim unangekündigten Zerschießen eines Satelliten, dessen Trümmerwolke nun die Erde umkreist? Beim Brechen diverser völkerrechtlicher Verträge, dem Besetzen der Krim mit Hilfe "grüner Männchen"?
Welchen Grund hätte der Westen, Putin zu vertrauen?
Na überhaupt keinen Grund! Würdest du jemanden vertrauen in dessen Umfeld du eben einen Raketenschirm hochgezogen hast? Ich würde diese Person als zutiefst feindselig mit gegenüber betrachten.
Hast du mir nicht einen Beitrag zuvor erklärt, dass Russlands Abschreckungspotential in seinem Atomwaffenarsenal besteht?
Wenn Russland die Möglichkeit genommen wird das eigene Bedrohungsszenario aufrecht zu erhalten (NATO-Ukraine), entspricht das der Selbstaufgabe der strategischen Machtposition. Eine ukrai ische NATO Grenze wäre bei einem Einfall nicht zu verteidigen und könnte die lebenswichtige russischen Strukturen in kurzer Zeit vernichten. Wenn Feindraketen 400 km von Moskau entfernt liegen, wäre es dem Westen möglich die russische Verteidigung auszuschalten und ihnen die Möglichkeit des Gegenschlages nehmen, womit Russland dann zahnlos und machtlos wäre.
Irgendjemand hier meinte mal, sie könnten ja ihre Strutkuren nach Sibirien verlegen. Der war politisch auf deiner Seite.
Das sehe ich anders. Putin kann es meiner Meinung nach nicht zulassen, dass vor seiner Haustür, in einem Land wie der Ukraine, in dem viele Russinnen und Russen Verwandte und Freunde haben, wo in Teilen die selbe Sprache gesprochen wird, eine funktionierende, erfolgreiche Demokratie entsteht, und sein eigenes Volk dadurch auf dumme Gedanken kommt.
Wieder kein geostrategisches Vorgehen, sondern bestenfalls ein innenpolitisch, um nicht zu sagen egoistisch begründetes.
Na hoffentlich greift uns net bald der Orban an, wenn er unsere schmuddelige kleine Demokratie als Bedrohung für seine Diktatur sieht
Nein, das halte ich für keine gute Erklärung. Eher wieder die klassische liberale Überheblichkeit, nach der das eigene so überzeugend gut und schön sei, dass jeder Konflikt doch nur als bösartige Antipathie, Neid und Missgunst gegen die europäische Brüderlichkeit und den Geist der Aufklärung gedeutet werden könne. Hat ja wirklich was von spätrömischer Dekadenz.
Ich habe dir Beispiele für das Versagen genannt. Gegenfrage: Wo siehst du Putins Erfolge?
Noch mal China als Gegenbeispiel. Der dortige Regierungsstil gefällt mir wahrlich auch nicht, aber immerhin kann die chinesische Führung darauf verweisen, ihr Milliardenvolk in den letzten 50 Jahren aus dem Mittelalter in die Neuzeit katapultiert, oder besser gepeitscht zu haben.
Ich sehe da überhaupt keine Erfolge. Putin ist ein Schwein, das sich an der Macht hält in einem untergehenden Imperium. Du meinst das eher im Sinne eines Strategiespieles bei dem am Ende die erfolgreichsten Nationen gelistet sind. Der russische Staat handelt aber dennoch nicht dumm, sondern strategisch. Vielleicht war der Zeitpunkt zu spät, vielleicht war Putin sogar zu naiv in seiner Außenpolitik. Das wird man in 100 Jahren bewerten können und in 200 Jahren wieder umbewerten. Das alles sind Prozesse die eine Lebensspanne weit übersteigen. Es gibt Historiker die Europa als in einem steten Bürgerkrieg beifindlich beschreiben, der mit der französischen Revolution eingesetzt hat. Ich finde diese Argumentationen überzeugend.
Nein, ich sage Putin ist kein Geostratege, weil ich seinen Krieg gegen die Ukraine jenseits aller Moral für geostrategisch völlig unsinnig halte.
Also wäre er ein Geostratege gewesen, wenn er zugesehen hätte wie die Ukraine Teil der NATO wird? Und erklärt mir jetzt bitte nicht er hätte sich halt diplomatisch drum bemühen müssen. Diese Versuche sind belegt und dokumentiert.
Ich sehe hier hauptsächlich einen, der psychologisiert und sich permanent darüber auslässt, wer hier was aus welchen ideologischen Beweggründen heraus so schreibt oder welchen Beiträgen er oder sie zustimmt.
Ich kann natürlich nicht für meine Mitnasen sprechen, aber ich für meinen Teil habe hier schon zu viele frustrierte, alte, weiße Männer kommen und gehen sehen, die dieses Forum als Vehikel benutzt haben, um ihren Hass auf alles linke, liberale und bunte in die Welt hinauszuspeien, als dass mich solche, sich immer wieder ähnelnden Sprechblasen noch irgendwie ärgern würden.
Psychologisieren glaub ich weniger. Die ideologischen Beweggründen herausstreichen sicherlich. Weil ich das so schrecklich interessant finde.
Ich interessiere mich aus verhaltensbiologischer Sicht auch zum Beispiel für weiße marxistische Frauen. Das sozialbiologische Dreigestirn Männerkomplex, bunt gefärbte Haare, Linksliberalismus ist intriguing.