Ich bestreite doch gar nicht, dass Russland der Aggressor ist. Ich versuche lediglich die Komplexität des gesamten Konflikts zu verstehen.
Du behauptest, es habe keine Verhandlungen über die Krim gegeben, aber die gab es natürlich. Russland hatte ein Nutzungsrecht. Allerdings hat Russland zwei Dinge gefürchtet:
1) NATO-Zugehörigkeit, denn Russland vertraut der NATO gar nicht
2) Dass die Ukraine die Verträge betreffend der Krim nicht einhält.
Zu letzterem:
"Der Kriegshafen auf der zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim ist der wichtigste Standort für Russlands Schwarzmeerflotte. Der abgewählte Juschtschenko und Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, die Janukowitsch bei den Präsidentenwahlen im Februar unterlag, hatten sich nicht nur gegen eine Verlängerung der derzeit geltenden Verträge gesperrt, sondern mit Kündigung vor deren Auslaufen 2017 gedroht. Vor allem, um den Beginn konkreter Nato-Beitrittsverhandlungen zu beschleunigen. Diese haben sich vorerst erledigt. Moskaus dauerhafte militärische Präsenz schränkt den außenpolitischen Spielraum Kiews zwangsläufig ein."
https://www.tagesspiegel.de/politik...ng-zwischen-russland-und-ukraine/1806686.html
Es gehört einfach ebenfalls zur Realität, dass je nachdem wer die Ukraine gerade regierte, Russland den Zugang verlässlich ermöglichte oder auch damit drohte die Nutzungsrechte zu kündigen. Und alle Seiten, sowohl Russland wie auch der Westen, haben versucht die jeweiligen Kandidaten an die Macht zu bekommen oder eben auch unliebsame Kandidaten loszuwerden -- Janukowitsch z.B..
Oder nehmen wir Atomwaffen:
"Die Ukraine erwägt die Wiederanschaffung von Atomwaffen, sollte das osteuropäische Land nicht Mitglied der Nato werden. „Entweder sind wir Teil eines Bündnisses wie der Nato und tragen auch dazu bei, dass dieses Europa stärker wird, (...) oder wir haben eine einzige Option, dann selbst aufzurüsten“, sagte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnik, am Donnerstag im Deutschlandfunk. Kiew werde dann „vielleicht auch über einen nuklearen Status“ nachdenken. „Wie sonst können wir unsere Verteidigung garantieren?“, fragte er." https://www.rnd.de/politik/ukraine-...on-atomwaffen-4R53QMGBO6TFU6N6JEP5YG5PMY.html
Die Perspektive der Ukraine ist verständlich. Die Perspektive Russlands ist das aber auch - damit sage ich keinesfalls, dass der Krieg richtig ist, das ist er m.A.n. nicht mal für Russland. Das Ganze ist aber eben weitaus komplizierter als es die vielen Vereinfachungen wirken lassen. Und wie schon mal gesagt: Das was an Russlands Grenzen geschieht würde sich keine Militärmacht, die eingreifen kann, einfach gefallen lassen. Sogar vor allem nicht die USA. Der große Unterschied ist nicht moralischer Natur. Der Unterschied ist, dass die USA so mächtig sind dass sie eigentlich jeden Krieg führen können und Russland kann das (zum Glück) nicht.