Joey
Sehr aktives Mitglied
Joey, mach mal deinen eigenen Vorschlag, und zwar bis zu Ende skizziert, statt ständig einen
auf Sektionssaal zu machen, es wird etwas penetrant.
Wichtig sind mir folgende Punkte:
Es muss klar sein und bleiben, dass international Putin dieses Verhalten übel genommen wird, und er außenpolitisch nur wenige Freunde haben wird, wenn er bei seinem Verhalten bzw. bei dem Großteil seiner Wünsche in der Ukraine bleibt. Das bedeutet auch harte und längerfristige Wirtschafts-Sanktionen. Es wurde versucht, es wird weiter versucht und natürlich muss auch in der Zukunft noch weiter versucht werden, mit Putin zu reden - Macron telefoniert(e) regelmäßig mit ihm, Guterres war bei ihm. All das sind ja Versuche zu diplomatischen Verhandlungen, und die müssen auch weiter gehen - dabei müssen aber eben auch deutlich werden und bleiben, dass dieser aktuelle Angriff nicht geduldet wird, und dass Putin damit seine Ziele nicht nachhaltig durchsetzen kann, sondern dass er alleine damit die internationalen Beziehungen extrem belastet.
Das ist übrigens ein Punkt, mit dem ich mit Ex-Brigade-General Erich Vad - ein Kritiker der Waffenlieferungen und Mit-Unterzeichner des offenen Briefs von Alice Schwarzer - übereinstimme. Im Emma-Interview (hier: https://www.emma.de/artikel/erich-vad-was-sind-die-kriegsziele-340045) äußerte er u.a.:
Es stimmt, dass man den Russen signalisieren muss: Bis hierher und nicht weiter! So ein Angriffskrieg darf nicht Schule machen. Deshalb ist es richtig, dass die Nato ihre militärische Präsenz im Osten erhöht und Deutschland hier mitmacht.
Nächster mir wichtiger Punkt: Die Ukraine darf von uns - Europa, "der Westen" - nicht in Stich gelassen werden. Sie ist nur zwei Grenzen von Deutschland entfernt und grenzt direkt an Polen und damit an die EU. In den vergangenen Jahren hat sie sich um engere Wirtschaftsbeziehungen mit der EU und sowas wie Freundschaft bemüht - ebenfalls offen missbilligt und torpediert von Putin. Sie hat uns, also "den Westen", offen und aktiv um Hilfe gebeten. Dann jetzt sich hinzustellen und zu sagen: "Der Krieg geht uns nichts an." - NICHT von Dir @FreeStar, aber auch schon hier im Thread geschehen - finde ich persönlich nicht ok.
Die Art der Hilfe ist mir dabei egal, esmuss nicht einmal die von der Ukraine konkret gewünschte Hilfe sein, so lange es eben sichtbar tatsächlich der Ukraine hilft, ihre teritoriale und staatliche Integrität nicht stark einzubüßen. Wenn es dazu auch diplomatische/friedliche Mittel gibt, umso besser, das wäre wunderbar, zeigt sie her. So lange die aber nicht zutage treten bedeutet diese Hilfe auch, der Ukraine zu ermöglichen, den Angriff militärisch abzuwehren.
Es ist ja tatsächlich ein Punkt, der mir an Deinem Vorschlag gefällt: Die Sicherheit, dass die verbliebene Ukraine in die EU aufgenommen wird und die damit zugesicherte Hilfe zum Wiederaufbau. Der Haken dabei ist und bleibt aber: Warum sollte die EU das in dieser Form vollumfänglich tun? Es könnte die Wirtschaftskraft zumindest für eine Weile massiv beeinträchtigen, und es jammern jetzt schon so viele (siehe oben). Und wo bleibt dabei Putin, der den Schaden ja eigentlich verursacht hat?
Kommen wir also zu einer Skizze eines Plans, wie ich ihn mir persönlich - weder Diplomat noch Militärexperte - aktuell vorstelle: Die Ukraine muss so lange wie möglich wehrfähig bleiben, d.h. Waffenlieferungen, die ermöglichen, dass sie die Angriffe abwehren kann. Sobald sie nicht mehr wehrfähig wäre, könnte sie nur noch bedingungslos kapitulieren, und Putin könnte seinen Wunschzettel genüsslich abhaken. Daneben muss Putin immer wieder angerufen oder sonstwie bequatsch werden, dass man international sein Verhalten missbilligt, und wenn er unter den Augen und mit Billigung der Weltgemeinschaft einen Teil seiner Wünsche durchsetzen will, dann muss er einen Vorschlag vorzeigen, der deutliche Abstriche zu seinem ursprünglichen Zielkatalog zeigt, die staatliche und teritoriale Integrität der Ukraine nicht zu stark verletzt, und die Souverenität der Ukraine vollumfänglich wahrt. Dann kann man darüber weiter reden.
Man kann natürlich zusätzlich auch mit Selenskyj reden und ihn etwas zu Abstrichen zu überreden - ihm zusichern, dass man ihm dann beim Wiederaufbau etc. hilft. Aber, wer hier lapidar von "etwas Gebiet" spricht, was die Ukraine doch einfach mal so abgeben solle, der muss sich bewusst machen, dass es sich um etwa 20% der Landesfläche handelt, die Russland für sich fordert, sowie 100% des See-Zuganges. Wenn Deutschland auf analoge Weise 20% im Norden abgeschnitten würden, wäre das wirtschaftlich eine Katastrophe und würde eben überproportional mehr Wirtschaftseinbußen bedeuten.
Du hast ja selbst geschrieben, dass Putin vielleicht mittlerweile "garer gekocht" sei, dass er bei Verhandlungen jetzt drauf verzichten könnte, die Ukrainische Regierung zu stürzen, worauf er nachweislich und offen kommuniziert am Anfang auch aus war. Du meinst also auch, dass Sanktionen und Krieg an Putin nagen und ihn schon etwas gar kochen? Dann kann man meinen Plan zusammenfassen damit zu sagen: Dann müssen wir ihn mit Sanktionen und einer wehrfähig bleibenden Ukraine noch weiter gar kochen, bis er den Wunschzettel akzeptabel zusammengestrichen hat. Über Reparationen bzw. Wiederaufbau muss evtl. auch geredet werden.
Ob und wann damit "Abspann und Streichorchester" erreicht werden, weiß ich ebenso wenig wie Du bei Deinem Vorschlag. Aber es widerstrebt mir, es Putin so einfach zu machen, einen Großteil seiner Wünsche zu erfüllen, ohne, dass er davon irgendwelche weiteren negativen Konsequenzen zu tragen hat - zumindest kamen die in Deinen Schilderungen nicht vor - und bezahlen müssen dann auch ausschließlich andere?