Exkurs: Was ist die Gegenübertragung?
Unter "Gegenübertragung" versteht man in der Psychotherapie die emotionalen, kognitiven und physischen Reaktionen und Resonanzen des Psychotherapeuten/der Psychotherapeutin auf das Gegenüber, d.h. auf den Patienten/die Patientin. Schildert etwa eine Patientin schwere sexuelle Übergriffe, so kann das im Psychotherapeuten Gefühle von Ekel, Angst, Hilflosigkeit, aber auch Aversion, Hass, Enge und Anspannung hervorrufen. Der Therapeut fühlt sich auf einmal haltlos, geht sich selbst verloren und traut seiner Wahrnehmung und seinem Erleben nicht mehr (hysterische Gegenübertragung). Kognitiv ertappt sich der Therapeut dabei, die Welt in Gut und Böse, in Schwarz oder Weiß zu spalten.
Die Gegenübertragung ist ein dynamischen Geschehen in der Beziehung zwischen Psychotherapeut*in und Patient*in. Konstruktiv genutzt gibt sie dem Therapeuten/der Therapeutin hilfreiche Hinweise über das Unbewusste des Patienten/der Patientin und ist damit ein wesentliches Diagnostikum. Wenn die Gegenübertragung nicht reflektiert, sondern ausagiert wird, dann kann sie dem Patienten/der Patientin jedoch schaden.
Spaltungsprozesse - wenn die Welt nur noch Gut oder Böse ist
Schön wird in der Dokumentation von SRF auch die Spaltung sichtbar. Spaltungsprozesse, d.h. die Welt nur noch in Gut oder Böse zu erleben, sind grundsätzlich eine völlig gewöhnliche Gegenübertragung auf Traumatisierungen, gehören aber reflektiert, damit ein konstruktiver Umgang damit gefunden werden kann. Dann lässt sich diese Gegenübertragung auch konstruktiv und diagnostisch nutzen.
In mir löst die Debatte und Dokumentation Wut, Angst und sogar Hass aus, mitunter auch Hilflosigkeit, aber auch eine gewisse perverse Faszination für die an Horrorfilme erinnernden Verschwörungstheorien und Urbanen Legenden (Satanismus, unterirdische Tunnel, Pforten, die in Kellergewölbe führen, Masken, das Opfern von Menschen und Tieren, Bluttrinken, Brandopfer). Mein Impuls ist es, mich auf eine Seite zu schlagen und mit einer dualistischen inneren Haltung mitzuagieren. Dabei würde ich dann selbst übergriffig und überengagiert werden.
Video:
Propagandavideo für Verschwörungsnarrative von "DIE KINDERSCHUTZZENTREN":
"Erklärvideo Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen"
In diesem Kurzfilm werden Urbane Legenden und Verschwörungsgeschichten zu ritueller und organisierter Gewalt weiterverbreitet, gefördert von öffentlichen Mitteln und Steuergeldern, dem deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Regression und Realitätsverzerrungen bei Therapeut*innen
Die in der Dokumentation interviewten Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen sind Lehrbuchbeispiele und Warnungen an uns als Psychotherapeut*innen, dass professionelle Helfer*innen immer gefährdet sind, zu regredieren, die Realitätsverzerrungen ihrer Patient*innen zu übernehmen und dabei selbst unbewusst zu reinszenieren, zu agieren oder missbräuchlich und psychisch gewaltvoll zu werden. Damit werden die Helfer*innen-Blasen, welche dem Verschwörungsnarrativ anhängen, selbst dem ähnlich, was sie zu bekämpfen glauben und handeln spaltend und sektiererisch.
Professionelle Helfer*innen, die an die Verschwörungstheorien der satanistischen rituellen Gewalt glauben, bewegen sich zu sehr in ihrer Blase und erleben keine Korrektur ihres paranoiden Weltbildes mehr bzw. wehren sie diese ab. Sie schaden dadurch ihren Patient*innen, weil sie Gaslighting betreiben. Die Thematik zeigt auf, wie wichtig lebenslange Supervision ist und wie sehr Traumen anstecken können.
Narzissmus am Beispiel der Verschwörungstheorie der Rituellen Gewalt
Therapeut*innen, die von ihren Patient*innen, Schüler*innen und der medialen Öffentlichkeit idealisiert werden, bekommen zudem Macht. Genau diese Macht gefährdet nun die idealisierten Therapeut*innen. Denn Macht ist eine Verführerin zum Missbrauch. Wer Macht hat, missbraucht diese gerne. Ich setze dann als Therapeut*in meine Macht nicht mehr zum Wohle meiner Patient*innen ein, sondern für andere Zwecke und Beweggründe.
Wenn Traumatherapie traumatisiert
Therapeut*innen radikalisieren sich dann im Laufe der Zeit immer mehr, sie verlieren jeden inneren Halt, ihre Zentriertheit und Erdung und neigen fortan zur Hysterie, zur Dramatisierung, zum Grenzenlosen, aber auch zum Überschreiten von Grenzen und zu schweren psychischen Übergriffen und Gewalttaten. Sie traumatisieren ihre Patient*innen und deren Familien oft schwer – und das im Namen der Traumatherapie.
Ich spreche niemandem sein Trauma ab, und wir müssen als Psychotherapeut*innen die Traumafolgesymptome und das Leiden unserer Patient*innen immer würdigen und ernst nehmen. Jedoch haben wir zugleich auch sehr phänomenologisch und hermeneutisch vorzugehen, was die Inhalte, Bilder, Assoziationen und Traumafolgesymptome betrifft. Traumaerinnerungen sind lediglich eine Landkarte. Eine Landkarte aber darf niemals mit der Realität, mit Historizität oder Geschichtsschreibung verwechselt werden.
"Das ganz normale Böse" (Hannah Arendt) ist schlimm genug, findet meist innerhalb von Partnerschaften und Familien statt, oder in Freikirchen und Sekten, im Menschenhandel, der illegalen Prostitution von Kindern, Menschen und Tieren. Auch gibt es schwere sexuelle Gewalt, die mit Ritualen verknüpft ist.
Das ist heftig, tragisch, verstörend und abgründig, wird meist gar nicht oder viel zu spät erkannt oder verschwiegen, und die Opfer werden nicht selten zu Täter*innen gemacht oder nicht ernst genommen.
ABER: Wie oben erwähnt, gibt es keine Beweise und Belege für eine satanistische Unterwelt oder geheime Zirkel und Kulte, welche Kinder und Erwachsene missbrauchen und umprogrammieren. Es bedarf keiner Verschwörungstheorien, die immer noch eine Ebene an Hysterie und Dramatik daraufsetzen, oder anderer Urbaner Legenden. Anhänger*innen der Verschwörungstheorien schaden mit dem Schüren ihrer Mythen und Narrative unserer therapeutischen Arbeit, die immer einem phänomenologischen und wissenschaftlichen Weltbild verpflichtet ist. Dadurch läuft Psychotherapie Gefahr, nicht mehr ernst genommen zu werden.
Das Verschwörungsnarrativ lenkt außerdem mit seiner Hysterie und Dramatik davon ab, dass es viel psychische, körperliche und sexuelle Gewalt im Alltag gibt.
Den Opfern, wenn sie sich überhaupt Hilfe suchen, wird meist ohnehin nicht geglaubt. Das Verschwörungsnarrativ fördert indirekt diesen Unglauben noch zusätzlich.
Lebenslange Supervision ist wichtig
Supervision sollte uns Psychotherapeut*innen immer eine Haltung der Phänomenologie und Demut vermitteln und uns lehren, dass wir uns unsere Fehler eingestehen dürfen, um daran zu wachsen und uns an ihnen weiterzuentwickeln. Sie soll eine gute Fehlerkultur und gesunde Kultur des Scheiterns fördern, da auf diese Weise verhindert werden kann, dass Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen und Psychiater*innen zu Superhelfer*innen mutieren, die eigene Fehler und Abwehrmechanismen gar nicht mehr erkennen, sondern stattdessen im Außen den Missbrauch bekämpfen.
Video:
Film:
"Bedrohen uns SATANISCHE Super-Eliten
(Satanic Panic, Satanismus, Marcel Polte, Lydia Benecke)"
Angehörige, Väter und Mütter werden durch missbräuchliche Therapeut*innen als Täter*innen abgestempelt. Diese Angehörigen müssen umgehend gesellschaftlich, juristisch und finanziell rehabilitiert werden. Die übergriffigen Therapeut*innen müssen juristisch in die Verantwortung genommen werden, Schadenersatz leisten oder suspendiert werden.
Verschwörungsnarrative unter rennomierten Traumatherapeutinnen von den deutschen Krankenkassen bezahlt, vom deutschen Gesundheitssystem unterstützt
Die Traumatherapeutin Michaela Huber ist davon überzeugt, dass es generationenübergreifende geheime Netzwerke gebe, welche ihre Opfer durch Manipulationen und bewusste Traumatisierungen ("Mind Control Theorie") kontrollieren. U.a. aus diesem Grund wurde Frau Huber auch für den goldenen Aluhut nominiert.
Dies ist bedauerlich, da Frau Huber sehr wertvolle und hilfreiche Ansätze und Methoden für eine wissenschaftlich fundierte Traumatherapie entwickelt hat und das noch immer tut, und der wir in der modernen Traumatherapie viel verdanken. Aber sie hat sich eben in ihrer Blase radikalisiert, so wie das auch viele Sekten, Kulte und Freikirchen tun (Gegenübertragung).
Frau Huber wird von ihren Anhänger*innen geradezu idealisiert, sie habe bereits einige Verschwörungen aufgedeckt. Ihre Narrative sind weit verbreitet und werden meist gar nicht hinterfragt.
Neben Michaela Huber als deutscher Protagonistin der Urbanen Legenden und Gruselmärchen verbreiten auch noch die selbst ernannten Expertinnen und Psychotherapeutinnen Jutta Stegemann und Brigitte Bosse die Verschwörungstheorien des kultischen oder satanistischen Missbrauchs, freilich ohne jede Evidenz.
Die deutschen Behörden, Krankenkassen und beruflichen Ethikkommissionen seien an dieser Stelle aufgerufen, die betroffenen "Expertinnen" in ihre Schranken zu weisen. Ansonsten machen sie sich durch Wegsehen zu Mittätern auf struktureller Ebene. Denn jedes passive Erdulden der Manipulationen eines False-Memory-Syndroms und des psychischen Missbrauchs von Patient*innen vonseiten dieser Traumatherapeutinnen ist Mittäterschaft (siehe unten).
Denn psychischer Missbrauch und Manipulationen von Patient*innen und Gewalt gegenüber deren Angehörigen dürfen miemals von den Krankenkassen finanziert und vom Gesundheitssystem mitgetragen werden.