Rhesusaffen in der Hirnforschung, Makaken im Abgasnebel, Nagetiere im alltäglichen Tierversuch, industrielle Tötung von sogenanntem Nutzvieh...
Nach welchen Kriterien hierarchisieren wir eigentlich Leid?
Wie entscheide ich das für mich; was möchte ich wahrnehmen, was nicht?
Und was bin ich persönlich zu ändern bereit, um Leid zu verringern?
Oder delegiere ich wieder nur? Entwerfe Rachephantasien gegenüber scheinbar gewissenlosen Managern und hoffe, daß endlich mal jemand was tut - einer von denen da oben.
Punktuelle Erregung im Einzelfall, wenn die Tür zum Maschinenraum mal unabsichtlich offensteht und einen Blick hinunter zulässt, ist schön, wenn sie ein Anfang von etwas ist, aber ich sehe uns alle wieder auf dem Sonnendeck sitzen, während der Skandal - der wievielte eigentlich nun? - sich als Rauchwölkchen am Horizont auflöst.
Ich würde mal nicht pauschal unterstellen, dass jene, die das empörend finden, nur diese eine Sache wahrnehmen und sonst nichts, bzw. nicht schon Entscheidungen getroffen haben, die versuchen eine Korrektur zum Guten einzuleiten.
Ich verzichte z.B. seit über zwanzig Jahren auf Fleisch in meiner Ernährung, kaufe mir nur reine Öle für die Kosmetik, die ich selbst zusammenmixe und bin hier zu 100% tierversuchsfrei unterwegs (denn für die Öle braucht es keine Tierversuche), ebenso kann man natürlich auf tierversuchsfreie Naturkosmetik umsteigen, wenn man nicht selbst mixen will usw.
Das machen auch sehr viele Leute, die ich kenne und die diesbezüglich sensibiliert sind. Die einzige Sache, die man nicht beeinflussen kann, ist jene der Tierversuche für die Forschung, zwar gibt es hier schon einige Alternativen (wie Zellkulturen und Biochips), aber hier kann man schon mal festhalten, dass es sich um einen Unterschied handelt, ob ein Tierversuch stattfindet, der entbehrlich oder notwendig ist. Für die Forschung ist er das NOCH, für einen Abgastest hingegen nicht.
Und natürlich macht es ebenso rein subjektiv einen Unterschied, ob Affen betroffen sind, die zu unseren nächsten Verwandten gehören oder eine Maus.
Als Kind haben mich Affen im Zoo immer besonders deprimiert, es war so, als würde ich quasi einen Verwandten hinter Gittern sehen und während andere vergnügt waren, ging ich mit einer Depression aus dem Zoo, darum war ich auch nur zweimal dort. Diese Verwandtschaft ist belegt und kann man nicht kleinreden.
Ebenso lehne ich z.b. Massentierhaltung ebenso ab, wie ich kein Fleisch mehr konsumieren möchte, sehe aber trotzdem einen Unterschied darin, ob jemand Fleisch konsumiert und deshalb ein Tier stirbt, weil man das eben durchaus auch unter "Notwendigkeit" bilanzieren kann, die zudem historisch einwandfrei belegt ist. Menschen sind zwar erst durch den Überfluss zu täglichen Fleischessern geworden und wurde deshalb erst die Massentierhaltung notwendig (die gibt es ja erst weniger als 100 Jahren), aber Abgastests an Affen sind überflüssig und das zu 100%, darum ist und bleibt das ein Skandal.