Reden ist Silber und Schweigen ist Gold

Gerechtigkeit ist für mich höhere Gewalt. Ich glaube nicht an die Ungerechtigkeit, ungerechtes, menschliches Verhalten, ja, das kenn ich, aber ich glaube trotzdem an diese höhere Gerechtigkeit, auf die ich als Mensch keinen Einfluss habe. Und trotzdem will ich sie erkennen und verstehen, zumindest, wenn sie mir widerfährt.

Aber ich darf mir natürlich nicht erwarten, dass auch der andere, mit dem ich verwickelt war und der sich seinerseits von mir verletzt und ungerecht behandelt fühlt, das selbe Interesse verfolgt. Wenn er sich lieber weiter ungerecht behandelt fühlt und seine Gefühle lieber in erfrischender Unterhaltung versenkt, dann muss ich ihm das zugestehen.

Das muss ich akzeptieren lernen.

Würde ich sagen, wenn ich der wär, von dem wir da reden. :rolleyes:


Diese höhere Gerechtigkeit zu verstehen ist etwas, was Menschen seit tausenden von Jahren versuchen, durch Philosophie, durch Religionen, durch alle möglichen Theorien. Man kann an bestimmte glauben und so für sich Frieden finden, aber wirklich wissen kann man es als Mensch nie. :rolleyes:

Wie die andere Person mit dem umgeht, was zwischen Euch passiert ist, ob sie nach irgendwas sucht, das weißt Du, mittlerweile kennst Du die Person gut genug. Du musst anfangen, das, was diese andere Person gefunden hat, ihre Wahrheit und Sicht, zu akzeptieren. Und wenn sie sich nichts fragen will, dann musst Du das ebenfalls akzeptieren.
 
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Wäre ich der, der ich nicht bin, könnte ich es vielleicht auch so sehen:

Ich hab es zugegeben vergleichsweise leicht, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die vom Leben ungerecht behandelt werden und immer wieder an die falschen Menschen geraten und bei denen die Ursache für ihr ungerechtes Schicksal viele Leben zurück liegt, was es ja geben soll.

Ich habe nur dieses eine Leben, brauche nur kurz von meinem Drama wegschauen, mich umdrehen, mein kurzes Leben überblicken und schon hab ich die Antwort. Es braucht keine 15 Minuten Denkarbeit, um zu sehen, wann und wen ich wo in meinem Leben schon ungerecht behandelt habe, um zu begreifen, dass meine Geliebte auch nur Werkzeug eines unfassbaren Gottes war.

Trotzdem ist es auch für mich schwer, das dauerhaft zu akzeptieren, wenn ich meine Vergangenheit wieder ausblende und mich in der Gegenwart einfinde, hoffend auf eine bessere Zukunft. Dann kommt wieder das Gefühl von "ungerecht Behandeltsein". Ich fühle mich so, aber ich bin es nicht wirklich, das weiß ich.

Ein Mensch, dessen Ursachen für die Ungerechtigkeiten, die ihm widerfahren, in einem anderen Leben liegen, hat es 1000mal schwerer als ich, Gerechtigkeit zu erkennen.



So, hokus pokus... jetzt bin ich wieder der... ja, wer zum Henker bin ich jetzt? Ach ja, der, der sich ungerecht behandelt fühlt und sagt: "es ist so, und weiter gehts nicht!"

Oder war ich doch ein anderer? Kenn mi nimma aus. :rolleyes:

Auch, wenn Du für Dich Deine Gerechtigkeit gefunden hast, wird es nichts an der Gerechtigkeit den anderen Person ändern. Sie wird immer ihre eigene haben. Du wirst Deine auch nie dauerhaft an ihre angleichen können, um doch noch einen gemeinsamen Weg zu finden, weil es nicht Deine ist.

Versucht hast Du es ja, Du rennst seit 15 Monaten gegen eine Mauer in der Hoffnung, daß da eine Tür erscheint, aber es ist keine da, es wird nie eine da sein, auch in 15 Jahren nicht, weil es einfach eine Mauer ist, sie hat andere Vorzüge, man kann was aufhängen, einen Kasten dagegen stellen, aber sie ist und wird keine Tür, und wenn Du Dich daran kaputt rennst.
 
Welche Wahrheit willst Du denn finden? Deine hast Du, und die der anderen Person kennst Du ebenfalls. Es gibt sonst nichts zu finden.
Du hast das bekommen, was die andere Person Dir geben kann, mehr kannst Du nicht verlangen, egal, wie sehr Du Dir das wünscht. Es ist nichts anderes da.

Ob Du es verdienst, wegen dem, was Du in Deinem restlichen Leben getan hast, kann Dir keiner beantworten, am allerwenigsten die andere Person, die damit nichts zu tun hat. Frag Gott, er ist wahrscheinlich der einzige, der Dir das sagen kann. Ob Du die Antwort irgendwann bekommst, keine Ahnung. Aber mach Deinen Frieden nicht davon abhängig. Der lässt sich auch ohne Antwort finden, durch Akzeptanz.

Die andere Person wirst Du niemals von ihren Irrtümern überzeugen können, weil es für sie keine Irrtümer sind, sondern die Wahrheit. Für Dich sind es Irrtümer, weil Du ein anderer Mensch bist, Du hast Deine Wahrheit, die für die andere Person wieder ein Irrtum ist. Keiner von Euch hat recht oder unrecht, es ist Eure Wahrheit, die ist einfach so.


Ich glaube an die höhere Gerechtigkeit hinter scheinbaren, vergleichsweise kleinen Ungerechtigkeiten und wenn ich die verstehen kann, gehts mir fast schon wieder gut.
Ist man mal aus der verbindlichen Liebesblase vollständig ausgestiegen, dann gibt es auch keinen Grund mehr, den anderen seine "Vorstellung von" Wahrheit oder Gerechtigkeit zu vermitteln, das glaub ich auch. Da bin ich jetzt auch hingekommen, ja.
 
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Egal, wie auch immer, deine Wahrheit, meine Wahrheit oder unsere Vorstellung davon, immerhin hat ihm seine Spinnerei geholfen, dass ihm das Gefühl, in der Gegenwart ungerecht behandelt worden zu sein, nicht mehr so arg weh tut. Auch ein kleiner Erfolg.
 
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